Wenn die Naturheilkunde unterschätzt wird: Heilpflanzen keinesfalls immer harmlos
14.01.2013
Heilpflanzen wie Beinwell, Spitzwegerich oder Waldmeister, Bärlauch oder Brennnessel erfreuen sich laut Angaben des Agrar-Informationszentrums Proplanta einer wachsenden Beliebtheit, können unter Umständen jedoch auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Nicht alle natürlichen pflanzlichen Heilmittel seien harmlos. Viele „Kräuter in verschiedenen Darreichungsformen können vor allem bei Überdosierung und bei Kleinkindern Krämpfe oder andere Nebenwirkungen auslösen“, so die Mitteilung von Proplanta.
Das Informationszentrum für Landwirtschaft berichtet unter Bezug auf eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach, dass heute rund 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland Naturheilmittel nutzen, wobei rezeptfreie Phytopharmaka eine wesentliche Rolle spielen. Für die pflanzlichen Heilmittel wurden „laut Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller im Jahr 2011 etwa 1,05 Milliarden Euro ausgegeben“, berichtet Proplanta. Zwei Drittel der Summe seien auf Mittel gegen Husten beziehungsweise Erkältungen entfallen. Obwohl die pflanzlichen Präparate oftmals rezeptfrei verkauft werden, ist Proplanta zufolge auch hier ein gewisses Maß an Vorsicht geboten, denn „harmlos sind sie keinesfalls.“
Heilpflanzen mit vergleichsweise wenig Nebenwirkungen
Insgesamt betrachtet gelten Heilkräuter als vergleichsweise nebenwirkungsarm, doch unter Umstände bringen auch diese ein gewisses Risiko mit sich, so die Mitteilung von Proplanta. Die Heilkraft vieler pflanzlicher Wirkstoffe sei mittlerweile eindeutig wissenschaftlich belegt und zahlreiche Arzneimittel machen sich diese Wirkung seit Jahren zu Nutze. „Einige werden bereits seit längerem von Pharmafirmen chemisch nachgebaut, wie zum Beispiel die Salicylsäure aus der Weidenrinde, die als Acetylsalicylsäure seit über 100 Jahren gegen Kopfschmerzen verabreicht wird“, berichtet Proplanta. Allerdings sei die Gesamtwirkung einer Pflanze oft anders als die eines einzelnen Inhaltsstoffes.
Keine Selbstmedikation mit Heilkräutern bei schweren Erkrankungen
Laut Angaben von Proplanta haben die Heilpflanzen unter Umständen unangenehme Nebenwirkungen, welche schlimmstenfalls durchaus ein Gesundheitsrisiko darstellen können. Als Beispiel nennt das Agrar-Informationszentrum „das Johanniskraut, das sich zwar als Antidepressivum bewährt hat, aber starke Lichtempfindlichkeit und Manien zur Folge haben kann.“ Zudem könne Johanniskraut die Wirkung anderer Medikamente stark herabsetzen. Unerwünschte Schwangerschaften trotz Einnahme der Pille seien hier eine mögliche Folge. Generell sei „bei mittleren bis schweren Erkrankungen ein Gang zum Arzt unumgänglich“, betonte der Mediziner Dr. Heimfried Rüdinger, Gesundheitsexperte bei Proplanta. Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte haben sich mittlerweile auf Naturheilverfahren und Phytotherapie spezialisiert, so dass die bevorzugte Anwendung von Heilpflanzen auch hier meist weiter gewährleistet werden kann. Die von vielen Patienten bevorzugte Selbstmedikation mit Heilkräutern sollte indes insbesondere bei schwereren Erkrankungen möglichst unterlassen werden, berichtet Proplanta.
Heilpflanzen seit Jahrhunderten bewährt
Zwar können auch die natürlichen Heilmittel vor allem bei falscher Anwendung und Dosierung durchaus Nebenwirkungen mit sich bringen, doch in der Regel seien diese „vorbeugend eingesetzt und zur Behandlung leichter Beschwerden sowie zur Stärkung des Körpers und der Abwehrkräfte“ relativ gut geeignet, berichtet der Gesundheitsexperte des Agrar-Informationszentrums. Hier hätten sich die „Heilpflanzen seit Jahrhunderten bewährt.“ Laut Dr. Rüdiger sollte „man aber wissen, was man tut und sich zuvor genau kundig machen.“ (fp)
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