Kamele könnten tödliches Mers-Virus über Luft übertragen
23.07.2014
Knapp 300 Menschen fielen bisher dem tödlichen Mers-Virus zum Opfer. Saudi-arabische Forscher vermuten, dass Mers (Middle East Respiratory Syndrome) von Kamelen und Dromedaren sogar über die Luft, ganz ohne direkten Kontakt, übertragen werden kann. Ihren Untersuchungen zufolge könne das Virus aber nur kurze Zeit in der Luft stabil bestehen, wie die Forscher im Fachmagazin „mBio“ der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie berichten. Die Wissenschaftler wiesen das Erbgut des gefährlichen Erregers in der Luft eines Stalls mit an Mers erkrankten Dromedaren nach.
Mers endete bisher für 288 Patienten tödlich
Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind bis Mitte Juli über 830 Menschen an Mers erkrankt, für mindestens 288 Patienten endete die Infektion tödlich. Zu Beginn tritt Mers als grippeähnliche Erkrankung auf. In schweren Fällen kann innerhalb der ersten Woche eine Lungenentzündung (Pneumonie) auf, die sich im weiteren Verlauf zu einem akuten Atemnotsyndrom entwickeln kann. Häufig leiden Mers-Patienten zudem an Durchfall und in schweren Verläufen manchmal an Nierenversagen. Von den bisher dokumentierten Fällen traten die schwersten Krankheitsverläufe bei Personen mit Vorerkrankungen wie Krebs, Immunsuppression oder Diabetes auf. Das Mers-Virus zählt zu den Coronaviren, zu denen auch das Sars-Virus und viele Erkältungsviren gehören.
Als Hauptüberträger der Mers-Viren auf den Menschen gelten Kamele. Zudem könnten auch Fledermäuse den gefährlichen Erreger übertragen. Die Forscher um Esam Azhar von der King Abdulaziz University in Dschidda konzentrierten sich bei ihrer Untersuchung auf Kamele. In einem Stall nahmen sie im vergangenen November an drei aufeinanderfolgenden Tagen Luftproben, da der 43-jährige Besitzer an Mers gestorben und zuvor vier seiner Dromedare ebenfalls erkrankt waren. Einem der Tiere hatte der Mann zuvor ein Medikament über die Nase des Tieres verabreicht.
Mers-Virus bleibt nur für kurze Zeit stabil in der Luft
Laut Angaben der Forscher konnten nur in der ersten Probe Fragmente des Virus-Erbguts nachgewiesen werden. Diese sei an einem Tag genommen worden, an dem eines der Tiere im Stall positiv auf Mers getestet worden war. Die anderen Luftproben waren jedoch nicht mit dem Virus belastet. Die Forscher folgern daraus, dass das Virus in der Luft nur kurze Zeit stabil und vermehrungsfähig bleibt.
Weitere Untersuchungen hätten ergeben, dass die gefunden Erbgut-Fragmente exakt mit dem des Mers-Virus des erkrankten Mannes übereinstimmten, berichten Azhar und sein Team im Fachmagazin. Es müsse dringend detaillierter überprüft werden, ob und wie die Übertragung der Viren über die Luft möglich sei. Den Forschern zufolge, habe eine Vermehrung des Virus über die Luft im Labor zunächst nicht funktioniert. Eine Vermutung ist, dass es während des Labortests nicht mehr ausreichend ansteckend war. Andere Laborstudien hätten aber bereits ergeben, dass das Mers-Virus in der Luft und auf Oberflächen unter bestimmten Voraussetzungen stabiler sei als das Influenza-A-Virus H1N1.
Die Forscher raten Schlachthausmitarbeitern und Kamelpflegern Handschuhe, Atemmasken und Schutzkleidung zu tragen. Kamelmilch solle nur pasteurisiert, Kamelfleisch nur gut durchgegart verzehrt und der Kontakt zu kranken Tieren generell vermieden werden.
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