Zahlreiche Fehldiagnosen bei Alzheimer-Patienten
20.05.2011
Viele Alzheimer-Erkrankungen werden nicht beziehungsweise erst verspätet als solche erkannt. Da vor allem Patienten im Alter unter 60 Jahren häufig keine typischen Alzheimer Symptome aufweisen, sind anfängliche Fehldiagnosen nicht selten, berichten spanische Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Neurology“.
Knapp 40 Prozent der Alzheimer-Patienten wiesen im Rahmen ihrer Studie nicht die alzheimer-typische Vergesslichkeit auf, schreiben die spanischen Forscher um den Pathologen Dr. Albert Lladó aus Barcelona. Hierdurch werde vor allem bei den frühen Alzheimer-Erkrankungen (early-onset Alzheimer disease, EOAD) von Patienten im Alter zwischen 40 und 60 Jahren die Diagnose erheblich erschwert, berichten die Wissenschaftler.
40 Prozent der Alzheimer-Patienten ohne typische Symptome
Die spanischen Forscher hatten im Rahmen ihrer Studie die Diagnosen und die Krankheitsverläufe von 40 Patienten ausgewertet, bei denen nach ihrem Tod durch Gewebeanalysen ein früher Morbus Alzheimer festgestellt werden konnte. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen lag mit 55 Jahre relativ niedrig und die Betroffenen hatten im Schnitt bereits elf Jahre mit der Krankheit gelebt. Allerdings erfolgte eine entsprechende Alzheimer-Diagnose durchschnittlich erst drei Jahre nachdem die ersten klinischen Symptomen aufgetreten sind, so das Ergebnis der spanischen Studien. Außerdem waren die ersten Anzeichen der Erkrankung nur bei 25 der frühe Morbus Alzheimer-Patienten (63 Prozent) durch die typischen episodischen Gedächtnisstörungen gekennzeichnet. Bei 37 Prozent der Betroffenen traten anfangs keine Erinnerungslücken auf. Entsprechend unterschiedlich fielen die Diagnosen in den ausgewerteten Krankenakten aus. Während bei den Alzheimer-Patienten mit Gedächtnisproblemen meist noch zu Lebzeiten eine entsprechende Diagnose gestellt wurde, konnten die Ärzte nur bei knapp jedem zweiten (47 Prozent) der Patienten mit atypischen Alzheimer-Symptomen die Erkrankung als solche diagnostizieren.
Alzheimer bei zahlreichen Patienten nicht erkannt
Bei den Alzheimer-Patienten mit atypischen Symptomen, wie zum Beispiel Verhaltensstörungen, Stimmungsschwankungen oder Sprach- und Sehstörungen, hatten die Ärzte erhebliche Schwierigkeiten die Demenz-Erkrankung zu erkennen, berichten die spanischen Wissenschaftler. So wurden den Experten zufolge verschiedensten Diagnosen wie frontotemporale Degeneration, primär progressive Aphasie oder Depression gestellt. Die Alzheimer-Erkrankung an sich wurde indes bei fast 50 Prozent dieser Patienten bis zu ihrem Tode nicht diagnostiziert. Problematisch ist dabei laut Aussage der Experten vor allem, dass der frühen Diagnose bei Alzheimer eine besonders hohe Bedeutung zukommt. Denn heilbar ist die verbreitetste Form der Demenz-Erkrankungen bis heute nicht und es können durch eine entsprechenden Therapie lediglich einige Jahre für die Patienten gewonnen werden, in denen sie länger alltagstauglich bleiben. Hierfür muss jedoch eine entsprechend frühzeitige Diagnose erfolgen.
Erforschung neuer Alzheimer-Diagnoseverfahren
Aus diesem Grund sind Forscher weltweit seit Jahren bemüht die Diagnose-Verfahren bei Alzheimer zu verbessern. Zum Beispiel haben Francesca Cordeiro, vom Ophthalmologischen Intsitut des University College London und ihr Kollege Stephen Moss Anfang des Jahres 2010 eine Möglichkeit vorgestellt, mit der sie Alzheimer bei Mäusen anhand eines relativ einfachen Augentestes erkennen konnten. Wie Cordeiro und Moss in dem Online-Fachmagazin „Cell Death and Disease“ berichteten, konnten sie mit Hilfe fluoreszierender Marker, die sich an absterbende Zellen andockten, grüne Punkte auf der Netzhaut sichtbar machen, die als Hinweis auf das Absterben von Zellen bestimmter Hirnregionen gewertet wurden. Durch eine Weiterentwicklung ihrer Methode ließe sich der Krankheitsverlauf und Erfolg möglicher Therapien kontinuierlich beobachten, erklärten die britischen Forscher. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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