Mit Eigenbluttherapie können viele Beschwerden gelindert werden
27.11.2013
Die Eigenbluttherapie ist ein fester Bestandteil der Naturheilkunde. Sie wird unter anderem zur Stärkung des Immunsystems, bei Asthma und Durchblutungsstörungen angewendet. Darüber hinaus soll die Gabe von Eigenblut sogar bei schweren Erkrankungen – ergänzend zu anderen Behandlungsverfahren – einen positiven Effekt haben. Das entnommene Blut wird dem Patienten dabei entweder behandelt, angereichert oder ohne Zusätze injiziert.
In der Naturheilkunde werden zahlreiche Erkrankungen mit Eigenbluttherapie behandelt
Die Eigenbluttherapie zählt zu den sogenannten Reiztherapien. Das sind Therapien, bei denen der Patient gezielt mit Reizen wie Kälte, Wärme oder homöopathischen Mitteln behandelt wird. Der Reiz veranlasst den Körper dazu, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Bei der Eigenbluttherapie besteht der Reiz in einer geringen Menge eigenen Blutes, das vom Körper als „fremd“ identifiziert wird. Ziel ist es zur Überwindung des Reizes, den Heilungsprozess anzustoßen.
Das Naturheilverfahren wird nicht nur von Heilpraktikern sondern auch von vielen Ärzten angewendet, um unterschiedlichste Erkrankungen zu behandeln. Dabei kann die Eigenbluttherapie als einzige Behandlungsmethode oder ergänzend zu Medikamenten oder Therapiemaßnahmen erfolgen. Einen wissenschaftlichen Beleg über die Wirksamkeit der Methode gibt es bisher jedoch nicht.
Wie funktioniert die Eigenbluttherapie?
„Es werden ein bis fünf Milliliter Blut aus der Armvene des Patienten entnommen", erläutert Ulrich Sümper, Präsident des Bundes deutscher Heilpraktiker in Warendorf, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Anschließend wird das Blut meist in den Gesäßmuskel injiziert. Dann bildet sich ein Bluterguss (Hämatom) mit einer Blutansammlung, die vom Körper aufgenommen wird. „Das eigene Blut wird vom Körper als ‘fremd’ angesehen und löst eine Immunreaktion aus", berichtet Sümper. „Das stimuliert die körpereigene Abwehr.“ Meist umfasst die Reiztherapie insgesamt bis zu zwölf Sitzungen, die zweimal pro Woche stattfinden.
Bei der Eigenbluttherapie werden zwei verschiedene Methoden der Ausführung unterschieden. Entweder wird Blut aus der Armvene entnommen und anschließend dem Patienten – behandelt oder unbehandelt – injiziert, oder es wird ein kleiner Tropfen Kapillarblut aus der Fingerbeere entnommen, das anschließend zur oralen Aufnahme entsprechend der homöopathischen Vorschriften aufbereitet wird.
Das Eigenblut kann unbehandelt, mit einem homöopathischen Mittel aufbereitet oder homöopathisch potenziert werden. Neben der kleinen Eigenbluttherapie gibt es zahlreiche weitere Varianten. So wird das Eigenblut bei der sogenannten großen Eigenbluttherapie, bei der größere Mengen Blut abgenommen werden, mit Ozon oder Sauerstoff versetzt und kann mit UV-Licht bestrahlt werden.
Eigenbluttherapie wird meist nicht von der Krankenkasse übernommen
In Deutschland zählt die Eigenbluttherapie nicht zu den regulären Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Einige private und gesetzliche Versicherer haben jedoch entsprechende Angebote. Für eine Sitzung fallen etwa 15 Euro an.
