Cannabis Konsum kann chronische Nervenschmerzen lindern. Das fand eine kanadische Studie heraus.
(31.08.2010) Gerauchter Cannabis in Form von sogenannten „Joints“ kann chronische Nervenschmerzen lindern. In der vorliegenden Studie ging es erstmals um den gerauchten Konsum von Cannabis und deren medizinischen Nutzen. Marihuana Rauchen lindert Schmerzen, verbessere die allgemeine Stimmungslage und helfe beim Schlafen, so Dr. Mark Ware von der kanadischen McGill-Universität in Montreal gegenüber dem Wissenschaftsmagazin "Canadian Medical Association Journal".
In mehreren anderen Studien wurde bereits der medizinische Nutzen von Cannabis – insbesondere von dem Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) – erforscht. So sollen durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes zukünftig Arzneimittel mit dem Wirkstoff THC für besonders schwere Erkrankungen frei gegeben werden.
Neu ist, dass nun Wissenschaftler nicht nur die gesundheitlichen Folgen des Drogenkonsums von Cannabis Rauch erforschen, sondern auch den medizinischen Mehrwert. "Nach unserem Wissen ist dies die erste veröffentlichte Studie zu gerauchtem Cannabis mit ambulanten Patienten", berichten die Autoren. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben zwar bereits die Wirkung von THC in Tablettenform untersucht. Gerauchtes Cannabis in Form von "Joints" müsse jedoch in seiner Wirkung von den oralen eingenommen Präparaten unterschieden werden.
An der Studie nahmen insgesamt 21 Erwachsene teil, die an chronischen Nervenschmerzen leiden. Unter ärztlicher Aufsicht konsumierten die Studienteilnehmer 2,5 Prozent, 6 Prozent und 9,4 Prozent THC. Zum Vergleich konsumierte ein Teil der Probanden auch Placebos ohne jeglichen Wirkstoff. Wurde die THC-Dosis erhöht , minderten sich auch die Symptome der Erkrankung. Mit ansteigender Dosis konnten die Probanden besser schlafen, bei der höchsten THC Dosierung wurde zudem der Nervenschmerz deutlich gemindert.
Drei täglich gerauchte Cannabis-Dosierungen mit je 9,4 Prozent THC über 5 Tage hätten die Schmerzen verglichen mit dem Placebo deutlich gesenkt, berichten die Forscher. Um die Erkenntnisse abzusichern, sollten nun weitere Studien mit wesentlich mehr Probanden und einer längeren Studienzeit vollzogen werden.
Grund der Studie ist die Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten. Denn bei Nervenschmerzen stehen nur sehr wenige Präparate zur Verfügung, die zum Teil noch nicht einmal die gewünschten Therapieziele erreichen. Bei Nervenschmerzen (Neuralgie) sind die Nervenstrukturen geschädigt. Die Schädigungen im Nervensystem führen zu einer abnormen Erregbarkeit der Nervenzellen, die dann ständig Schmelzimpulse an das Gehirn abgeben. Die Patienten leiden dadurch an chronischen Schmerzen. Typische Symptome sind brennende Dauerschmerzen, starke Schmerz-Attacken sowie eine gesteigerte Berührungsempfindlichkeit. (sb)
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Wichtiger Hinweis:
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