Jeder Dritte leidet unter psychischen Störungen: Laut einer Studie leidet fast jeder dritte Bundesbürger innerhalb eines Jahres an einer diagnostizierbaren psychischen Störung. Das ergeht aus einer Auswertung, an der insgesamt 19 Professoren und Klinik-Chefs aus den Bereichen Psychologie und Psychosomatik teilgenommen haben. Bei dem Projekt wurden psychische und psychosomatische Erkrankungen in Deutschland und die Häufigkeit des Auftretens analysiert.
(24.10.2010) Etwa 30 Prozent der Deutschen leiden an einer psychischen oder seelischen Erkrankung. Laut eines Berichts in dem Nachrichtenmagazin „Focus“ sind Depressionen, Angststörungen, psychosomatische Krankheiten sowie Alkohol-, Medikamenten- und Drogensucht die häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen in Deutschland. Da die psychischen Beeinträchtigungen in den letzten Jahren kontinuierlich ansteigen, stiegen die Therapiekosten in Deutschland im Jahr 2008 auf 28,6 Milliarden Euro an. Das ergeht aus Erhebungen des Statistischen Bundesamtes sowie aus Analyen des Robert-Koch-Instituts. Allein die Deutsche Rentenversicherung habe im letzten Jahr einen massiven Anstieg von sogenannten „Neu-Rentnern“ erlebt, die aufgrund einer psychischen Krankheit vorzeitig in Rente gingen. Insgesamt 64.000 Menschen – das ist ein Rekordergebnis – waren davon 2009 betroffenen. Laut Experten beschränkt sich dieses wachsende Problem nicht nur auf Deutschland, sondern ist in den anderen westlichen Industrienationen in ähnlicher Weise zu finden.
Angesichts diese katastrophalen Entwicklung warnen die Gesundheitsexperten in einem öffentlichen Appell davor, dass die Kosten und Folgen psychischer Krankheiten in Zukunft nicht mehr beherrschbar seien. Die drei Initiatoren des Appells Dr. Joachim Galuska, Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Kliniken Bad Kissingen, Prof. Thomas Loew, Professor für Psychosomatische Medizin in Regensburg, sowie Dr. Johannes Vogler, Chefarzt der Klinik Isny-Neutrauchburg, mahnten, dass eine adäquate Behandlung der Patienten derzeit nicht mehr möglich wäre, selbst wenn weitere zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Momentan müssten Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten im Schnitt drei mal mehr Patienten versorgen, als sie eigentlich im Behandlungsalltag schaffen könnten.
Nicht nur Erwachsene sind hiervon betroffen. Laut einer einer Studie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) leidet bereits ein Viertel der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahre unter psychischen oder psychosomatischen Beschwerden wie Angst, Bauchschmerzen, Depressionen, innere Unruhe und Stress. Anhand der Ergebnisse der Hamburger Studie wurde deutlich, dass der steigende Leistungsdruck in Beruf und Schule mit hierfür verantwortlich ist. (sb)
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