Medikamente mit zahlreichen Nebenwirkungen – Schmerzmittel als Ursache für Schmerzen?
(09.09.2010) Viele Schmerzmittel sind in Deutschland rezeptfrei verkäuflich und werden dementsprechend häufig genutzt. Dabei ist das Risiko der Nebenwirkung erheblich und insbesondere bei zu hoher Dosierung können Präparate wie Paracetamol, ASS oder Ibuprofen ihrerseits Auslöser chronischer Schmerzen sein. Daher warnen Ärzte vor leichtfertiger Verwendung.
Häufig greifen Deutsche schon bei relativ leichten Schmerzen zu rezeptfreien Präparaten. Dabei ist der Einsatz von ASS, Paracetamol oder Ibuprofen zur Behandlung von leichtem Fieber oder leichten Schmerzen teilweise durchaus angebracht, es sollte jedoch vorher unbedingt der Beipackzettel wegen möglicher Nebenwirkungen studiert und gegebenenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Denn für bestimmte Patienten ist die Einnahme der Arzneimittel schlichtweg tabu. „Kinder dürfen nicht mit ASS behandelt werden. Ältere Menschen, insbesondere Herzinfarktpatienten, wiederum sollten kein Ibuprofen zu sich nehmen“, da sie „in der Regel mit ASS dauerbehandelt (werden), welches verhindert, dass die Blutplättchen zusammenkleben“, Ibuprofen die ASS-Wirkung jedoch aufhebt,warnt Günther Egidi von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Frankfurt. Außerdem erklärt Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, dass „für Patienten mit Niereninsuffizienz, Gerinnungsstörungen, Leberstörungen oder Magenschutzfunktionsstörungen (…) alle diese Medikamente genauso wenig geeignet (sind) wie für die meisten Patienten über 60 Jahren.“
Aber auch Patienten die nicht zu den genannten Personengruppen zählen sollten mit der Verwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln vorsichtig umgehen, denn rezeptfrei bedeutet nicht wie oft angenommen nebenwirkungsfrei. So erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in Berlin noch einmal die Faustregel zur Verwendung derartiger Präparate: „Auch rezeptfreie Schmerzmittel dürfen nie länger als drei Tage am Stück oder zehnmal im Monat eingenommen werden.“ Denn einerseits können die genannten Arzneimittel bei häufigerer Verwendung selber Kopfschmerzen auslösen, welche die meisten Patienten anschließend wiederum mit dem gleichen Präparat zu bekämpfen versuchen. Und anderseits greifen „alle diese Medikamente (…) in Enzymsysteme ein, die der Körper für zahlreiche regulierende Mechanismen braucht, zum Beispiel für den Salz- und Flüssigkeitshaushalt der Niere“, betonte Gerhard Müller-Schwefe von der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie. Der Fachmann verweist auf eine Studie zur stationären Einweisungen von Patienten, die zu dem Ergebnis kommt, dass „in mehr als 20 Prozent der Fälle (…) Nebenwirkungen von Medikamenten die Ursache für die Einweisung“ sind, wobei frei verkäufliche Schmerzmitteln am häufigsten genannt werden.
Nebenwirkungen von Schmerzmitteln.
Welche Nebenwirkungen auftreten hängt von dem jeweiligen Präparat ab. So kann nach Aussage von Günther Egidi z. B. die „dauerhafte Einnahme von ASS (…) den Magen schädigen, von Paracetamol die Leber und die Niere, von Iburofen den Magen und ebenfalls die Niere.“ Außerdem stand ASS auch schon in dem Verdacht die Darmkrankheit Morbus Crohn zu forcieren. So sollten nach Empfehlung des Fachmanns z. B. Patienten mit empfindlichem Magen in jedem Fall auf die Einnahme von ASS verzichten. Das günstigste Wirkungs-Nebenwirkungsprofil hat laut Gerhard Müller-Schwefe bei geringen Dosierungsmengen Paracetamol, was allerdings nur schmerzlindernd und nicht entzündungshemmend wirkt. .
In welcher Form die Schmerzmittel verabreicht werden, ist in Bezug auf die Nebenwirkungen irrelevant. Tabletten, Kapseln, Brausetabletten, Saft oder Zäpfchen stehen zur Auswahl und sind gleichermaßen geeignet bzw. ungeeignet, wobei Zusätze wie „mit Vitamin C“ in Bezug auf die Wirkung der Präparate gänzlich zu vernachlässigen sind. Lediglich die speziellen Eigenschaften und Vorlieben der Patienten sind für die Darreichungsform entscheidend. Zudem empfiehlt Günther Egidi den Patienten beim Kauf in der Apotheke auf den Preis zu achten und verschiedene Hersteller zu vergleichen.
Alternative Behandlungsmethoden bei Schmerzen.
Bei regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen, sollte einerseits unbedingt ein Arzt konsultiert und anderseits das Auftreten der Schmerzen genau beobachtet werden, um eventuelle Ursachen zu ermitteln. Anschließend kann der Schmerz meist im Rahmen einer gezielten Therapie reduziert bzw. beseitigt werden. Als alternative Behandlungsformen aus der Naturheilkunde zu Schmerzmitteln empfiehlt Gerhard Müller-Schwefe zum Beispiel Verfahren wie Kältepads oder Pfefferminzöl auf die Schläfen gegen Kopfschmerzen, Entspannungsmethoden und Akupunktur gegen Spannungskopfschmerz, Bio-Feedback-Verfahren und viel Bewegung gegen Migräne sowie viel trinken und Wadenwickel gegen Fieber. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.