Forscher identifizierten die auslösenden Bakterien der Pest
30.08.2011
Die Pest (lateinisch Pestis = Seuche) raffte im Mittelalter rund ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin und bildete die folgenschwerste Pandemie, die die Menschheit bisher erlebt hat. Seither ist die Erkrankung auch als „Schwarzer Tod“ bekannt und die Forscher weltweit suchen bis heute nach dem Auslöser der weltweiten Seuche. Forschern aus Kanada und Deutschland ist es nun gelungen, den Pest-Erreger zu identifizieren.
Zwar galt das Bakterium Yersinia pestis schon seit längerem als wahrscheinliche Ursache der Pest-Pandemie im 14. Jahrhundert, doch bislang konnte kein eindeutiger wissenschaftlicher Nachweis für die Bakterien als Auslöser des „schwarzen Todes“ erbracht werden. Diesen liefern nun Forscher der Universität Tübingen und der kanadischen McMaster Universität in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS). Die Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Studie über 100 Skelette aus einem Massengrab auf einem Pestfriedhof in London genetisch analysiert und nach Spuren der Pest-Erreger gesucht.
Erbgut der Pest-Bakterien entschlüsselt
Im Rahmen ihrer Untersuchung konnte die Forscher bei den Skeletten das Erbgut des Erregers, der zum Tod der Betroffenen geführt hatte, entschlüsseln und anschließend mit der heutigen Form der Bakterien vergleichen. Das Ergebnis war eindeutig: Das auch heute noch in verschiedenen Regionen weltweit verbreitete Bakterium Yersinia pestis war Ursache der Pest-Pandemie im 14. Jahrhundert, berichten die Wissenschaftler. Die Vermutung, dass die Pestpandemie eventuell eine dem Ebola-Fieber ähnliche Erkrankung war, habe sich nicht bestätigt, so die Forscher der Universität Tübingen. Die Genanalyse liefere eine endgültige Antwort, betonten die Experten. Wie der Studienautor Johannes Krause von der Uni Tübingen erklärte, besteht „kein Zweifel“ daran, dass die Pandemie des „schwarzen Todes“ durch die Bakterien Yersinia pestis ausgelöst wurde. Zwar seien die heutigen Yersinia pestis-Bakterien deutlich harmloser, als die Erreger des Mittelalters, doch der Zusammenhang sei eindeutig. Die ursprüngliche, erheblich aggressivere Form der Bakterien existiert laut Aussage der Experten heute jedoch nicht mehr. Zwar infizieren sich immer noch Menschen mit den Pesterregern, doch die Erkrankung verläuft wesentlich langsamer und weitaus seltener tödlich als bei der Pest-Pandemie im Mittelalter. „Dies deutet darauf hin, dass sich zumindest dieser Teil der Erbinformation der Pesterreger in den letzten 600 Jahren kaum verändert hat“, erklärte Prof. Dr. Johannes Krause von der Universität Tübingen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben noch heute jedes Jahr etwa 100 bis 200 Menschen an der schwarzen Pest. Jährlich werden bis zu 3000 Fälle registriert, wobei vor allem in der 3.Welt die Erkrankungsrate höher liegt. Der gefährliche Keim Menschen aber auch Tiere infizieren. Der Übertragungsweg findet vor allem Flöhe von Ratten statt.
Pest breitete sich schnell aus
Der „schwarze Tod“, wie die Pest damals von den Menschen genannt wurde, war die bislang größte Pandemie in Europa und grassierte zwischen den Jahren 1347 und 1353. Nach wissenschaftlichen Schätzungen starben rund 25 Millionen Menschen als Folge der Infektionskrankheit. Nach bisherigen Erkenntnissen begann die Pandemie zunächst in Asien und gelangte nach einiger Zeit nach Europa. Durch die starke Verbreitung wurden zum Teil ganze Gegenden entvölkert, während andere Gebiete verschont blieben oder nur zum Teil betroffen waren. In der Region des heutigen Deutschlands wird geschätzt, dass beinahe jeder zehnte Menschen an den Folgen der Pest verstarb. Am schlimmsten waren vor allem Städte wie Köln, Hamburg oder Bremen betroffen. Durch mangelnde Hygiene und einer zu damaligen Zeiten hohen Bevölkerungsdichte konnte sich der Erreger schnell ausbreiten.
Die Pest gibt den Forschern noch immer zahlreiche Rätsel auf. Lange Zeit waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass es sich bei dem Pest-Erreger um die Beulenpest handelt. Die Bezeichnung „schwarzer Tode“ könnte daher rühren, weil Menschen nach Ansteckung an inneren Blutungen litten, die auf der Haut wie „schwarze Flecken“ aussahen. Trotz der Forschungsergebnisse ist noch immer nicht gänzlich ermittelt, warum sich die Pest im Mittelalter so schnell ausbreiten konnte, während sich der heutiger Pest-Erreger deutlich langsamer ausbreiten kann, auch wenn keine medizinische Betreuung vorhanden ist. Das müssen nun weitere Forschungsarbeiten ermitteln. (sb)
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