Rauchen Menschen weniger, wenn sie mehr Stress bei der Arbeit haben?
Wissenschaftler der Universität Köln kamen anhand einer Studie zu erstaunlichen Ergebnissen. So würden Menschen, die unter viel Arbeitsstress leiden, weniger Rauchen. Bei einer Studie "Cologne Smoking Study" wurden knapp 200 zum Teil schwer kranke Herz und Lungenpatienten sowie eine Vergleichsgruppe von Probanden befragt. Das Ergebnis verblüffte die Forscher: "Je höher die berufliche Belastung, desto geringer ist die Nikotinabhängigkeit", resümiert Anna Schmidt von der Universität Köln. Das Ergebnis sei erstaunlich, aber lasse viel Interpretationsspielraum, so Schmidt.
Das Team um Projektleiter Professor Dr. Jürgen Wolf, den Sprecher des Virtuellen Instituts für Interdisziplinäre Präventionsforschung in der Medizin (VIIRPM), und seinen Stellvertreter Professor Dr. Holger Pfaff vom dortigen Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), untersuchte stichprobenartig bisher knapp 200 teilweise massiv erkrankte Lungenkrebs- und Herzpatienten und eine Kontrollgruppe. Das Projekt Cologne Smoking Study (CoSmoS) ist laut Interetpräsenz der Fakultät ein Teil des Gesamtprojektes „Psychosoziale Analyse“ und wird getragen und gefördert von der Helmholtz Gemeinschaft. Die Helmholtz Gemeinschaft ist nach eigenen Aussagen mit insgesamt 16 Forschungszentren die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands und hat einen Etat von jährlich drei Milliarden Euro. In der Studie, die von Herbst 2004 bis Herbst 2007 ging, fanden die Forscher heraus, dass der Nikotinabusus sinkt, wenn der Arbeitsstress hoch ist.
Eine große Rolle spielt mit Sicherheit das mittlerweile durchgesetzte Rauchverbot an den Arbeitsplätzen. Wobei dabei nicht geklärt ist, ob die Menschen dann mehr zu Hause in ihrer Freizeit rauchen würden. Ob biochemische Abläufe im Organismus oder Zeitfragen eine Rolle spielen, müssten weitere Studien in der Zukunft zeigen. Die Sicht der Krebserkrankten sei natürlich auch sehr subjektiv, gibt Diplom-Pflegewirtin Anna Schmidt, die auch an der Studie mitgearbeitet hat, zu bedenken.
Zum anderen haben "die Leute keine Möglichkeit mehr zu rauchen, wenn ein Termin den anderen hetzt", so Schmidt. Es würde einfach die Zeit fehlen, eine Zigarette zu rauchen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Vergleichsprobe solle jedoch nicht dazu dienen, Stress als Patentrezept gegen Rauchen einzusetzen. Stress birgt zahlreiche gesundheitliche Risiken für den menschlichen Organismus. Negativ erlebter Stress (Distress) kann nämlich, je nach Dauer und Intensität, zu körperlichen und psychischen Problemen führen. Abschließend kann wohl behauptet werden, Menschen mit vielen Terminen haben einfach zu wenig Zeit, um viel zu rauchen. (sb, Thorsten Fischer, 13.04.2010)
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