Depressionen: Behandlungsansätze so vielfältig wie die Krankheitsursachen selbst
15.04.2011
Die Möglichkeiten zur Behandlung von Depressionen sind fast so vielfältig wie die Ursachen der psychischen Leiden. Von naturheilkundlichen Therapie-Ansätze mit pflanzlichen Wirkstoffen oder Akupunktur bis hin zu operativen Eingriffen mit der Implantation von Elektroden im Gehirn wurde bereits eine Vielzahl verschiedener Behandlungsmethoden erfolgreich getestet.
Depressionen sind einer aktuellen Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag der Allianz-Krankenversicherung zufolge in Deutschland die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung. Obwohl zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten bestehen, kann längst nicht allen Betroffenen geholfen werden. Die volkswirtschaftlichen Kosten liegen bei bis zu 22 Milliarden Euro jährlich, erklärte das RWI Anfang der Woche.
Depressionen können zahlreiche Ursachen haben
Als mögliche Ursachen von Depressionen kommen unzählige Faktoren – von Stress, über Stoffwechselstörungen bis hin zu genetischen Veranlagungen – in Frage. Die Möglichkeiten zur Behandlung der psychischen Leiden haben dabei allerdings eine ähnliche Bandbreite wie die möglichen Ursachen. Abhängig von der schwere der Depressionen und den möglichen Ursachen lassen sich mit den verschiedensten Methoden Behandlungserfolge erzielen, die Schwierigkeit ist jedoch, den richtigen Behandlungsansatz zu ermitteln. In der Vergangenheit wurden sowohl mit schulmedizinischen als auch mit naturheilkundlichen Behandlungen bereits vielversprechende Erfolge erzielt, doch eine Universallösung für die Therapie von Depressionen scheint bisher nicht in Sicht. Zum Beispiel wurde auf naturheilkundlicher Basis Akupunktur schon erfolgreich zur Behandlung von Depressionen (insbesondere Schwangerschaftsdepression) angewendet. Auch wird Johanniskraut zur Behebung der psychischen Leiden empfohlen, wobei dies vor allem bei leichten Depressionen von Frauen in den Wechseljahren (Menopause) zu Einsatz kommt. In der Schulmedizin ist die Wirkung des Johanniskrauts jedoch äußerst umstritten, auch wenn die Befürworte der Überzeugung sind, dass Johanniskraut ebenso gut wie chemisch hergestellte Antidepressiva gegen Depressionen wirken kann.
Licht-Therapie und Akupunktur gegen Depressionen?
Beim Einsatz anderer naturheilkundlicher Methoden zur Behandlung von Depressionen zeigt sich die Schulmedizin jedoch weit aufgeschlossener. So wird zum Beispiel an der Berliner Charité die Wirkung von Lavendelöl auf Symptome wie Unruhezustände, Schlafstörungen oder Depressionen untersucht. Auch weitere eher unkonventionelle Behandlungsmethoden, wie die Bestrahlung mit Licht in einer Stärke von 2500 bis 4000 Lux bei sogenannten Winterdepressionen, wurden schon erfolgreich getestet. An der Universität Bochum konnten Psychiater auch mit Akupunktur positive Effekte bei der Behandlung von Depressionen erzielen. Darüber hinaus hat ein israelisch-amerikanisches Forscherteam im Laborversuch an Mäusen nachgewiesen, dass durch das Inhalieren von Weihrauchduft ebenfalls Depressionen gelindert werden können.
Klassischer Behandlungsansatz bei Depressionen
Der klassische Behandlungsansatz bei Depressionen beruht hingegen auf Verabreichung sogenannter selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), durch die der Spiegel des Gehirnbotenstoffs Serotonin erhöht werden soll. Denn bei Depressiven liegt häufig eine Störung des Gleichgewichtes zwischen den Botenstoffen im Gehirn vor. Bei schweren Erkrankungen werden auch Lithiumsalze zur Therapie eingesetzt, um Rückfälle in die Depression zu verhindern. Zur Behandlung chronischer Depressionen wurde außerdem die Transkraniellen Magnetstimulation, bei der das Gehirn durch rasch pulsierende Magnetfelder stimuliert wird, erprobt. Auch mit Hilfe chirurgischer Eingriffe wurde schon gegen Depressionen vorgegangen. So haben kanadische Wissenschaftler Patienten mit anhaltenden starken Depressionen Elektroden ins Gehirn implantiert und durch die elektrische Stimulation bestimmter Hirnregion die Depressionen erfolgreich behoben.
Stressvermeidung als Depressionsvorbeugung
Sowohl Schulmedizin als auch Naturheilkunde beurteilen Stress als eine der wesentlichen Ursachen für Depressionen, so das jegliche Maßnahmen zum Stressabbau, wie Sport, Spaziergängen, Tai Chi, Autogenes Training oder Entspannungsübungen als vorbeugen gegenüber Depressionen gelten. Liegen die Ursachen in körperlichen Schmerzen begründet, lassen sich mit Therapien zur Schmerzlinderung (Schmerztherapien) erhebliche Erfolge bei der Behandlung der Depressionen erzielen. Bilden harte Schicksalsschläge sowie entsprechende Trauer und Traumata die Ursache für Depressionen, kann professionelle Unterstützung helfen diese zu überwinden. Ohnehin sollten Betroffene Unterstützung beim Arzt oder Psychotherapeuten suchen, wenn sie Anzeichen einer Depression bei sich erkennen und Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität drohen. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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