Eine Gürtelrose begünstigt anscheinend den Ausbruch von Multiple Sklerose
10.06.2011
Wissenschaftler vermuteten diesen Zusammenhang schon länger und eine Studie bestätigte nun die Annahme: Wer an einer Gürtelrose erkrankt war, verfügt über ein viermal höheres Risiko an der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) zu erkanken.
Leicht erhöhter Risikofaktor nach Herpes Zoster Infektion
Wer schon an einmal an der viralen Herpes Zoster Infektion erkrankt war, verfügt über ein viermal höheres Risiko, später an Multiple Sklerose zu erkranken. Taiwanesische Wissenschaftler berichteten über eine Studie, die im Fachmagazin "Journal of Infectious Diseases" veröffentlicht wurde. Die Herpesvirusinfektion wird im Volksmund oft „Gürtelrose“ genannt, weil sich meist ein schmerzhafter und streifen artiger Hautausschlag mit Blasen bildet. Über einen Kontext zwischen beiden Erkrankungen spekulierten Mediziner und Forscher auf der ganzen Welt schon seit längerer Zeit. Anhand der Studiendaten konnte der Verdacht nun bestätigt werden.
Im Rahmen der Untersuchung werteten die Wissenschaftler Herng-Ching Lin und sein Team von der Taipei Medical Universität in Taiwan die Daten von rund 315.550 Patienten aus, die schon einmal an Herpes Zoster erkrankt waren. Als Kontrollgruppe dienten die Patientendaten von 946.650 ohne eine virale Gürtelrosen-Infektion. Benannte Gruppe wurde per Zufall ausgewählt.
Die Wissenschaftler sind bei der Studie der Frage nachgegangen, wie viele Personen innerhalb eines Jahres nach Erkrankung eines Herpes Zoster an der Autoimmunkrankheit MS erkrankten. Im Vergleich zu Kontrollgruppe verfügten die Gürtelrose-Patienten über ein 3,96 gesteigertes Risiko. Die Studienautoren schränkten jedoch ein, dass es sich bei den Teilnehmern um Han-Chinesen handelte. Zudem trete MS in Asien wesentlich seltener auf, als in westlichen Industrienationen. Somit müsse man davon ausgehen, dass sich das Ergebnis nicht auf alle Weltregionen übertragen lässt. Hierzu müssten weitere Studien folgen.
Fakten der Studie
1. Es gibt epidemiologische Hinweise, dass einige Herpes-Viren das Auftreten einer Multiple Sklerose (MS) begünstigen.
2. Die Erkrankungsrate der MS-Verbreitung variiert je nach geographischer Lage und Einkommen.
3. In dieser Studie fanden Forscher eine signifikant höhere, aber immer noch mit geringere Risiken für MS nach einem Jahr einer Gürtelrose bzw. Herpes zoster Infektion.
4. Es gibt Hinweise darauf, dass 30 Prozent der Rückfälle bei MS-Patienten mit einer ansteckenden Krankheit verbunden sind.
Entstehung von Multiple Sklerose noch immer ungeklärt
Die genaue Entstehung von Multiple Sklerose ist bis heute nicht vollständig erforscht. Klar ist jedoch, dass das körpereigene Immunsystem die Myelinscheiden im Zentralnervensystem angreift. Warum die Zellen zu einer solchen Fehlaktion geleitet werden, ist bis heute unklar. Einige Forscher nehmen an, dass eine zufällige Ähnlichkeit von Antigenen auf Viren das Abwehrsystem zur Bildung von reaktiven Antikörpern veranlasst. Herpesviren stehen dabei schon länger im Verdacht. Neben genetischen Faktoren, spielen bei der Entstehung auch umweltbedingte Einflüsse und virale Infektionskrankheiten eine große Rolle. (sb)
Lesen Sie auch:
Epstein-Barr Virus
Gürtelrose am Ohr schnell behandeln lassen
MS Diagnose: Erste Symptome erkennen
Neuer Wirkstoff gegen Multiple Sklerose zugelassen
Multiple Sklerose Schübe oft im Sommer
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.