Gesundheit der Deutschen: Viele Dicke mit Diabetes und Psycho-Stress
15.06.2012
Laut des zweiten bundesweiten Gesundheitssurvey für Erwachsene (DEGS), der am Donnerstag vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin vorgestellt wurde, gibt es immer mehr Fettleibige in Deutschland. Zudem zeigten die Zahlen, dass auch die Diabetes-Erkrankungen sowie psychische Leiden zugenommen hätten. Damit wurde bei den Wohlstanderkrankungen seit 1998 bislang keine Trendwende erreicht.
Schlechter Gesundheitszustand vieler Deutsche hängt auch mit Bewegungsmangel zusammen
Die Zahlen sind erschreckend. Inzwischen ist jeder vierte Deutsche zu dick. Im Vergleich zum Jahr 1998 hat Fettleibigkeit, Diabetes und Psycho-Stress sogar noch zugenommen. Eine Ursache sieht das RKI in zu wenig Sport und Bewegung. Laut dem zweiten bundesweiten Gesundheitssurvey für Erwachsene (DEGS) sind fast ein Viertel der Männer und Frauen bei einem Body-Mass-Index von über 30 fettleibig. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zeigte sich besorgt und forderte die Krankenkassen auf, ihre Präventionsmaßnahmen zu überdenken. Es müssten mehr Menschen davon überzeugt werden, dass gesundheitsbewusstes Verhalten einen großen Vorteil für sie habe, „aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger“.
Für Bärbel-Maria Kurth vom RKI sind die Zahlen zum Thema Übergewicht „eine ernüchternde Erkenntnis“. Sie habe derartige erschreckende Ergebnisse nicht erwartet. „Das ist kein Schönheitsaspekt mehr. Da geht es um mögliche Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislaufprobleme.“ Die Wissenschaftler ermittelten, dass zwei Drittel der deutschen Männer und über 50 Prozent der Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 25 übergewichtig sind. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen ist der Trend zum Übergewicht nicht zurückgegangen. Inzwischen ist sogar ein Viertel der Bürger mit einem BMI über 30 stark fettleibig. Diese Entwicklung ist jedoch neu. Für die Ermittlung des BMI wird das Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt.
Diabetes-Erkrankungen nehmen zu
Laut RKI sind häufig mehr Menschen aus unteren sozialen Schichten von Übergewicht betroffen. Parallel nimmt auch die Zahl der Diabetes-Erkrankungen zu. Während 1998 noch 5,2 Prozent der Bürger an Diabetes litten – die meisten Fälle beziehen sich auf den durch ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel provozierten Typ 2-Diabetes – sind es heute bereits 7,2 Prozent. Frauen sind mit 7,4 Prozent häufiger von der Stoffwechselerkrankung betroffen als Männer.
Auch im Bereich der psychischen Erkrankungen wie Depressionen nahm die Zahl der Betroffenen stark zu. Inzwischen berichtet jede dritte Frau und fast jeder vierte Mann davon, bereits mindestens einmal an einer psychischen Störung gelitten zu haben. Depressionen treten hauptsächlich in den niedrigen Bildungs- und Einkommensschicht auf. „Es gibt Hinweise, dass bei bestimmten psychischen Störungen gewisse Zunahmeeffekte zu erwarten sind“, erklärte Hans-Ulrich Wittchen von der TU Dresden ein. „Das ist aber sicherlich keine Epidemie der Depression.“
Positive Entwicklungen zeigten sich in der Gruppe der leicht übergewichtigen Menschen. Diese nahm genauso ab wie die Zahl der Bewegungsmuffel. „Insgesamt scheint das Sportniveau in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen zu sein“, wie aus dem Survey hervorgeht. Immerhin drei Viertel der männlichen und knapp zwei Drittel der weiblichen Bürger zwischen 18 und 79 Jahren erklärten, dass sie mindestens einmal pro Woche Sport treiben würden. Im Vergleichsjahr 1998 waren es 13 Prozent der Männer und 16 der Frauen weniger. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät zu 2,5 Stunden anstrengender Bewegung in der Woche. Dieses Pensum erreichen jedoch vier Fünftel der Deutschen nicht.
Für die Untersuchung wurden im Zeitraum von 2008 bis 2011 die Gesundheitsdaten von 8.152 Erwachsenen analysiert. Fast die Hälfte war bereits bei der ersten Erhebung 1998 dabei.
Fettleibigkeit ist gefährlich und führt zu schweren Erkrankungen
Zahlreiche Wohlstandskrankheiten stehen im direkten Zusammenhang zu Übergewicht. So zählt starke Fettleibigkeit, Adipositas, als hoher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Häufig kommen Erkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck hinzu, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung, das sogenannte metabolische Syndrom, nochmals drastisch erhöhen.
Bei Fettleibigkeit besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für Typ 2-Diabetes, Brustkrebs, Schlaganfälle, Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Herzinfarkte, Reflux, Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom, Arteriosklerose, Gallenblasenerkrankungen, Arthrose, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen und Gicht. Steigt der BMI über 30, wird das Krankheitsrisiko drastisch erhöht. Hinzu kommen weitere gravierende Folgeerscheinungen von Fettleibigkeit. So erhöht sich auch das Risiko für verminderte kognitive Leistungsfähigkeit und Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Hinzu kommen seelische Probleme, unter denen Betroffene häufig aufgrund der Adipositas leiden. (ag)
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Bild: Thommy Weiss / pixelio.de
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