Vasektomie: Sterilisation lässt sich rückgängig machen, bedingt jedoch ein erhöhtes Prostatakrebs-Risiko
14.07.2014
Die Vasektomie (Sterilisation des Mannes) hat als Verhütungsmethode in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Doch noch immer herrschen hier viele Unsicherheiten – insbesondere in Bezug auf drohende gesundheitliche Folgen und die Optionen bei einem späteren Kinderwunsch. Die aktuellen Berichte über eine Erhöhung des Prostatakrebs-Risikos nach erfolgter Vasektomie haben zusätzliche Zweifel an dieser Verhütungsmethode geweckt.
Immer mehr Paare haben sich in den vergangenen Jahren für eine Sterilisation des Mannes als Verhütungsmethode entschieden, da diese ohne die dauerhafte Einnahme von Hormonen auskommt und die drohenden Nebenwirkungen im Vergleich zur Anti-Baby-Pille relativ gering erscheinen. Im Zuge der Vasektomie werden die Samenleiter des Mannes durchtrennt und es können keine Spermien mehr abgeben werden. Theoretisch lässt sich der Eingriff auch wieder rückgängig machen. Die sogenannte Refertilisierung erfolgt dabei in einer mikrochirurgischen Operation, bei der die Samenleiter (Vasovasostomie) wieder verbunden oder an ein Nebenhoden-Kanälchen (Vaso-Epididymostomie) angebunden werden, berichtet das Nachrichtenmagazin „Focus Online“. Die Zeugungsfähigkeit lasse sich auf diese Weise meist wieder vollständig herstellen.
Vermehrt schwere Prostatakarzinome nach erfolgter Vasektomie
Letztendlich besteht mit Hilfe der Refertilisierung durchaus die Option, auch nach erfolgter Vasektomie wieder Kinder zu zeugen, was vielen Paaren ihre diesbezügliche Unsicherheit nehmen kann. Die Hinweise auf eine mögliche Erhöhung des Prostatakrebs-Risikos, welche sich aus einer prospektive Studie im „Journal of Clinical Oncology“ ergeben, wecken jedoch neue Zweifel an der Sicherheit dieser Verhütungsmethode. Der Zusammenhang sei vor allem bei aggressiven Tumoren besonders deutlich ausgefallen, berichtet das „Deutsche Ärzteblatt“ unter Berufung auf die aktuelle Studie der US-Wissenschaftlerin Lorelei Mucci von der Harvard School of Public Health in Boston. Sie hatte einen Anstieg der Wahrscheinlichkeit eines Prostatakarzinoms um zehn Prozent festgestellt. Als Datenbasis nutzte das Team um Mucci die Angaben zu knapp 50.000 Männern aus der Health Professionals Follow-up Studie, wobei zwischen 1986 und 2010 mehr als 6.000 der Männer an Prostatakrebs erkrankten.
Weitere Studien zum Prostatakrebs-Risiko nach Vasektomien erforderlich
Der festgestellte Zusammenhang zwischen dem Prostatakrebs-Risiko und der Vasektomie war aus epidemiologischer Sicht zwar relativ gering, jedoch insgesamt signifikant, berichtet das „Deutsche Ärzteblatt“. Zudem sei der Zusammenhang in einer der qualitativ hochwertigsten Kohorten nachgewiesen worden. Nach der Sterilisation habe sich das Risiko sogenannter Low-Grade-Tumor nicht erhöht, aber das Risiko der High-grade-Karzinom (Gleason-Score 8 bis 10) sei bei sterilisierten Männern um ganze 22 Prozent gestiegen, schreibt das Fachblatt weiter. Darüber hinaus seien Männer nach der Vasektomie häufiger an einem tödlichen Karzinom erkrankt. Worauf dieser Zusammenhang zurückzuführen ist, wird in der aktuellen Studie nicht deutlich. Hier scheinen dringend weitere Untersuchungen erforderlich, um zu einer abschließenden Bewertung zu gelangen. (fp)
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