Behandlungsfehler: 16 Zentimeter große Metall-Klemme bei OP im Bauch vergessen
24.03.2011
So unglaubwürdig es klingt: Immer wieder werden Operationswerkzeuge und andere Gegenstände im Körper von Patienten vergessen. Dieses Schicksal hat auch eine Patientin des evangelischen Krankenhauses Holzminden ereilt. Der behandelnde Arzt nähte bei einer gynäkologischen Operation eine 16 Zentimeter lange Metall-Klemme im Bauch der 49-Jährigen Patientin ein.
Nachdem sich die 49-Jährige aus dem benachbarten Höxter (Nordrhein-Westfalen) im Mai 2010 im Holzmindener Krankenhaus einer gynäkologischen Operation unterzogen hatte, litt sie monatelang unter starke Schmerzen. Am Ende stellte sich heraus, der operierende Arzt hatte eine 16 Zentimeter lange Arterienklemme in ihrem Bauch vergessen. Erst nach neun Monaten wurde die Metall-Klemme lokalisiert und anschließend in einer anderen Klinik entfernt, bestätigte Klinik-Geschäftsführer Marco Ellerhoff entsprechende Medienberichte.
Patientin litt monatelang unter heftigen Schmerzen
Nach der gynäkologischen Operation hatte die 49-Jährige eigenen Angaben zufolge monatelang unter extremen Bauchschmerzen gelitten. Außerdem seien die Wunden nicht geheilt und sie habe unter der Haut einen harten Gegenstand gespürt, erläuterte die Patientin gegenüber dem „Westfalen-Blatt“. Der operierende Arzt sei jedoch auf ihre Probleme nicht weiter eingegangen und habe sie als Hypochonder dargestellt. Immer wieder wurde die Patientin beruhigt und vertröstet, bis sich schließlich im Februar dieses Jahres – rund neun Monate nach der OP – der Chefarzt ihres Falles annahm. Dieser habe bei einer Röntgenaufnahme festgestellt, dass sich eine 16 Zentimeter lange Metall-Klemme im Bauch der Patientin befand, bestätigte Klinik-Geschäftsführer Marco Ellerhoff. Das evangelische Krankenhaus ist angesichts des erschreckenden Vorgangs um Schadensbegrenzung bemüht und Ellerhoff betonte, dass die Patientin jetzt möglichst schnell zumindest finanziell für den Vorfall entschädigt werden solle. „Wir sind mit unserer Versicherung im Gespräch und auch mit der Patientin“, erklärte der Klinik-Geschäftsführer.
Operierender Arzt wird nicht weiter beschäftigt
Weitere Details zu dem Vorgang wollte die Klinikleitung jedoch nicht bekannt geben. Wie es dazu kommen konnte, dass ein rund 16 Zentimeter langer Metallgegenstand im Körper einer Patientin vergessen und mit eingenäht wurde, bleibt daher ein Rätsel. Der Klinik-Geschäftsführer Ellerhoff erklärte lediglich, dass er persönliche „sehr erschrocken“ gewesen sei, als ihm der Fall bekannt wurde. Das Verhalten des operierenden Arztes ist dabei besonders zu kritisieren. Nicht nur, dass er die Gesundheit der Patientin durch seine nachlässige Arbeit unnötig gefährdet hat, auch die Art mit den Beschwerden der Frau umzugehen, war mehr als fragwürdig. Anstatt ernsthaft über eigene Fehler nachzudenken und diese einzugestehen, ging der Mediziner in die Offensive und zweifelte an der Glaubwürdigkeit seiner Patientin. So hat sich nun auch die Klinikleitung des evangelischen Krankenhauses Holzminden von dem Arzt distanziert und erklärt, den Ende März auslaufenden Vertrag des Operateurs nicht zu verlängern. (fp)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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