Schwindel und Gleichgewichtsschwankungen: Mitarbeit von Patienten bei der Behandlung oft wichtig
11.03.2011
Wenn sich alles dreht, die Erde schwankt und der Boden nachgibt, ist dies für Betroffene nicht nur unangenehm, sondern oft auch ein Zeichen für eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Schwindel ist das zweithäufigste Symptom in deutschen Praxen: Etwa jeder Zehnte ist betroffen. Was viele nicht wissen: Schwindel beschreibt kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern stellt ein Symptom verschiedener Erkrankungen dar. Die häufigste Ursache für akuten Schwindel ist eine Funktionsstörung im Gleichgewichtsorgan. Bei der Ursachenfindung und anschließenden Therapie gehören Patienten daher zunächst in die Hände von HNO-Ärzten, darauf weist das HNOnet NRW, ein Zusammenschluss niedergelassener Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, hin.
Schon durch eine gezielte Befragung finden HNO-Ärzte erste Hinweise für mögliche Schwindelursachen. So weist ein Drehschwindel mit akutem Beginn und Verschlimmerung bei schnellen Bewegungen bereits auf eine Störung im Innenohr hin. Situationsabhängiger Schwindel mit Angstgefühlen und Kreislaufsymptomen dagegen ist eher psychisch bedingt. Häufig gibt es auch den sogenannten Migräne-Schwindel, der nur manchmal von Kopfschmerzen begleitet wird. Schwindel mit neurologischen Ursachen zeichnet sich eher durch einen diffusen Schwankschwindel und eventuell weiteren neurologischen Ausfällen wie Sehstörungen aus. Über die genaue Ursache geben spezielle Tests, Höruntersuchungen und auch Gleichgewichtsprüfungen Aufschluss. So führt der HNO-Arzt verschiedene Gleichgewichtsprüfungen wie Videonystagmographie und Posturographie durch. „Dabei bestimmen wir die Funktion der Gleichgewichtsorgane und die Koordinationsfähigkeit des Patienten. So stellen wir fest, wie stark die Gleichgewichtsfunktion beeinträchtigt und wie hoch vor allem bei älteren Patienten das Sturzrisiko ist“, erklärt Dr. Uso Walter, Vorstandsvorsitzender des HNOnet und praktizierender HNO-Arzt in Duisburg.
Entsteht Schwindel durch eine Erkrankung im Gleichgewichtsorgan, entwickeln HNO-Ärzte im Anschluss ein individuelles Therapiekonzept, basierend auf verschiedenen Bausteinen. Dazu gehören medikamentöse und physiotherapeutische Maßnahmen mit Lagerungs- und Schwindeltraining. „Gerade wenn der Schwindel bereits über einen längeren Zeitraum besteht, ist die Mitarbeit des Patienten beim Schwindel-Training erforderlich“, verdeutlicht Dr. Walter. „Viele HNO-Ärzte bieten auch ein neuartiges Gleichgewichts-Koordinations-System zum Training an. Durch verschiedene Übungen werden bewusst kritische Situationen für das Gleichgewichtsorgan herbeigeführt. So trainieren Betroffene mithilfe von Augen- und Körperbewegungen, Defizite auszugleichen.“ In der Folge lernen sie, künftig das Gleichgewicht zu halten und reagieren auf schwierige Situationen nicht mehr mit Schwindelsymptomen. Das Training muss jedoch regelmäßig und für längere Zeit wiederholt werden. Generell aber gilt: Häufig wiederkehrende Schwindelbeschwerden nicht ignorieren, da sich dahinter ernsthafte Erkrankungen verbergen können. (pm)
Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
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