Atomare Katastrophe und die möglichen Folgen für die Gesundheit
14.03.2011
Noch immer ist unklar, wie groß die atomare Katastrophe in Japan ist. Beinahe im Minutentakt erreichen die Menschen neue Schreckensnachrichten aus dem japanischen Katastrophengebiet. Kann die Kühlung der betroffenen Reaktoren der Atomanlagen in Fukushima nicht wieder hergestellt werden, so drohen eine Kernschmelzen. Die radioaktive Kontaminierung hätte für die Menschen in Japan verehrende gesundheitliche Folgen. In der Berichterstattung der Medien fallen immer wieder Fachbegriffe, die kaum von Nicht-Experten verstanden werden. Aus diesem Grund haben wir ein Glossar zusammen gestellt, um die wichtigsten Begriffe zu erläutern.
Was bedeutet Kernschmelze?
Fällt die Kühlung und sämtliche Notkühlsysteme eines Atomreaktors über einen gewissen Zeitraum aus, kann eine Kernschmelze in Gang gesetzt werden. Physiker sprechen in diesem Zusammenhang von einem nicht mehr umkehrbaren Prozess. Die Brennstäbe, in denen sich radioaktiver Brennstoff befindet, erhitzen sich derart stark, so dass sie ihre ursprüngliche Form verlieren und schmelzen. Bei einem solchen sehr kritischen Vorgang kann hochradioaktives Material unkontrolliert aus dem Atomreaktor in die Umwelt gelangen und die Gesundheit von Mensch und Tier in hoher Weise gefährden. Denn die schmelzende Masse kann sich durch die Stahlwände des Reaktorbehälters förmlich fressen. Eine große Gefahr besteht zum Beispiel deshalb, weil die radioaktive Masse bis in Grundwasser gelangen kann, weil sich die Masse in den Boden brennt. Sind die Behälter und das Gebäude beschädigt, gelangen radioaktive Stoffe auch in die Atemluft und kontaminieren somit den Sauerstoff. Ähnliches hatte sich bei der atomaren Katastrophe in Tschernobyl ereignet. Damals wurde das Gebäude durch eine Explosion beschädigt. In Japan versucht man nun mit Hilfe von Meerwasser eine Kühlung von außen zu erreichen. Zudem versucht man den Druck im Reaktor stark abzusenken. Grundsätzlich kann jeder Reaktortyp von einem solchen Vorgang betroffen sein.
Was ist Radioaktivität?
Als Radioaktivität bezeichnet die Eigenschaft mancher Stoffe, sich unter Freisetzung von Energie im andere Atomkerne spontan umwandeln. In der öffentlichen Debatte werden die Begrifflichkeiten Radioaktivität und Strahlung oftmals verwechselt. Mit dem Begriff wird vor allem in Medienberichten nicht das Material sondern die Strahlung gemeint. Die radioaktive Energie wird in Alpha, Beta oder Gammastrahlen abgegeben. In geringen Konzentrationen kommt Radioaktivität auch in der natürlichen Umgebung vor. Radioaktivität entsteht aber auch bei der Kernumwandlungen in Atomanlagen. Eine radioaktive Belastung kann von den Sinnesorganen des Menschen nicht erfasst werden. Radioaktive Stoffe können beim Menschen das Erbgut im hohen Maße schädigen und zu Missbildungen von Neugeboren führen. Zudem wird das Entstehen von Krebserkrankungen stark begünstigt.
Strahlenkrankheit
Die Strahlenkrankheit ist eine direkte Folge einer radioaktiven Verstrahlung. Die Strahlen zerstören hauptsächlich menschliche Körperzellen. Die Auswirkungen der Strahlenkrankheit hängen immer von der Dauer und der ausgesetzten Strahlendosis ab. Um so höher und länger die Dosis auf den Menschen einwirkt, um so schlimmer sind auch die Auswirkungen auf die Gesundheit. Typische Symptome einer akuten Strahlenkrankheit sind Verbrennungs- ähnliche Zustände der Haut, Haarausfall, starke Rötungen, Fieber, Übelkeit, innere Blutungen und Blutarmut. Ein offensichtliches Merkmal einer schwerwiegenden Strahlenkrankheit ist zudem das offensichtliche Auflösen der Haut am ganzen Körper des Patienten. Um so höher und länger die Strahlenbelastung erfolgte, um so geringer fallen auch die Überlebenschancen aus. War die Dosierung im Verhältnis niedrig, so können Spätfolgen entstehen, die nach der Kontaminierung zunächst nicht offen sichtbar sind. Vor allem Schilddrüsenkrebs und Leukämie sind typische Folgeerkrankungen einer radioaktiven Verseuchung.
