Unabhängige Patientenberatung: Neustart für Mitte Februar geplant
28.01.2011
Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) steht ab Mitte Februar wieder für Fragen zur Gesundheit, medizinischen Behandlung und Krankenversicherung zur Verfügung. Patientenkönnen sich unabhängig von Arzneimittelherstellern und Ärzten kostenfrei beraten lassen können.
Nachdem das bisherige Modell der UPD Ende 2010 ausgelaufen ist, haben sich die beteiligten Organisationen auf Basis der gesetzlichen Regelungen durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) zu einer Fortführung der UPD ab Mitte Februar entschlossen. So können Patienten bei Problemen mit Ärzten, Kliniken oder Krankenkassen ab dem 15. Februar wieder bundesweit unabhängige Experten unter der kostenlosen Beratungshotline erreichen. Auch die derzeit geschlossenen regionalen Beratungsstellen sollen anschließen schnellstmöglich wieder eröffnet werden, teilten der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU) und die Sprecher der Krankenversicherungen am Donnerstag in Berlin mit.
Modellphase der Unabhängigen Patientenberatung ausgelaufen
Das Ende 2010 nach zehn jähriger Modellphase ausgelaufene Projekt der UPD wurde ursprünglich vom Verbraucherzentralen Bundesverband (vzbv), dem Sozialverband VdK Deutschland und dem Verbund unabhängige Patientenberatung (VuP) ins Leben gerufen. Seit Jahresbeginn hat die UPD jedoch ihren Betrieb eingestellt und wird nun neustrukturiert. Dabei wurde die Fortführung der UPD für die nächsten fünf Jahre vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen in Zusammenarbeit mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung sowie Patientenorganisationen, Wissenschaftlern und Krankenversicherern an die bisherigen Modellbeteiligten übertragen. Die Kosten von knapp 5,2 Millionen Euro jährlich werden indes zum Großteil aus den Beiträgen der gesetzlich Krankenversicherungen gedeckt. Etwa 360.000 Euro übernehmen die privaten Krankenversicherung. Die im zweiten Halbjahr 2010 entschiedene Gesundheitsreform sah erstmals eine dauerhafte Finanzierung des bisherigen Modellprojektes ab dem Jahr 2011 vor.
Derzeit keine Beratung bei der UPD-Beratungs-Hotline
Seit Jahresbeginn ist unter der Hotline der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) niemand zu erreichen. Eine Bandansage weist darauf hin, dass die UPD derzeit neu organisiert wird und daher keine Beratung möglich ist. Ach auf der ehemaligen UPD-Internetseite heißt es: „Unser Beratungsbetrieb wird zurzeit neu organisiert“ und „wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass die Unabhängige Patientenberatung Deutschland in Kürze den Beratungsbetrieb wieder aufnehmen wird“. Mit dem jetzt unterzeichneten Vertrag ist klar: Ab dem 15. Februar werde die unabhängigen Experten den Beratungssuchenden wieder für Fragen rund um die Gesundheit, medizinische Behandlung und Leistungen der Krankenversicherungen zur Verfügung stehen.
Ab Februar wieder kostenfreie Patientenberatung
Neben der kostenlosen zentralen Beratungs-Hotline soll die UPD künftig in 21 regionalen Beratungsstellen den Patienten ihre Fragen beantworten. Auch ihre Internetpräsenz wird die UPD bis dahin wieder aktivieren. So können sich ab Mitte Februar wieder alle Ratsuchenden telefonisch, persönlich, postalisch oder online bei der UPD informieren. Während sich in der Modellphase in den vergangenen Jahren bereits mehrere zehntausend Ratsuchende jährlich an die UPD wandten, rechnet der designierte UPD-Geschäftsführer Sebastian Schmidt-Kaehler künftig nicht zuletzt aufgrund des verbesserten Angebotes mit rund 100.000 Beratungsfällen im Jahr. In den letzten vier Jahren der Modellphase sei bereits eine deutliche Zunahme der Beratungsanfragen zu verzeichnen gewesen, wobei sich insgesamt mehr als 250.000 Patienten zwischen 2006 und 2010 an die UPD wendeten.
