Verbände vermelden vermehrten Einsatz von Botox gegen Falten
29.09.2011
Immer mehr Frauen scheinen Probleme mit ihrem natürlichen Alterungsprozess zu haben. Während Anti-Falten-Cremes und -Lotionen sich bereits seit längerem hoher Beliebtheit erfreuen, ist in den letzten Jahren ein vermehrter Einsatz von Botox gegen die Hautalterungsprozesse und die Faltenbildung zu beobachten, berichten die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) und die Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie (GÄCD).
Deutliche Zunahme von Botox Behandlungen
Den Experten zufolge ist die Anzahl der Botoxinjektionen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Der Anteil entsprechender Botoxbehandlungen an denschönheitschirurgischen Eingriffen insgesamt ist den Angaben der DGÄPC nach von 7,3 Prozent im Jahr 2010 auf 11,7 Prozent im bisherigen Jahresverlauf 2011 gestiegen. Auch die Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie bestätigte diese Entwicklung. Viele Frauen scheinen die gesundheitlichen Risiken einer Botoxinjektion aus kosmetischen Gründen allzu leichtfertig in Kauf zu nehmen. Der Wunsch nach einer glatten, makellosen Haut lässt die drohenden Nebenwirkungen offenbar in den Hintergrund treten.
Botox blockiert Signalübertragung von Nervenzellen
Wie Dirk Meyer-Rogge vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ erklärte, ist die Entstehung von Falten und Krähenfüßen im Gesicht auf unsere alltägliche Mimik zurückzuführen. Grinsen, Lachen und Stirnrunzeln hinterlässt auf Dauer Spuren im Gesicht, die angesichts des gängigen Schönheitsideals einer faltenfreien Haut vielen Frauen gern vermeiden würden. Salben und Cremes kommen hier seit Jahrzehnten zum Einsatz, doch auch die Injektion des Nervengifts Botulinumtoxin hilft kurzfristig die Spuren der Hautalterung zu beheben. Das Toxin wird direkt im Gesicht injiziert und blockiert die Signalübertragung von Nervenzellen in Richtung Muskelzellen. Dadurch wird der Gesichtsmuskel gelähmt und da sich die Haut nicht mehr zusammenziehen kann, verschwinden auch die Falten. Nach einer Botoxinjektion erscheinen die Betroffenen vier bis sechs Monate mit einer relativ faltenfreien Haut. Anschließend muss der Eingriff jedoch wiederholt werden, um die Wirkung aufrecht zu erhalten, erklärte Meyer-Rogge.
Nervengift mit möglichen Nebenwirkungen
Der Experte des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen erklärte, dass es Botulinumtoxin zwar schon seit 50 Jahren als Medikament existiert, wobei das Nervengift in der Medizin vor allem zur Behandlung von Verkrampfungen wie zum Beispiel nach einen Schlaganfall eingesetzt wurde. „Die ästhetische Anwendung “ ist Meyer-Rogge zufolge „erst allmählich aus der Medizin heraus entstanden.“ Seit den ersten kosmetischen Eingriffen auf Basis von Botox erfreuen sich diese schönheitschirurgischen Behandlungen vor allem in den USA einer relativ großen Beliebtheit. Doch auch hierzulande nimmt „die Zahl der Injektionen deutlich zu“, betonte Meyer-Rogge. Die Nebenwirkungen werden dabei laut Aussage der Experten verhältnismäßig häufig sträflich vernachlässigt. Auch sollten entsprechende Eingriffe ausschließlich durch einen qualifizierten Facharzt erfolgen, so die aktuelle Warnung der Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie. Denn Botox sei selbst bei medizinischer Indikation nur sehr begrenzt einzusetzen und bei rein kosmetischen Eingriffen ist daher besondere Vorsicht geboten. So beschreibt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ( BfArM) Botulinumtoxin als eine hochwirksame Substanz, deren medizinische Anwendung zwingend durch Mediziner mit besonderer Erfahrung vorgenommen werden sollte.
