Schmerz- und Palliativtag: Kaum Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen
24.03.2011
Chronische Schmerzen sind nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) ein eigenständiges Krankheitsbild. Deutschlandweit leiden dem DGS-Präsidenten Gerhard Müller-Schwefe zufolge mehr als 13 Millionen Menschen (rund 17 Prozent der Bevölkerung) an chronischen Schmerzen. Die Behandlung ist bis heute jedoch oftmals unzureichend. Vor allem bei Kindern finde eine "regelrechte Unterversorgung" statt.
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie hat gestern in Frankfurt am Main auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2011 das in der Bevölkerung relativ weit verbreitete Problem chronischer Schmerzen dargestellt und die Einführung einer entsprechenden Facharztausbildung gefordert. Unter einer kostenlosen Hotline konnten sich alle Betroffene am heutigen Donnerstag über das Thema chronische Schmerzen informieren.
Defizite bei der Behandlung chronischer Schmerzen
Unter der kostenlosen Hotline zum Thema Schmerzerkrankungen (0800 – 533 22 11) standen die Experten Dr. med. Norbert Schürmann, Dr. med. Carlo Pelzer und Dr. med. Volker Strick am heutigen Donnerstag von 10 bis 17 Uhr zur Verfügung. Die Spezialisten auf den Gebieten der Anästhesiologie, Speziellen Schmerztherapie, Palliativmedizin und Intensivmedizin beantworteten alle Fragen zu chronischen Schmerzen und möglichen Therapien. Der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie zufolge sind jedoch viele Ärzte aufgrund mangelnden Wissens und der schlechten Honorarlage nicht oder nur unzureichend befähigt, Patienten mit chronischen Schmerzen angemessen zu therapieren. Um den individuellen gesundheitlichen Problemen der Schmerzpatienten gerecht zu werden, bedürfe es einer Anpassung der Lehrinhalte in den Universitäten und einer speziellen Facharztausbildung, betonte der Präsident der DGS, Gerhard Müller-Schwefe.
Facharztausbildung zur Behandlung chronischer Schmerzen
Durch die Einführung eines neuen Facharztgebietes könne das Informationsdefizit bei den Ärzten behoben und den Patienten gleichzeitig eine erfolgversprechendere Behandlung geboten werden, so die Hoffnung des DGS-Präsidenten. Für die Betroffenen eine durchaus wünschenswerte Aussicht, denn chronische Schmerzen beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität erheblich, sondern belasten auch massiv die Psyche der Betroffenen. Dabei sind laut Müller-Schwefe nicht nur Patienten mit schwerwiegenden Krankheiten wie beispielsweise Parkinson oder Multiple Sklerose betroffen, sondern die chronischen Schmerzen können zahlreiche, oft unerkannte Ursachen haben. Die bisherigen Therapieansätze seien indes häufig eher einseitig und können den Betroffenen nicht helfen, urteilte der DGS-Präsident. Müller-Schwefe zufolge können erfolgreiche Behandlungsansätze erst erfolgen, wenn der Schmerz nicht mehr länger als Symptom, sondern als eigenständige Krankheit betrachtet wird. Diesem Umstand würde durch die Einrichtung einer speziellen Facharztausbildung Rechnung getragen, betonte der Experte.
Kaum Hilfe für Kinder mit chronischen Schmerzen
Kinder mit chronischen Schmerzen finden hierzulande kaum Hilfe. Statt Schmerzen im Kindesalter zu bagatellisieren, sollten diese richtig behandelt werden, mahnt der Schmerzexperte Pothmann. „Kinder, die an chronischen Schmerzen leiden, sind in Deutschland katastrophal unterversorgt", erklärte Schmerzmediziner Dr. Raymund Pothmann vom Hamburger Zentrum Integrativer Kinderschmerztherapie und Palliativmedizin am Donnerstag auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt am Main. Finden die Beschwerden im Kindesalter keine Beachtung, könnten sich bereits frühzeitig chronische Krankheitsverläufe einstellen. Nach Angaben der Experten nehmen die chronischen Verläufe bei Kindern kontinuierlich zu. Etwa 200.000 Kinder leiden unter chronischen Schmerzen, so die Einschätzung des Mediziners. Oftmals leiden die Kinder an wiederkehrenden Migräne-Anfällen und bereits jedes zweite Kind klagt im Grundschulalter klagt über Kopfschmerzen oder Spannungskopfschmerzen.
Schmerztherapien in der Naturheilkunde
Während viele Betroffene bei chronischen Schmerzen immer häufiger zu Schmerzmitteln greifen und sich so weiteren gesundheitlichen Risiken aussetzen, sollte dem DGS-Präsidenten zufolge lieber nach den Ursachen der Schmerzen gesucht werden. Außerdem können Schmerztherapien den Patienten helfen. In der Naturheilkunde sehen die Schmerztherapien dabei zum Beispiel homöopathische Ansätze, Magnetfeldtherapien, Neuraltherapien, Biofeedback oder Akupunktur (als Ansatz der traditionellen chinesischen Medizin, TCM) vor. Auch Entgiftungen und Entsäuerungtherapien sowie spezielle Entspannungsmethoden werden bei der naturheilkundlichen Behandlung eingesetzt, um die Symptome der Betroffenen zu lindern. Darüber hinaus können auch Therapien auf psychologischer Ebene bei chronischen Schmerzen hilfreich sein, da die Ursache der Schmerzen nicht immer bei einem körperlichen Leiden liegen muss. (sb, fp)
Lesen Sie auch:
Gen verstärkt chronische Schmerzen
Chronische Schmerzen weit verbreitet
Schmerzmittel als Ursache für Schmerzen?
Bild: CFalk / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.