Kleiner Schwedenbitter mit großer Wirkung
Die Tatsache, dass der Schwedenbitter heute häufig auf die Rolle eines Verdauungslikörs nach fettigen Mahlzeiten reduziert wird, wird dem Kräutertrunk kaum gerecht, beachtet man die überlieferten Erfahrungen mit seiner heilkräftigen Wirkung bei einer Vielzahl von Beschwerden und Krankheiten.
Inhaltsverzeichnis
Empfehlungen aus der „Alten Handschrift“ des Dr. Samst
Die Verbreitung über ihre große Heilkraft verdankten die Schwedenkräuter insbesondere Maria Treben (1907-1991), die sich als medizinische Laie zu einer angesehenen Kräuterkundigen entwickelte und deren Kräuterfibel „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ -in mindestens 18 Sprachen übersetzt- zum Welterfolg wurde. Das Rezept zur Zubereitung des „Kleinen Schwedenbitter“ soll danach ursprünglich dem Nachlass des schwedischen Arztes Dr. Samst entstammen, der –nicht zuletzt gestärkt durch seine Schwedenkräuter- kerngesund im Alter von 104 Jahren bei einem Reitunfall ums Leben kam.
Ebenfalls überliefert ist die zugehörige „Alte Handschrift“, die in 46 Punkten den Gebrauch der Tropfen zur Heilung vieler Erkrankungen beschreibt. Darunter finden sich Empfehlungen zur inneren und äußeren Anwendung bei Schmerzen jeder Art, zur Wund- und Narbenheilung, bei Frauenbeschwerden, für die Beseitigung von Magen- und Darmsymptomen, Erkältungskrankheiten, Schwerhörigkeit, Taubheit, innere und äußere Entzündungsprozesse und sogar schwere Infektionskrankheiten (Pest, Blattern, Pocken). Nervlich bedingte Symptome wie Zittern, Lähmungen und Epilepsie sollen genauso kuriert werden wie Erkrankungen zentraler Organe (Herz, Leber, Nieren, Lungen), Depression und Krebs.
„Was bitter ist im Mund, ist innerlich gesund“
Der kleine Schwedenbitter enthält elf Heilkräuter, nämlich Aloe (ersetzbar durch Enzianwurzel oder Wermutpulver), Naturkampfer, Myrrhe, Safran, Sennesblätter, Theriakwurzel (Bibernelle), Rhabarberwurzel, Zittwerwurzel, Manna, Eberwurzwurzel und Angelikawurzel.
Die Hauptwirkung der Mischung ist sicherlich auf die Bitterstoffe (Amara) zurückzuführen, die in nahezu allen Zutaten enthalten sind. Bitterstoffe regen die Verdauung an, indem sie über Geschmacksknospen und Vagusnerv die Sekretion von Speichel, Magensaft, Gallenflüssigkeit und Bauchspeichel erhöhen, was sich zunächst symptomatisch als lindernd bei Völlegefühl, Blähungen und Oberbauchbeschwerden auswirkt, durch die verbesserte Aufschlüsselung der Nahrung und gesteigerte Resorption jedoch den gesamten Stoffwechselprozess optimiert und damit die Selbstheilungskräfte des gesamten Organismus unterstützt. Die Durchblutung sämtlicher Organe wird verbessert, die Leber als „Giftzentrale“ gestärkt. Neben der verdauungsfördernden Kraft besitzen die Schwedenkräuter aber noch weitere spezifische Wirkungen, von denen einige beispielhaft angeführt werden, um dem großen Wirkspektrum des Schwedenbitters ansatzweise gerecht zu werden.
Ist der Schwedenbitter mehr als die Summe seiner Kräuter?
Theriak wird vor allem bei Erkrankungen der oberen Atemwege geschätzt, Eberwurz ist schweißtreibend, die Zittwerwurzel löst Krämpfe und vertreibt Pilze aus dem Darm. Die Angelikawurzel gilt auch als harntreibendes Blasen- und Nierenmittel, während die Aloe dermatologisch hochwirksam ist und zudem Antikörper, Fress- und Killerzellen unseres Immunsystems zu aktivieren vermag. Manna und Sennesblätter wirken stuhlerweichend (günstig bei Analfissuren) und abführend bei hartnäckiger Verstopfung. Natürlicher Kampfer soll eine regulierende Wirkung auf Zustände psychischer und organischer Über- und Unterfunktion besitzen, er wird gern bei Schock, Ohnmacht aber auch Herz- und Kreislaufproblemen eingesetzt. Safran schließlich wirkt tonisierend auf die Geschlechtsorgane, lindert Menstruationsbeschwerden und gilt im Ayurveda als Aphrodisiakum.
Bedenkt man dazu, dass das Ganze immer mehr ist, als die Summe seiner Teile, berücksichtigt also die sich gegenseitig potenzierende (wissenschaftlich noch nicht erfasste) Wirkweise der einzelnen Inhaltsstoffe innerhalb einer Kräutermischung, so wundert es nicht, dass dem Kleinen Schwedenbitter mit Beinamen wie „Universaltropfen“ und „Lebenselexier“ gehuldigt wird. (Dipl.Päd. Jeanette Viñals Stein, Heilpraktikerin, 05.09.2016)
Literatur:
Treben, Maria: „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“, Steyr 1996
„Naturheilpraxis“, Ausgabe 02/2009, „Phytotherapie“
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.