Untersuchungsausschuss Atommülllager Asse: Letzte Zeugenvernehmung haben begonnen. Zusammenhang zwischen Atommülllager und Krebserkrankungen weiterhin unklar.
10.03.2011
Im niedersächsischen Landtag haben heute die letzten Zeugenvernehmung des Untersuchungsausschusses zum Atommülllager Asse begonnen. Der Untersuchungsausschuss soll auch klären, ob ein Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen von Einwohnern im Umfeld der Asse beziehungsweise den Leukämie-Erkrankungen ehemaliger Asse-Bergleute mit dem maroden Atommülllager besteht.
Erst gestern hatte die mit der Aufklärung der erhöhten Anzahl von Krebserkrankungen im Umfeld des maroden Atommülllagers Asse betraute Arbeitsgruppe bekannt gegeben, dass weitere Befragungen der Betroffenen notwendig seien, um eine verlässliche Aussage treffen zu können. Heute haben im niedersächsischen Landtag die letzten Zeugenvernehmungen des Untersuchungsausschusses zum Atommülllager Asse begonnen.
Erhöhte Anzahl von Krebserkrankungen im Asse-Umfeld
Die Aufregung war groß, als das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (EKN) Ende des letzten Jahres meldete, dass die Anzahl der Krebs-Neuerkrankungen in der Samtgemeinde Asse deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt. Bei Männern habe die Anzahl der Leukämie-Erkrankungen mehr als doppelt so hoch wie im bundesweiten Durchschnitt gelegen, bei den Frauen sei eine Verdreifachung der Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen zu verzeichnen gewesen, berichtet das EKN. Bereits zuvor hatte sich der Untersuchungsausschuss im niedersächsischen Landtag mit den Zuständen im maroden Atommülllager befasst, wobei neben der falschen bisweilen unzulässigen Einlagerung des Atommülls auch die Krebserkrankungen ehemaliger Asse-Bergleute in der Diskussion waren. Dass zuständige Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) erklärte diesbezüglich gegenüber dem Untersuchungsausschuss, dass die Strahlenbelastung im Atommülllager zu gering sei, um bei den Bergleuten nachweisbar Krebserkrankungen auszulösen.
Krebserkrankungen von Asse-Bergleuten nicht durch Strahlung bedingt?
Das BfS hatte einen möglichen Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen der Bergleute und der Strahlenbelastung im Rahmen einer umfassenden Studie genauer untersucht, nachdem drei Asse-Bergleuten darauf bestanden, ihre Leukämie als Berufserkrankung anzuerkennen. Im Rahmen der Studie seien die Unterlagen seit Beginn der Einlagerung 1967 bis 2008 mit sämtlichen Daten der rund 700 Asse-Mitarbeiter ausgewertet worden, erklärte Prof. Thomas Jung, Abteilungsleiter beim (BfS) gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Dabei sei eine durchschnittliche Strahlenbelastung von zwölf Millisievert (der erlaubte Grenzwertes liegt bei 400 Millisievert) für ein Berufsleben der Asse-Bergleute nachgewiesen worden, was gegen einen Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen und der Strahlenbelastung spreche. Doch bei sieben Beschäftigten sei die Grenze von 100 Millisievert überschritten worden und es könne „nicht ausgeschlossen werden, dass es in Einzelfällen zu höheren Strahlenbelastungen gekommen ist, die nicht dokumentiert wurden“, erklärte Prof. Jung. „Solchen Einzelfällen müssen wir im Detail nachgehen“, betonte der Experte im Namen der BfS.
Problemfall Asse – Getan hat sich wenig
Nachdem bereits die gestrige Arbeitsgruppe – trotz einer umfassenden Befragung der Einwohner zu ihrem individuellen Krebsrisiko – keinen Beitrag zur Aufklärung der erhöhten Krebsrate im Umfeld der Asse leisten konnte, darf bezweifelt werden, ob der Untersuchungsausschuss im niedersächsischen Landtag hier zu bahnbrechenden Ergebnissen kommt. Seit Jahren zieht sich der Streit um die Asse, doch getan hat sich bisher wenig. Auch wenn der Politik angesichts der untragbaren Zustände in dem maroden Atommülllager mittlerweile bewusst ist, dass insbesondere im Sinne der Bevölkerung vor Ort zeitnah eine Lösung gefunden werden muss. (fp)
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