Parodontitis vermeiden, aber wie? Zahnmediziner: Gründliche Zahnhygiene hilft Parodontitis vorzubeugen
11.03.2011
Parodontitis (nicht zu verwechseln mit Parodontose) ist relativ weit verbreitet und kann nicht nur zu einer irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates sondern auch zu weiterreichenden Systemerkrankungen führen.
Parodontitis verbreiteter als Karies
Parodontitis als chronische Entzündung des Zahnhalteapparats ist laut Dietmar Oesterreich von der Bundeszahnärztekammer weiter verbreitet als der allgemein gefürchtete Karies. Die Erkrankung ist durch Symptome wie Zahnfleischbluten, empfindliche Zahnhälse, Zahnfleischrückgang, Mundgeruch und lockere Zähne. Wird die Parodontitis nicht behandelt, ist mit einer Ausbreitung der Entzündung und einem entsprechenden Knochenverlust zu rechnen, wobei nicht nur der Verlust der Zähne sondern schlimmstenfalls eine durch die Entzündung bedingte Systemerkrankung droht, warnt der Fachmann.
Zahnfleischbluten und Mundgeruch Warnsignale für Parodontitis
Sobald Anzeichen einer Parodontitis wie Zahnfleischbluten oder empfindliche Zahnhälse auftreten, sollten Betroffenen dringend einen Zahnarzt konsultieren, denn mit der meist chronisch verlaufenden Entzündung gehe ein erhebliches Gesundheitsrisiko einher, warnt Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Bakterien im Mundraum führen zu einer Infektion deren anfänglich kaum auffälligen Symptomen schleichend in eine chronische Erkrankung übergehen. Diese Bakterien „schwirren nicht in der Mundhöhle herum, sondern haften in einem sogenannten Biofilm auf den Zähnen“, erklärte Sabine Köhler vom Medizinischen Beratungsdienst der Zahnärzte. Dr. Oesterreich zufolge denken sich zu viele Menschen: „Das bisschen Zahnfleischbluten macht doch nichts.“ Dabei sollten sich die Betroffenen bewusst machen, dass sobald alle Zähne betroffen sind, eine „etwa handtellergroße ständige Wunde“ im Mundraum besteht, „durch die Bakterien in den Körper gelangen können und gegen die sich der Körper zur Wehr setzen muss“, mahnte der Fachmann.
Ursachen der Parodontitis
Als Ursache für Parodontitis gelten neben einer mangelnden Mundhygiene vor allem Rauchen, Stress und genetische Disposition, aber auch andere Allgemeinerkrankungen können eine Rolle spielen. Wird bei der Zahnreinigung der Plaque in den Nischen zwischen Zahnfleisch und Zahn nicht sorgfältig entfernt, greifen die Stoffwechselprodukte der Bakterien das Saumepithel an und es kommt zur der als Parodontitis bezeichneten Entzündung. Nach Auskunft der Experten, sind in Deutschland rund 40 Prozent der Menschen von einer moderaten Parodontitis betroffen, wobei mit steigendem Alter das Erkrankungsrisiko deutlich zunimmt und im hohen Alter fast jeder Deutsche an einer Parodontitis leide. Sabine Köhler betonte, dass bei älteren Patienten mehr Zähne aufgrund von Parodontitis gezogen werden müssen als aufgrund von Karies. Die meist chronisch verlaufende Entzündung könne jedoch vermieden werden, wenn bereits auf die ersten Symptome mit einer entsprechenden Behandlung reagiert werde,betonte Dr. Dietmar Oesterreich.
Maßnahmen zur Behandlung einer Parodontitis
Um der Ausbreitung einer Parodontitis vorzubeugen ist nach Aussage der Experten vor allem eine gründliche Zahnpflege das Maß der Dinge. Darüber hinaus sind laut Sabine Köhler regelmäßige Besuche beim Zahnarzt zu empfehlen, bei Menschen die „regelmäßig zur Vorsorge zum Zahnarzt (gehen), wird dieser den Beginn einer Parodontitis erkennen“. Außerdem könne eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung dazu Beitragen die Bakterienbelastung im Mund zu reduzieren und das Auftreten der chronischen Entzündung zu vermeiden. Den Zahnmedizinern stehe bei einer vorliegenden Parodontitis eine Vielzahl technischer Verfahren zur Verfügung, um den Biofilm von den Zähnen zu entfernen und die Zahnfleischtaschen zu reinigen, erklärt Oesterreich. Darüber hinaus seien bei akuter Entzündung Mundspülung auf Basis des Mittels Chlorhexidin zu empfehlen, um die Bakterien im Mund Keime abzutöten. Ist die Parodontitis bereits zu weit fortgeschritten, müssen gegebenenfalls Teile des entzündeten Zahnfleischs chirurgisch entfernt werden, ergänzte der Experte. Die Behandlung der Parodontitis trägt normalerweise die Krankenkasse, wobei auch der sogenannte Parodontale Screening Index (PSI) zur Feststellung einer Parodontitis alle zwei Kalenderjahre von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen wird.
Parodontitis in der Naturheilkunde
In Ergänzung zu den Zahnärztlichen Verfahren kennt die Naturheilkunde verschiedene Methoden mit den bereits Erfolge bei der Behandlung von Parodontitis erzielt wurden. So empfiehlt die Naturheilkunde zum Beispiel eine Behandlung mit Frischpflanzentropfen (aus Salbei, Kamille, Zinnkraut, Sonnenhut, Pappel Pfefferminzöl) zum Mundspülen, die Gemmo-Therapie mit einem Johannisbeer-Knospenmazerat als Mundspray, die Phytotherapie mit Ringelblumen-Tee oder -Tinkturen zum Mundspülen aber auch Verfahren zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts und Akupunkt-Massagen nach Prenzel. Außerdem wird in der der Naturheilkunde Parodontitis ebenfalls mit der Ernährung und bestimmten Problemen im Darm in Verbindung gesetzt, so dass auch eine Ernährungsumstellung teil der naturheilkundlichen Behandlungsansätze ist. (fp)
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