Gürteltier bilden ein Reservoir für Lepra-Erreger
28.04.2011
Gürteltiere sind offenbar dafür verantwortlich, dass in den USA auch heute noch Lepra-Erkrankungen auftreten. Die letzten Überlebenden aus der Säugetierfamilie der sogenannten Gepanzerten Nebengelenktiere (Cingulata), tragen Bakterien in sich, die bei Menschen Lepra-Erkrankungen auslösen können. Dies berichten Forscher in der Online-Ausgabe des „New England Journal of Medicine“.
Die Forscher entdeckten bei der Untersuchung der Gürteltiere einen speziellen Stamm des Erregers Mycobacterium leprae, der sowohl bei den Tieren als auch bei ebenfalls untersuchten Lepra-Patienten, festzustellen war. Diese Bakterien ermöglichen eine Übertragung der Lepra durch die Gürteltiere und sind dafür verantwortlich, dass auch heute noch Lepra-Erkrankung in den USA auftreten, schreiben die Forscher.
Spezielles Mycobacterium leprae in den Gürteltieren nachgewiesen
Die Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Studie die DNS der Bakterien von 33 Gürteltieren aus dem Süden der USA mit der Bakterien-DNS von 50 Lepra-Patienten verglichen. Dabei konnten sie bei 28 Gürteltieren und 25 Lepra-Patienten einen speziellen, bisher unbekannten Stamm des Erregers Mycobacterium leprae nachweisen. Ihre Ergebnisse bestätigen, dass Gürteltiere Menschen mit Lepra infizieren können, erklärten die Forscher. Die Aussagekraft der Studie sei umso eindeutiger, da 22 Patienten noch nie in ihrem Leben Nordamerika verlassen hatten, dass heißt andere Infektionsquellen außerhalb der USA quasi ausgeschlossen werden konnten. Außerdem erklärten acht der Lepra-Patienten, dass sie direkten Kontakt mit Gürteltieren hatten. Einer der Leprakranken gab sogar an, er habe die Gürteltiere gejagt und verspeist. Das Mysterium der immer wieder auftretenden Lepra-Erkrankungen in den USA scheint damit gelöst. Die Gürteltiere bilden offenbar bis heute ein Reservoir für die Lepra-Bakterien, die wahrscheinlich bereits mit den ersten europäischen Einwanderern auf den amerikanischen Kontinent eingeschleppt wurden.
Lepra war früher eine der gefürchtetsten Krankheiten
Lepra zählte bis ins späte 19. Jahrhundert zu den gefürchtetsten Infektionskrankheiten weltweit. Erst nachdem der norwegische Arzt Gerhard Armauer Hansen im Jahr 1873 das krankheitsauslösende Bakterium Mycobacterium leprae entdeckt hatte, konnten allmählich Fortschritte bei der Behandlung erzielt werden. Der Durchbruch gelang schließlich in den 1940er Jahren mit der Entwicklung der Sulfonamidtherapie. Auch der Einsatz des bis heute bedeutenden Antibiotikums Dapson (DDS) bei der Lepra-Therapie wurde zu dieser Zeit eingeführt. Seit den 1970er Jahren wird Lepra mit Kombinationstherapien aus mehreren Antibiotika behandelt, seit 1982 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Polychemotherapie zu Behandlung der Krankheit. Obwohl die Erkrankung seither in den meisten Industriestaaten fast ausgerottet ist, treten in den USA bis heute vereinzelt Infektionen auf, die nicht auf einen Aufenthalt im Ausland zurückzuführen sind, sondern – wie jetzt klar ist – auf eine Übertragung der Erreger durch Gürteltiere. Weltweit ist Lepra jedoch ohnehin längst nicht besiegt. Vor allem in den ärmeren Entwicklungsländern mit mangelhaften Hygienestandards tritt Lepra bis heute auf. Die WHO geht davon aus, dass weltweit im Jahr 2009 fast 245.000 Personen an Lepra erkrankt sind. Hierzulande stellt Lepra jedoch keine besondere gesundheitliche Bedrohung dar. So wurden im Jahr 2010 in Deutschland lediglich zwei Fälle gemeldet, wobei sich die Patienten bei einem Aufenthalt in Asien infiziert hatten. (fp)
Bild: Dr. Karl Herrmann / pixelio.de
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