Was ist Cäsium
Cäsium kommt in niedriger Menge auch in der Natur vor. Das radioaktive Isotop Cäsium 137 ist ein Produkt der Kernspaltung. Gelangt das Element durch die Abluft oder das Grundwasser in die Umwelt, so wird es von Pflanzen und Tieren aufgenommen. Aus diesem Grund sind Dosen in Milch, Fleisch, Pilzen und Fisch nachweisbar. Wird der Mensch einer hohen Dosis von Cäsium 137 ausgesetzt, so können das Muskelgewebe und die Nieren nachhaltig geschädigt werden.
Internationale Bewertungsskala „Ines“
Ines (International Nuclear Event Scale) ist eine international gültige Bewertungsskala, die Störfälle oder atomare Unfälle einheitlich kategorisiert. Die Skala reicht von 0 bis 7. Bei der niedrigsten Stufe handelt es sich um sicherheitstechnische Fehler, die zunächst keine relevante Bedeutung für den Menschen hat. Bei der höchsten Stufe handelt es sich um den sogenannten atomaren „Supergau“, bei dem schwere Auswirkungen für die Gesundheit für Tier und Mensch im weiteren Umfeld nicht mehr verhinderbar sind. Die Bewertungsskala 7 wurde zuletzt bei dem folgenschweren Reaktorunglück in Tschernobyl ausgerufen. Sieben bedeutet: Schwerste Freisetzung, Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld, Gesundheitliche Spätschäden über große Gebiete, ggf. in mehr als einem Land. In Japan wurden zwar ein atomarer Notstand ausgerufen, allerdings nicht der Supergau. Nach derzeit vorliegenden Informationen wird der atomare Störfall mit Vier der Ines-Skala beziffert.
Brennstoff Plutonium
Das extrem gifte und hochradioaktive Schwermetall Plutonium wird in Atomkraftwerken als Brennstoff eingesetzt. Plutonium entsteht zudem in jedem Reaktor als Nebenprodukt aus einer Spaltung von Uran-Atomen. Umweltschützer kritisieren in diesem Zusammenhang immer wieder, dass ein großes Manko der Atomenergie Plutonium darstellt. Denn die Halbwertzeit des Stoffes beträgt satte 24.000 Jahre. Nach dieser Zeit ist gerade einmal die Hälfte der Radioaktivität gemindert. Wird ein Mensch mit dem giftigen Stoff verseucht, so entstehen schwere Erkrankungen, die auch zum Tode führen können. Plutonium ist stark toxisch und schädigt im besonderen Maße die Nieren. Zudem bindet es Proteine im Blutplasma und lagert sich auch im Knochengewebe und Leber ab. Die für einen Menschen tödliche Dosis liegt sehr wahrscheinlich im zweistelligen Milligrammbereich. Bei Hunden reicht bereits nachgewiesener Maßen eine tödliche Dosis von 0,32 mg/kg Körpergewicht aus.
Was ist ein Supergau?
Von einem Supergau spricht man, wenn der „Super größte anzunehmende Unfall“ eines Atomreaktors stattfindet. Der absolute Supergau tritt dann ein, wenn der Mensch den atomaren Störfall nicht mehr kontrollieren kann. In Folge dessen sprechen Politiker und Medien von einem Supergau. Der letzte Super-Gau fand wiederum 1986 im ukrainischen Tschernobyl statt. Laut INES Richtlinie wurde der Unfall mit der Kategorie Sieben eingestuft. In Japan werden die Störfälle derzeit mit der Bewertung Vier eingestuft. Das bedeutet: „Geringe Freisetzung von Strahlen der Bevölkerung etwa in der Höhe der natürlichen Strahlenexposition.“ Von einem Supergau in Japan kann demnach laut der verfügbaren Informationen momentan nicht ausgegangen werden. (sb)
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Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
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