Fünf Todesfälle durch Botox?
Zu den möglichen Nebenwirkungen einer Botoxinjektion erläutern die Experten der DGÄPC, dass seit der ersten Zulassung von Botulinumtoxin rund 210 Berichte über Verdachtsfälle unerwünschter Wirkungen unterschiedlichster Art und Schweregrade eingegangen seien, wobei auch fünf Todesfälle zu verzeichnen waren. Ein Kausalzusammenhang zwischen dem Tod der Patienten und der Botoxinjektion ließ sich jedoch in keinem Fall herstellen, erklärte das Bundesinstitut für Arzneimittel. Auch liegen dem Institut zufolge keine Berichte über tödliche Nebenwirkungen der Botoxinjektion zu kosmetischen Zwecken vor, die fünf bisherigen Todesfälle waren alle bei einem Einsatz des Nervengiftes unter medizinischer Indikation zu verzeichnen. Über die Verwendung von Botox außerhalb der bisher zugelassenen Anwendungsgebiete liegen dem BfArM jedoch ohnehin keine Berichte vor, so dass schwerwiegende oder unter Umständen sogar tödlich verlaufende Nebenwirkungen hier nicht erfasst wurden. Die möglichen Risiken einer derartigen Injektion des Nervengifts liegen nach Einschätzung der Experten jedoch auf der Hand. Wird Botox zum Beispiel an der falschen Stelle oder in zu hoher Dosis injiziert, können schwerwiegende Nebenwirkungen wie zum Beispiel Schwellungen des Gesichts oder erhebliche Atemproblemen auftreten. Die DGÄPC -Expertin Regina Wagner erklärte indes: „Wenn man die richtige Dosierung einsetzt, die richtige Injektionstechnik anwendet und den richtigen Injektionsort kennt, dann ist das Risiko gegen Null.“ Der Dermatologe Dirk Meyer-Rogge ergänzte, dass die Anwendung von Botox aus kosmetischen Gründen hervorragende anatomische Kenntnisse erfordere, um nicht den falschen Muskel im Gesicht lahmzulegen und so unerwünschte Nebeneffekte zu erzielen.
Botox mit hohen Kosten trotz natürlicher Alternativen
Um eine qualifizierte Anwendung des Botox zu gewährleisten sollte laut Aussage der DGÄPC-Experten am besten ein Dermatologe oder Facharzt für ästhetische oder plastische Chirurgie aufgesucht werden, der „Mitglied in einer Fachgesellschaft für Botulinumtoxin ist.“ Regina Wagner betonte: „Wenn Sie das gefunden haben, sind Sie bei diesem Arzt gut aufgehoben“, denn derartige Fachgesellschaften stellen einen angemessenen Ausbildung und Qualifikation der Ärzte durch spezielle Lehrgänge und Zertifizierungen sicher. Der Preis für eine kosmetische Botoxbehandlung liegt laut Aussage der Experten, bei 250 bis 500 Euro je Eingriff, was bei einem sechsmonatigen Erneuerungsbedarf einen nicht unerheblichen finanziellen Aufwand darstellt. Für den gleichen Preis könnten sich die Interessierten auch mit Massen von Anti-Falten-Cremes, natürlichen Peelings und Tinkturen aus der Naturheilkunde eindeckten, die auf Dauer durchaus eine ähnliche Wirkung gegen die Hautalterungsprozesse entfalten. Die Kosten der Botoxinjektion dürften auch einer der Gründe dafür sein, dass die Behandlung mit dem Nervengift für eine Mehrheit der bundesdeutschen Frauen zur Behandlung ihrer Problemzonen bisher nicht in Frage kommt. Denn wie das Marktforschungsunternehmen GfK im Auftrag Auftrag der „Apotheken Umschau“ Anfang September herausfand, haben sich bisher lediglich etwas mehr als ein Prozent der deutschen Frauen mit Botox zur Glättung ihrer Falten behandeln lassen. (fp)
Bild: berwis / pixelio.de
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