Sich auf das Wesentliche konzentrieren: Softwareriese „SAP“ will hunderte Autisten einstellen
21.05.2013
Wie der Softwarekonzern SAP am Dienstag mitteilte plant das Unternehmen in den kommenden Jahren hunderte Autisten einzustellen. Bis 2020 soll ein Prozent der derzeit 65.000 Stellen bei SAP mit Menschen mit einer autistischen Störung besetzt werden. Das Unternehmen habe 2011 bereits positive Erfahrungen in einem Pilotprojekt im indischen Bangalore gemacht. In den betroffenen Abteilungen habe sich sowohl die Produktivität als auch die Kundenzufriedenheit erhöht.
„SAP“ schätzt besonderen Fähigkeiten von Autisten
SAP sieht seine zukünftigen Mitarbeiter vor allem in den Bereichen Programmierung, Software-Tests und Qualitätssicherung. Im IT-Bereich könnten Autisten ihre besonderen Fähigkeiten zugute kommen wie Akribie, Detailgenauigkeit, ein hervorragendes Gedächtnis und ihre spezielle Art logisch zu Denken, erklärte Friedrich Nolte vom Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Was bei Betroffenen im alltäglichen Umgang häufig krankhaft erscheinen würde, sei ideal um Software oder technische Geräte zu testen. Leider würden sich bislang nur wenige Großkonzerne mit dem Thema beschäftigen, so Nolte.
SAP plant bis 2020 ein Prozent seiner Stellen mit Autisten zu besetzen. Das entspricht etwa dem Anteil der Bevölkerung, der an Autismus leidet. Derzeit würden bereits Stellen in Irland an Menschen mit einer autistischen Störung vergeben, so der Konzern. Auch Deutschland und die USA sollen bis zum Jahresende folgen. SAP arbeitet mit der dänischen Initiative „Specialisterne“ zusammen, die eine Million nicht intellektuell beeinträchtigte Autisten ins Arbeitsleben bringen möchte.
Auch andere Unternehmen wie die IT-Firma „Auticon“ in Berlin beschäftigen Autisten. Bis Ende 2013 sollen 20 der 28 Stellen mit Autisten besetzt werden, denn das Unternehmen möchte „die speziellen Fähigkeiten von Asperger-Autisten im Bereich Qualitätsmanagement nutzen und fördern“.
Autisten haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt
In der Regel haben es Menschen mit autistischer Störung sehr schwer auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt auch für die milde Form von Autismus, dem Asperger-Syndrom. Wie Matthias Dalfert, Professor für angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule Regensburg, gegenüber der „dpa“ erklärte, arbeiten nur rund fünf Prozent der Autisten auf dem Arbeitsmarkt, beim Asperger-Syndrom seien es 20 Prozent. „Mit entsprechender Förderung könnte die Zahl dreimal so hoch sein.“
Auch Maria Kaminski, Vorstandvorsitzende des Verbands Autismus, bestätigte gegenüber der Online-Ausgabe der „Frankfurter Rundschau“, dass es für Autisten immer noch sehr schwierig im Arbeitsleben sei. „Wir sind froh über jeden Arbeitsplatz für Menschen mit Autismus.“ Für die SAP-Mitarbeiter sei wichtig zu wissen, was Autismus sei. Meist benötige ein Autist einen Assistenten, der sich um ihn kümmere, so Kaminski. Menschen mit einer autistischen Störung könnten häufig nicht wie andere sozial interagieren und kommunizieren, so dass Teamarbeit schwierig sei. Ein Assistenten könne dem Autisten jedoch dabei unterstützen, seine Arbeitsumgebung besser zu verstehen. SAP kündigte bereits an, Mitarbeiter speziell auszubilden, um sich um die Belange der Autisten zu kümmern. (ag)
Bild: Pierroa / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.