Bauchspeicheldrüsenkrebs: Erste Zellen mutieren bereits 20 Jahre vor Ausbruch der Krebserkrankung.
(28.10.2010) Bevor Bauchspeicheldrüsenkrebs ausbricht lauert dieser oft bereits Jahre im Körper. Wissenschaftler des „Howard Hughes Medical Institute“ und der Johns Hopkins University haben ihre Forschungsergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Nature“ veröffentlicht, die davon ausgehen das Bauchspeicheldrüsenkrebs in einer Vielzahl der Fälle bereits frühzeitig erkennbar und behandelbar wäre.
Bauchspeicheldrüsenkrebs meist tödlich
Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) führt bei etwa 95 Prozent der Betroffenen zum Tod. Eine der Ursachen ist, dass nur 10 bis 15 % der Pankreaskarzinome zum Zeitpunkt der Diagnose noch operativ behandelbar sind. Zudem liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate neueren Untersuchungen zufolge auch nach einer Operation lediglich zwischen drei und 25 Prozent. Bei inoperablen Tumoren stehen die Überlebenschancen entsprechend schlechter.
Genetische Analyse zeigt: Tumore entwickeln sich über Jahre
Bei der genetische Analyse der Bauchspeicheldrüsenkrebstumore kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die ersten Zell-Mutationen häufig bereits 20 Jahre vor dem tatsächlichen Auftreten der Pankreaskarzinome stattfinden. So ist es nach Ansicht der Forscher nicht verwunderlich, dass die Überlebensrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sich z.B. in Großbritannien laut BBC in den letzten 40 Jahren nicht verbessert hat, denn die Krankheit ist zum Zeitpunkt der Diagnose häufig bereits aggressiv und spricht auf eine Behandlung nicht mehr an. Im Rahmen der genetischen Analyse haben die Forscher Gewebeproben, die von primären Tumoren in der Bauchspeicheldrüse und aus anderen Bereichen des Körpers (Metastasen) stammen, eingehend untersucht. So wurde die DNA jedes Gens der Tumore sequenziert und nach Anzeichen für Mutationen gesucht. Dabei stellten die Forscher fest, dass die metastasischen Tumore durchschnittlich über 61 Krebs-bedingte Mutationen verfügten, wobei zwei Drittel der Mutationen auch direkt im Tumor der Bauchspeicheldrüse nachgewiesen werden konnten.
Molekulare Uhr zur Bestimmung der Entwicklungsdauer
Da die genetischen Mutationen mit einer relativ gleichmäßigen Geschwindigkeit ablaufen, liefert die Anzahl der Mutationen einen Hinweis darauf, wie lange sich die Pankreaskarzinome bereits in den einzelnen Stadien der Krankheit entwickelt haben. Unter Berücksichtigung dieser sogenannten molekularen Uhr kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Tumorzellen durchschnittlich erst 11,7 Jahre nachdem eine einzelne genetische Mutation in einer Zelle der Bauchspeicheldrüse stattgefunden hat, gebildet werden. Anschließend würde es durchschnittlich weitere 6,8 Jahre dauern bis sich entsprechende Metastasen. Nach der Metastasen-Bildung blieben den Patienten in den Fällen jedoch nur noch weniger als drei Jahre bis zum Tod. So ist davon auszugehen, dass sich die Es ist also laut den Wissenschaftlern davon auszugehen, dass sich die Pankreaskarzinome im Durchschnitt bereits mehr als 20 Jahre im Körper entwickelten bevor die tödliche Krebserkrankung ausbrach.
Frühere Diagnose könnte helfen
Bisher gab es dem Wissenschaftler Bert Vogelstein zufolge zwei Theorien, warum Tumore der Bauchspeicheldrüse in rund 95 Prozent der Fälle tödlich endeten. So ging ein Teil der Fachwelt davon aus, dass die Tumore des Bauchspeicheldrüsenkrebs von Anfang an sehr aggressiv sind der andere Teil war der Annahme, dass die Krankheit zum Zeitpunkt der Diagnose bereits sehr weit fortgeschritten und eine Behandlung dadurch unmöglich bzw. recht aussichtslos ist. Die jetzt im „Nature“ veröffentlichten Ergebnisse verdeutlichen, dass die zweite Theorie zumindest bei einem Großteil der Tumore zu zutreffen scheint. Dies bedeutet jedoch auch Hoffnung für die Betroffenen, denn mit einer entsprechend frühzeitigen Diagnose, könnten sich gänzlich neue Behandlungsmöglichkeiten ergeben und der meist tödliche Verlauf der Pankreaskarzinome vermieden werden. Deutschlandweit erkranken jährlich etwa 12.800 Personen an einem Pankreaskarzinom, wobei das Erkrankungsalter der Männer im Durchschnitt bei 68 Jahren, das der Frauen bei 75 Jahren liegt. (fp)
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