Patienten informieren sich über Krankheiten, Behandlungen und Leistungen
Dem Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz, zufolge sollen sämtliche bisher bei der UPD eingegangenen Anfragen systematisch ausgewertet werden, um mögliche Fehlern im System aufzudecken. Dabei biete die UPD eine „fantastische Informationsquelle“, die es ermöglicht aus den Fehlern auch zu lernen, erklärte der GKV-Pressesprecher. Die vorläufige Auswertung der bisherigen Beratungsfälle habe ergeben, dass ein Großteil der Patienten (45 Prozent) Fragen zu Leistungen der Kostenträger hat, 39 Prozent sich über medizinische Aspekte einzelner Krankheitsbilder oder Therapien informieren wollten und 33 Prozent Rat in Bezug auf rechtliche Probleme suchten. Die Mehrheit der Anfragen (80 Prozent) sei dabei telefonisch eingegangen. Dies unterstreicht nach Ansicht aller Beteiligten die Bedeutung der kostenfreien zentralen Beratungs-Hotline, die bisher unter der Nummer 0800-0117722 zu erreichen war.
UPD hilft Mängel im Gesundheitswesen zu erkennen
Mit der gesetzlichen Verankerung der UPD im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr dem bestehenden Bedarf nach einem neutralen, von Einzelinteressen (zum Beispiel der Pharmaindustrie oder Ärzteverbände) unabhängigen Beratungsangebot, Rechnung getragen. Denn wie auch der GKV-Pressesprecher Lanz betonte, ist es entscheidend für ein funktionierendes Gesundheitssystem, dass die Versicherten ihre Rechte gegenüber den sogenannten Leistungserbringern (Ärzten, Kliniken, Krankenversicherungen) möglichst selbstständig wahrnehmen können. Dabei biete die Beratung der UPD eine äußerst hilfreiche Unterstützung. Auch der Patientenbeauftragte Wolfgang Zöller erklärte, dass durch die Beratung der UPD Mängel im Gesundheitswesen schneller erkannt und angegangen werden können – notfalls auch per Gesetzesänderung.
Zwischenzeitige Möglichkeiten der Patientenberatung
Patienten, die aktuell dringende Fragen zu medizinischen Behandlungen, Leistungen der Krankenversicherungen und der Gesundheit allgemein haben, können sich in der Übergangsphase bis zur Wiedereröffnung der UPD „zum Beispiel an die Bürgerhotline der Bundesgesundheitsministeriums wenden“, erklärte Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte des vzbv. Darüber hinaus könnten sich Ratsuchende auch direkt an den Patientenbeauftragten der Bundesregierung wenden. Außerdem stehen die allerdings in der Regel kostenpflichtigen Beratungen der regionalen Verbraucherzentralen zur Verfügung und Patienten können sich mit Beschwerden auch direkt an ihre Krankenkasse oder die zuständige Ärztekammer wenden. Günther Jonitz, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer, empfiehlt den Patienten jedoch „zuallererst (…) bei Problemen im Behandlungsablauf (zu) versuchen, das Thema mit dem behandelnden Arzt selbst zu klären“, da das Arzt-Patienten-Verhältnis auf beiderseitigem Vertrauen beruhe, welches durch übereilte Beschwerden leicht zerstört werden könne. Doch welcher Arzt wird seine Patienten ehrlich über mögliche Fehler in der Behandlung bzw. seine eigenen Fehler aufklären? Auch der von Jonitz empfohlene Arztwechsel bei nach der Aussprache anhaltenden Problemen, hilft den Patienten nur wenig, wenn zum Beispiel Behandlungsfehler schon ihre negative gesundheitliche Wirkung entfaltet haben. Damit wird deutlich, welch hohen Stellenwert eine unabhängige Beratung der Patienten hat, da diese sich hier informieren können ohne das Vertrauensverhältnis mit ihrem Arzt zu stören. (fp)
Bild: R. B. / pixelio.de
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