Erstmals neuartiger Magenschrittmacher zur Gewichtsreduktion in Deutschland implantiert
30.03.2011
Magenschrittmacher versprechen weitreichende Erfolge bei der Bekämpfung von Übergewicht. Durch die Implantation der nur 65 Gramm schweren Geräte kann das Hungergefühl kontrolliert und das Gewicht deutlich reduziert werden.
In Deutschland wurde nun erstmals ein neuartiger Magenschrittmacher (abiliti-System) nach dem Abschluss der vorherigen Testphase implantiert. Eine 31-jährige Frau mit einem Körpergewicht von 100 Kilogramm, hat sich im Stadtkrankenhaus Schwabach das neuartige Gerät in Größe einer Visitenkarte einsetzen lassen. Das neue System biete stark übergewichtigen Patienten eine Behandlungsmethode, mit der – ohne die typischen Nebenwirkungen anderer chirurgischer Verfahren – erhebliche Gewichtsreduzierungen möglich seien, betonte das Stadtkrankenhaus Schwabach in einer aktuellen Pressemitteilung.
Magenschrittmacher: Sättigungsgefühl durch Impulse an den Magen
Der Magenschrittmacher sendet leichte Impulse an den Magen, durch die bereits frühzeitig ein Sättigungsgefühl einsetzt, erklärte der Chefarzt der chirurgischen Abteilung des Stadtkrankenhauses Schwabach, Dr. Thomas Horbach, der die Implantation bei der 31-Jährigen durchgeführt hatte. Außerdem erfasst das Gerät nach Aussage des Experten mit Hilfe eines Sensors Daten zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie den körperlich Aktivitäten. In der begleitenden medizinischen Behandlung können die Daten jederzeit ausgelesen werden, so dass nicht nur die Nahrungsaufnahme insgesamt reduziert werde, sondern auch die Qualität der Nahrungsmittel und das Bewegungsverhalten der Patienten kontrolliert und angepasst werden könne, betonte Dr. Horbach. Der Magenschrittmacher wird den Patienten an der äußeren Magenwand eingepflanzt und die Betroffenen unterliegen durch das Implantat keinen Beschränkungen in Bezug auf die Art der aufgenommen Nahrung. Sie werden jedoch durch die begleitende Behandlung zu einer bewussten Ernährung und regelmäßiger körperlicher Bewegung angehalten, teilte das Stadtkrankenhaus Schwabach mit.
Magenschrittmacher bietet Vorteile gegenüber anderen operativen Verfahren
Deutschland ist nach Spanien das zweite Land weltweit, in dem die neue operative Methode zur Bekämpfung krankhafter Adipositas eingesetzt wird. Momentan werden die seit Anfang des Jahres zugelassenen neuartigen Magenschrittmacher hierzulande lediglich in drei Kliniken angeboten, dem Stadtkrankenhaus Schwabach (Verbund aus Adipositaszentrum Erlangen-Schwabach und Universitätsklinikum Erlangen), dem Universitätsklinikum Würzburg und der Wolfart-Klinik in München. Dem Chefarzt der chirurgischen Abteilung im Stadtkrankenhaus Schwabach, Dr. Thomas Horbach, zufolge bietet der Magenschrittmacher einen erheblichen Vorteil gegenüber bisheriger operativer Methoden zur Bekämpfung von Übergewicht, da „Verfahren wie Magenband, Magenschlauchbildung und gastrischer Bypass (…) zwar sehr effektive Behandlungsmethoden bei Adipositas“ seien, „jedoch teilweise irreversibel in die Anatomie des Verdauungstrakts“ eingreifen und „häufig mit Nebenwirkungen verbunden“ sind. Zudem könne der neuartige Magenschrittmacher in einem minimalinvasiven chirurgischen Verfahren implantiert werden, betonte Dr. Horbach.
Neue Magenschrittmacher kontrollieren Ernährungs- und Bewegungsverhalten
Kritiker zweifeln jedoch am Erfolg der Magenschrittmacher vor allem bei massivem Übergewicht mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 45. Denn eine Gewichtsabnahme von maximal 30 Prozent, die bei den bisherigen Geräten möglich war, hilft diesen stark fettleibigen Menschen kaum. Sie müssten erheblich mehr abnehmen, um Normalgewicht zu erreichen. Außerdem übernehmen die Krankenkassen in Deutschland keine Kosten für die Implantation des Magenschrittmachers, so dass die Betroffenen selber für den Eingriff aufkommen müssen. Den größten Vorteil sehen auch die Kritiker bei dem neuartigen Magenschrittmacher in der Möglichkeit zur langfristigen Umstellung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. Denn durch die einfache, drahtlose Übertragung der aufgezeichneten Daten können die behandelnden Ärzte und die Patienten selber stets das Ess-, Trink und Aktivitätsverhalten kontrollieren und ihre Strategien zur Gewichtsabnahme entsprechend anpassen. (fp)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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