Mitglieder der insolventen City BKK massiv verunsichert
18.05.2011
Die Insolvenz der City BKK hat die Branche erschüttert und massive Verunsicherung bei den Versicherten ausgelöst. Knapp 170.000 Mitglieder der City BKK suchen derzeit eine neue Krankenversicherung, doch die übrigen gesetzlichen Krankenkassen sind mit Andrang potentieller Neukunden offenbar überfordert. Zahlreiche Beschwerden sind in den vergangenen Tagen bei den Verbraucherzentralen aufgelaufen.
Seit bekannt ist, dass die City BKK zum 1. Juli in Folge chronischer Finanzprobleme und anhaltenden Mitgliederschwunds geschlossen werden muss, herrscht massive Verunsicherung unter den 168.000 Mitgliedern der insolventen Krankenkasse. Sie müssen sich eine neue Versicherung suchen, doch dabei sind ihnen die übrigen gesetzlichen Krankenversicherungen offenbar keine große Hilfe. Zahlreiche City BKK-Versicherte haben sich in den vergangenen Tagen über die „Abwimmelungen der Kassen“ beschwert, zitiert das „Hamburger Abendblatt“ die Berliner Patientenbeauftragte, Karin Stötzner.
Krankenkassen vom Ansturm der City BKK-Mitglieder überfordert
Die Mitglieder der insolventen City BKK brauchen bis zum ersten Juli eine neue Krankenversicherung. Dadurch wurde vor allem in Berlin, Hamburg und Stuttgart ein erheblicher Andrang in den Geschäftsstellen der übrigen gesetzlichen Krankenkassen ausgelöst. Doch die Krankenversicherungen sind auf den Zustrom potenzieller Neukunden nur unzureichend vorbereitet. So hat beispielsweise die Barmer GEK vergangene Woche in Hamburg wegen des „immensen Mehraufwands“ vorübergehend die Kundencenter geschlossen, erklärte die Sprecherin der Barmer GEK, Viola Matzke. Auch andere Versicherungen wie die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) und die Techniker Krankenkasse (TK) räumten ein, nicht auf den Andrang vorbereitet gewesen zu sein. Bei den Mitgliedern der insolventen City BKK, die ohnehin durch die plötzliche Schließung ihrer Krankenkasse bereits verunsichert sind, hat das Verhalten der übrigen Krankenkassen indes weitere Irritationen ausgelöst. Viele von ihnen hatten das Gefühl, sie würden bei den Krankenkassen abgewimmelt, da diese sie nicht aufnehmen wollen. Zahlreiche Beschwerden gingen aus diesem Grund in den vergangenen Tagen bei den Verbraucherzentralen ein. Die Krankenkassen würden mit Tricksereien versuchen, sie von einem Aufnahmeantrag abzuhalten, so die häufige Beschwerden der älteren City BKK Mitglieder.
Techniker Krankenkasse nimmt tausende City BKK-Kunden auf
Als positives Gegenbeispiel ist an dieser Stelle jedoch die Techniker Krankenkasse zu nennen, bei der nach eigenen Angaben bereits 13.000 ehemalige City BKK-Kunden untergekommen sind. Die Mehrheit der Neukunden sei in Berlin zu verzeichnen gewesen, erklärte Marcus Dräger, Sprecher der TK und betonte: „Wir wimmeln niemanden ab.“ Angesichts der fast 170.000 Menschen, die eine neue Krankenkasse suchen, sind 13.000 aufgenommene Neukunden jedoch nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zum Ziel. Zwar lagen Dräger zufolge bei der TK von Anfang an klare Arbeitsanweisungen vor, dass die City BKK-Mitglieder „genauso behandelt werden wie jeder andere“, doch der mit dem Andrang von potenziellen Neukunden verbundene Arbeitsaufwand ist immens. „Wir haben es ganz klar mit einer Ausnahmesituation zu tun“, erklärte Susanne Hertzer, Leiterin der TK-Landesvertretung Berlin und Brandenburg gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. Daher hat die TK den Angaben von Susanne Hetzer zufolge die Kundenberatungen in ihren Geschäftsstellen personell verstärkt. Dabei seien „Wartezeiten nicht immer zu vermeiden, aber es hat sich niemand verrückt machen lassen“ und am Ende komme „jeder dran, und jeder, der es möchte, wird aufgenommen“, erklärte die Leiterin der TK-Landesvertretung Berlin und Brandenburg.
Beschwerden der Versicherten über Abwimmlungsversuche
Obwohl einige gesetzliche Krankenversicherungen wie zum Beispiel die Techniker Krankenkasse durchaus bemüht sind, die Kunden der City BKK aufzunehmen, haben sich den Angabe von Susanne van Cleve, Sprecherin der Berliner Verbraucherzentrale, zufolge in den letzten Tagen zunehmend mehr Versicherte der insolventen City BKK in der Berliner Verbraucherzentrale gemeldet, um sich zu beschweren und nach Rat zu fragen. Die Berliner Patientenbeauftragte, Karin Stötzner, ergänzte: „In drei Tagen haben sich 40 City BKK Versicherte über Abwimmelungen der Kassen beschwert.“ Besonders häufig seien dabei Beschwerden gegen die AOK Nordost und die Barmer GEK eingegangen. Zwar räumten einige Krankenkassen eine unzureichende Vorbereitung auf den Andrang der City BKK Mitglieder ein, doch alle Krankenkassen bestritten, absichtlich Versicherte der City BKK abzuweisen, berichtet das „Hamburger Abendblatt“. „Möglicherweise ist es zu Missverständnissen gekommen“, kommentierte Viola Matzke, Sprecherin der Barmer GEK, die Vorwürfe der Versicherten. Auch die übrigen Krankenkassen benannten Missverständnisse als Grund für die Beschwerden. Doch der Umgang einiger Krankenkassen mit den potentiellen Neukunden, vermittelt tatsächlich mitunter den Eindruck als wollten die Versicherungen die ehemaligen Mitglieder der City BKK nicht aufnehmen. Dies scheint sogar verständlich, wenn man bedenkt, dass bei der City BKK in den vergangenen zwei Jahren bereits eine Art Negativselektion stattgefunden hat, bei der am Ende überproportional viele ältere Versicherte mit erheblichen gesundheitlichen Problemen als Kunden zurück blieben. Da diese Versicherten mehr Kosten verursachen, als ihre Mitgliedsbeiträge an Einnahmen generieren, ist es durchaus denkbar, dass einige Krankenkassen sie aus finanziellen Gründen lieber nicht aufnehmen würden. (fp)
Lesen Sie auch:
Krankenkassen: Bald 70 Euro für Zusatzbeiträge?
City BKK: Was nun Versicherte beachten müssen
City BKK Mitglieder finden keine neue Krankenkasse
Wimmelt Krankenkasse HEK Senioren ab?
Mitglieder der City BKK ratlos und geschockt
City BKK: Zusammenbruch durch Zusatzbeitrag
Krankenkasse City BKK wird geschlossen
Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.