Häufig wird die Eigenbluttherapie als sogenannte iGeL-Leistung (individuelle Gesundheitsleistung) abgerechnet. In diesem Zusammenhang untersuchte Silke Thomas vom "Igel-Monitor", einem Bewertungsdienst dieser individuellen Gesundheitsleistungen, der Patienten als Entscheidungshilfe dienen soll, die Eigenbluttherapie im Hinblick auf die Wirksamkeit bei Sehnenreizung (Tendinopathie). Sie kam zu dem Urteil, dass das Verfahren wegen fehlendem Wirksamkeitsnachweis und gleichzeitig möglichem Schadenspotential „tendenziell negativ"zu bewerten ist.
„Patienten sollten ihren behandelnden Arzt mit unserer Bewertung konfrontieren und sich kritisch damit auseinandersetzen", erläutert Thomas gegenüber der Nachrichtenagentur. Kontraindiziert ist die Eigenbluttherapie bei Gerinnungsstörungen, Venenentzündungen oder der Einnahme des Blutgerinnungshemmers Marcumar. Der behandelte Arzt oder Heilpraktiker wird deshalb vor der Behandlung die Gegenanzeigen mit dem Patienten besprechen.
„Wichtig ist, dass die Behandlung unter üblichen Hygienestandards und sicherer Beherrschung der korrekten Injektionstechnik erfolgt – insbesondere wenn man intramuskulär injiziert", berichtet Rainer Stange von der Abteilung für Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus in Berlin gegenüber der Nachrichtenagentur. Eine Injektion bedeutet einen Einstich und damit eine Verletzung des Körpers. An der Einstichstelle kann es zu Infektionen kommen. So infizierten sich 54 von 352 Eigenbluttherapie-Patienten aufgrund mangelnder Hygiene mit Hepatitis, wie das Fachblatt „Arznei-Telegram“ berichtet.
Wirksamkeit der Eigenbluttherapie ist nicht bewiesen
Obwohl die Eigenbluttherapie den wissenschaftlichen Beleg für ihre Wirksamkeit bisher schuldig geblieben ist, setzen einer Umfrage zufolge bundesweit rund 75.000 Ärzte auf das Behandlungsverfahren. „Da ist sicher auch eine suggestive Wirkung dabei", sagt Professor Detmar Jobst vom Universitätsklinikum Bonn gegenüber der Nachrichtenagentur. „Aber jede ärztliche Maßnahme hat einen Placeboeffekt." So ist zwar bei vielen Patienten eine Besserung ihrer Beschwerden erkennbar, welche medizinischen Vorgänge dahinterstecken, ist jedoch unbekannt. „Es gibt Leiden, bei denen man dem Patienten etwas anbieten muss", so Jobst „Etwa, wenn er für andere Therapieformen nicht zugänglich ist."
Heilpraktiker und Ärzte, die die Eigenbluttherapie anwenden, sind sich im Klaren über den fehlenden Wirksamkeitsbeweis und kennen die Grenzen der Methode. „Die Eigenbluttherapie eignet sich nicht als alleinige Behandlungsform bei schweren akuten oder lebensbedrohlichen Erkrankungen", informiert der Bund deutscher Heilpraktiker.
Bislang haben sich nur einige kleinere Studie mit dem Therapieverfahren beschäftigt. Für ein aussagekräftiges Ergebnis müssen umfangreiche Untersuchungen stattfinden, zu denen beispielsweise Tierversuchsreihen und Vergleichstests mit vielen Probanden gehören. Stange sieht vor allem in dem geringen wirtschaftlichen Interesse die Ursache für die fehlenden Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Eigenbluttherapie. Während bei Medikamenten Pharmahersteller ein großes Interesse an der Forschung hätten, fehle dies bei dem Therapieverfahren. Er habe diese Behandlungsmethode bereits "Hunderte von Malen gemacht und noch nie eine schwerwiegende unerwünschte Reaktion beobachtet". Eines habe Stange jedoch beobachtet: „Gelegentlich kommt es zu einem kurzfristigen Temperaturanstieg und auch zu grippeähnlichen Gefühlen über zwei bis drei Tage." (ag)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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