20 Prozent der Deutschen leiden an einem Alkoholproblem
26.04.2011
Der Konsum von alkoholischen Getränken bleibt in Deutschland weiterhin ein ernstzunehmendes Problem. Dies berichtet die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in ihrem Jahrbuch Sucht 2011. Während der Tabakkonsum weiter zurückgeht, verharrt der Alkoholkonsum weiterhin auf hohem Niveau. Der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann, bezeichnete die Situation beim Alkohol als „dramatisch“.
Der Studie der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zufolge hat rund jeder fünfte Deutsche im Alter zwischen zwischen 18 und 64 Jahren ein Alkoholproblem. Zwar sei die jährlich pro Kopf konsumierte reine Alkoholmenge leicht rückläufig, doch „der Alkoholverbrauch bleibt entschieden zu hoch, zu riskant, zu folgenreich", betonte Raphael Gaßmann. Vor allem der Alkoholkonsum junger Menschen bereitet den Experten dabei erhebliche Sorgen. Denn immer mehr Menschen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren erleiden pro Jahr eine Alkoholvergiftung.
73.000 Todesfälle pro Jahr durch Alkohol
Insgesamt ist die Zahl der jährlichen Alkoholvergiftungen seit dem Jahr 2000 bis 2009 mit einer Zunahme von 112 Prozent erheblich gestiegen. Den Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zufolge haben die Alkoholvergiftungen bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren sogar um ca. 194 Prozent zugenommen, die der Senioren um rund 181 Prozent. Außerdem werden laut Jahrbuch Sucht 2011 etwa 73.000 Todesfälle im Jahr durch „alkoholbezogene Gesundheitsstörungen“ bedingt. Somit werde ein Fünftel aller deutschlandweiten Todesfälle der zwischen 35- bis 65-Jährigen jährlich durch Alkohol verursacht, bei den Männern sogar ein Viertel, erklärte Raphael Gaßmann. Nach Einschätzung des Experten ist davon auszugehen, dass jeder fünfte Deutsche im Alter zwischen 18 und 64 Jahren ein Alkoholproblem hat.
Tabakkonsum weiterhin rückläufig
Insgesamt wiegt die negative Entwicklung beim Alkohol, auch die positiven Effekte beim Tabakkonsum wieder auf. Hier konnten die Experten der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen nicht zuletzt aufgrund der massiven gesetzgeberischen Bemühungen erneut einen spürbaren Rückgang des Tabakkonsums im Jahr 2009 feststellen. Zwar falle dieser mit 1,6 Prozent weniger als halb so hoch aus wie im Vorjahr (3,8 Prozent im Jahr 2008), doch der erfreuliche Trend der vergangenen Jahre setzte sich fort, erklärte Raphael Gaßmann. Allerdings sieht der Experte auch beim Tabakkonsum noch erheblichen Handlungsspielraum. Denn in Deutschland rauchen immer noch rund 29 Prozent der 18- bis 64-Jährigen, wobei von den Männer rund 32,8 Prozent rauchen und von den Frauen rund 25,5 Prozent. Die durch den Tabakkonsum verursachten Todesfälle belaufen sich laut Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen auf rund 110.000 bis 140.000 pro Jahr
Andere Suchtmittel eher zu vernachlässigen
Den übrigen Suchtmitteln weist die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in ihrem Jahrbuch Sucht 2011eine eher zu vernachlässigende Bedeutung zu. So sei bei den Medikamenten mit Suchtpotenzial kein eindeutiger Trend ausmachen, nicht zuletzt weil die Präparate oftmals im Internet ohne entsprechende Rezepte bezogen werden. Bei den den illegalen Drogen fallen die Zahlen der Konsumenten mit rund 3,3 je 1000 Einwohner im Alter von 15 und 64 Jahren relativ gering aus. Dementsprechend vernachlässigbar erscheinen die gesundheitlichen Folgen in dem aktuellen Jahrbuch Sucht. So geht Raphael Gaßmann davon aus, dass lediglich 220.000 Menschen deutschlandweit regelmäßig Cannabis konsumieren und bei härteren Drogen wie Amphetaminen oder Kokain die Zahlen noch deutlich geringer ausfallen. Somit erscheinen die gesundheitlichen Folgen in der Bevölkerung insbesondere gegenüber Massensuchtmitteln wie Alkohol oder Tabak relativ gering. (fp)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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