NDR: Handelsüblicher Dünger mit Uran und Cadmium verseucht
11.09.2011
Laut Proben des NDR-Magazins „Markt“ waren alle Sorten von Volldünger noch immer mit den giftigen Schwermetallen Uran und Cadmium verseucht. Bei Tests untersuchte ein durch die Fernsehsendung beauftragtes Labor insgesamt fünf Volldünger Produkte. Alle Mittel waren mit Uran und dem gesundheitsschädlichen Cadmium versetzt. Bislang existiert eine regelrechte Gesetzeslücke, weil keine Grenzwerte vom Gesetzgeber vorgesehen sind. Beide Schwermetalle gelten für Menschen als hochgradig gesundheitsschädlich.
Berichten des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zufolge sind noch immer toxische Schwermetalle wie Uran oder Cadmium in handelsüblichen Düngemitteln enthalten. Das hat eine stichprobenartige Untersuchung des Verbrauchermagazins „Markt“ ermittelt. In allen fünf Proben von Volldünger wurden die hochgiftigen Metalle in unterschiedlichen Konzentrationen nachgewiesen. Am kommenden Montag will das Fernsehmagazin genauer über die einzelnen Zusammenhänge berichten. Für den Verbraucher ist es nicht möglich zu ermitteln, ob die Dünger frei von derlei Schwermetallen sind. Laut des amtlichen Düngemittelrechts müssen die Hersteller keine Angaben über genannte Inhaltsstoffe machen.
Uran gelangt meist über sogenannte Phosphate in den Dünger, da sich diese vornehmlich an Schwermetalle binden. Seit Jahren prangern Umweltschützer und Verbraucherinitiativen die Metallbelastungen in Volldünger an. Dennoch gelangte im Jahre 2005 das Bundesinstitut für Risikobewertung zu dem Entschluss, dass sich aufgrund der damals vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnislage keine „nennenswerten gesundheitlichen Risiken für den Menschen durch Uran in Lebens- und Futtermitteln erkennen“ lassen. Dennoch warnen Umweltschützer vor einem möglichen Gesundheitsrisiko und drängen deshalb eine vorsorgliche gesetzliche Minimierung der Metalle. Neuerliche Forschungsarbeiten werden zu diesem Problem derzeit nicht gefördert.
Uran und Cadmium im Dünger gefährdet die Gesundheit kommender Generationen
Gegenüber dem NDR sagte der Präsident des internationalen Zentrums für Düngemittel, Prof. Ewald Schnug: „Es gibt keine Grenzwerte und keinerlei Auflagen oder Vorschriften“. Die schwarz-gelbe Bundesregierung lehnt die Schaffung eines Grenzwertes ab, weil die bisherige wissenschaftliche Erkenntnislage unzureichend sei. Für Schnug ist es nicht begreiflich, warum das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht sofort eingreife. Die Metallbelastungen sind vor allem ein großes Risiko für die kommenden Generationen, sagt der Professor. Denn ist Uran erst einmal im Erdboden, reichert es sich auch an. So ist das Trinkwasser in zahlreichen Regionen bereits derart stark mit Uran verseucht, so dass der Verzehr bereits unverantwortlich für die Gesundheit ist. Im November diesen Jahres wurde deshalb eine Uran-Richtlinie für Trinkwasser geschaffen. Wenn diese in Kraft tritt, müssen viele Brunnen schließen. „Damit ist das Problem auf keinen Fall gelöst“, mahnt der Experte.
Auf Anfrage lehnte auch das Bundesministerium für Wirtschaft weitere Grenzwerte für Dünger im Handel ab. Ein Sprecher sagte, man sehe „kein nennenswertes gesundheitliches Risiko durch Uran in Lebens- und Futtermittel“. Auch die Hersteller sehen keinen Handlungsbedarf und beriefen sich auf derzeit gültige Rechtslage. So schrieb ein Hersteller auf Anfrage: "In Zusammenarbeit mit dem Industrieverband Agrar sind wir derzeit dabei, die Uranbelastung in unseren Rohstoffquellen zu untersuchen. Es liegen allerdings noch keine abschließenden Ergebnisse vor." Eine enttäuschende und kaum aussagekräftige Antwort.
Schwermetalle schädigen die Niere und begünstigen Krebs
Cadmium und deren Verbindungen wird im Allgemeinen als hoch toxisch und gesundheitsschädlich eingestuft. Wissenschaftliche Studien hatten in der Vergangenheit mehrmals den Vorwurf erhoben, dass Cadmium krebserregend für den Menschen ist. Nach Ansicht der Wissenschaftlerin Andrea Koschinsky von der Jacobs-Universität in Bremen ist Uran im Dünger nicht aufgrund der radioaktiven Strahlung gefährlich. Uran hat aber eine Giftwirkung auf die Niere und ist wohl möglich krebserregend. Die Düngemittel enthalten Phosphate, in denen sich Uran befindet. "Die meisten Phosphate wurden im Meer gebildet vor langer Zeit. Und das Meerwasser enthält relativ viel Uran."
Kleine Anfrage an die Bundesregierung brachte keine Entwarnung
Weil die Bundesregierung sich derzeit außer Stande sieht, zu handeln, hat die Fraktion „Bündnis 90/ Die Grünen“ eine kleine Anfrage zum Urangehalt im Trink- und Grundwasser gestartet. Doch die Antwort kann die Verbraucher nicht beruhigen. Ein Sprecher des NDR-Magazin: „Es entsteht der Eindruck, dass die Bundesregierung gar nicht weiß, was Uran aus Düngern in Boden, Pflanzen und mit Menschen anrichten kann“. Vielmehr wolle man wohl nichts von dem Problem wissen. Weitere Forschungen sind trotz fabelhafter wissenschaftlicher Institute anscheinend nicht gewünscht. So kann man wohl das Nichtverhalten mit alten Studien weiterhin begründen. Die Sendung wird am Montag um 20:15 Uhr ausgestrahlt. (sb)
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Bild: Michael Ottersbach / pixelio.de
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