Rasanter Anstieg der Diabetes Erkrankungsrate: Bis 2030 werden rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland neu an Diabetes Typ II erkranken
01.06.2011
Laut einer Analyse des Deutschen Diabetes Zentrums steigt die Zahl der Diabetiker bis zum Jahr 2030 um 1,5 Millionen Menschen an. Damit steigt die Anzahl der Betroffenen stärker, als bislang von Gesundheitsexperten allgemein angenommen. Durch einen gesunden und ernährungsbewussten Lebensstil könnte allerdings der rasante Anstieg auch ohne Arzneimittel noch gestoppt werden.
Rund 1,5 Millionen Menschen ab 45 Lebensjahre werden in den kommenden zwanzig Jahren neu an Diabetes Typ II erkranken. Ein großer Anteil der Neuerkrankungen wäre vermeidbar, wie Experten warnen. Denn eine gesunde Ernährung und viel Bewegung könnte ein Ausbrechen der chronischen Stoffwechselerkrankung verhindern. Die Schätzung basiert auf eine Erhebung des Deutschen Diabetes-Zentrums DDZ.
Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes Typ II
Etwa sechs Millionen Menschen leiden deutschlandweit an Diabetes-Typ 2. Waren vor einigen Jahrzehnten noch vor allem ältere Menschen betroffen, sind es heute zunehmend Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die bereits in jungen Jahren zu Diabetikern werden. Die Hauptgründe hierfür sind Übergewicht und eine überwiegend ungesunde Ernährungsweise. Trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen greifen viele junge Menschen zu Fast Food, Cola und Co.
Männer ganz besonders betroffen
Einen besonders rasanten Anstieg wird von dem Diabetes-Zentrum in der männlichen Altersgruppe der 55- bis 74jährigen prognostiziert. In einer Modellbasierten Berechnung sagen die Forscher in nächsten zwei Jahrzehnten einen Zuwachs von rund einer Millionen neuer männlichen Patienten voraus. Das entspricht einem satten Plus von 79 Prozent im Vergleich zu heute. Da Frauen im Allgemeinen gesünder leben, ist zwar auch hier ein Anstieg zu verzeichnen, allerdings fällt dieser etwas geringer aus, als bei den Männern. Bis 2030 werden rund 500.000 Frauen neu an Diabetes Typ II erkranken. Das entspricht einem Zuwachs von 47 Prozent.
Ost-Süd-Gefälle bei Erkrankungsrate
Gemessen am Gesamtanteil der bundesdeutschen Bevölkerung leiden bereits heute rund acht Prozent der Erwachsenen an Diabetes Typ -2. Auffällig ist, dass laut Analysen des Vize-Direktors des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ in Düsseldorf, Dr. med. Wolfgang Rathmann, ein deutlich erkennbares Nordost-Südwest-Gefälle bei der Erkrankungsrate besteht. Während in Halle bereits zwölf Prozent der älteren Menschen ab 45 an der Zuckerkrankheit leiden, sind es zum Beispiel im südlichen Augsburg nur sechs Prozent. Deutschland nimmt auch im europäischen Vergleich einen traurigen Spitzenplatz ein. "Im Diabetes-Atlas der International Diabetes Federation belegt Deutschland einen Spitzenplatz", erläuterte Dr. Rathmann. Allerdings müssen die Daten mit Vorsicht genossen werden, weil es Unterschiede in der Datenerhebung gebe, schränkte der Mediziner ein. "Sicher ist allerdings, dass die Häufigkeit des Typ-2-Diabetes mellitus in den nächsten Jahrzehnten weiter ansteigen wird", so der Arzt.
Ein nicht zu unterschätzender Anteil der Neuerkrankungen wäre vermeidbar, wie Experten berichten. Zahlreiche Studien haben bereits belegt, dass eine Änderung des Lebensstils in Form von körperlicher Ertüchtigung, dem Halten oder Erlangen des Normalgewichts und eine hauptsächliche Kost bestehend aus Vollkorn, Gemüse und Obst rund die Hälfte aller Diabetes-Erkrankungen vermeiden könnte. "Würde jeder zweite Erwachsene in der älteren Bevölkerung mit einer Diabetes-Vorstufe erfolgreich und dauerhaft an Maßnahmen zur besseren Ernährung und Gewichtsreduktion teilnehmen, könnten nach der aktuellen Studie 21 Prozent der zukünftigen Erkrankungen bei Männern und 31 Prozent der Fälle bei Frauen vermieden werden", betont Dr. Rathmann.
Sinnvolle Vorsorge kann vor Diabetes schützen
Es gibt eine Reihe von Studien, die immer wieder belegen, dass Ernährung und Bewegung zwei wesentliche Elemente zur Diabetes Vorsorge sind. Laut einer Studie der Universität in Leicester senkt vor allem grünes Blattgemüse das Erkrankungsrisiko. Insbesondere Kohlgemüse wie Brokkoli, Blumenkohl und Spinat zeigten im Studienverlauf eine überaus positive Wirkung. Aßen Probanden etwa 100 Gramm Kohlgemüse pro Tag, so konnte das Diabetes-Risiko um 14 Prozent gesenkt werden. Eine andere evidenzbasierte Studie der "Harvard Medical School“ untersuchte die Wirkungsweisen von Vollkornprodukten. Wer statt Weißmehlprodukten zu Vollkornbrot, Naturreis oder Vollkornnudeln greift, kann sein Risiko um ein weiteres Drittel senken. Wer dann noch regelmäßig Ausgleichs- und Ausdauersport betreibt, der braucht sich fast keine Sorgen mehr zu machen und schützt sich nachhaltig vor Diabetes Typ II. Erste Anzeichen für eine Diabetes Typ II Erkrankung sind übermäßiger Durst, Sehstörungen und schlechte Wundheilung. Wer solche Symptome bemerkt, sollten einen Bluttest beim Hausarzt unternehmen. (sb)
Lesen Sie auch:
Vollkornprodukte können Diabetes vorbeugen
Diabetes ist kein Schicksal
Pflanzlicher Wirkstoff gegen Diabetes entdeckt
Fettreicher Fisch beugt Diabetes & Herzleiden vor
Diabetes: Sport und Ernährung vorteilhaft
Wirkstoffe in der Milch schützen vor Diabetes
Bild: Thomas Schubert / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.