Thrombose-Gefahr durch Anti-Baby-Pille
10.07.2013
Anti-Baby-Pillen haben Nebenwirkungen. Das ist bekannt seit Entwicklung der ersten Verhütungspille. Neue Anti-Baby-Pillen der dritten und vierten Generation scheinen jedoch besonders gesundheitsgefährdend zu sein. Angaben des deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinsicherheit zufolge haben bestimmte Präparate ein doppelt so hohes Risiko für Thrombose wie ältere Pillen. Nachdem die Hersteller in vielen europäischen Ländern immer mehr unter Druck geraten, klagt jetzt auch in Deutschland erstmals eine junge Frau gegen den Bayer-Konzern wegen schwerer Nebenwirkungen einer Pille.
Neue Anti-Baby-Pillen von Bayer möglicherweise mit hohem Gesundheitsrisiko
Hersteller von Anti-Baby-Pillen der dritten und vierten Generation könnten zukünftig mit großen Umsatzeinbußen zu kämpfen haben. Denn die Pillen geraten wegen möglicher Nebenwirkungen in Europa und den USA immer stärker in die Kritik. Derzeit beschäftigt sich ein Gremium der Europäischen Arzneimittelagentur EMA mit dem Thema. Es soll geklärt werden, ob die besagten Pillen zukünftig nur noch in Ausnahmefällen verschrieben werden sollen. Eine endgültige Entscheidung der EMA wird jedoch nicht vor Herbst erwartet.
„Das Ziel dieses Verfahrens ist zunächst mal, die bestehende Datenlage nochmal ganz genau zu bewerten und dann auf der Basis dieser Überprüfung nochmal zu einem Schluss zu kommen, ob die derzeit bestehenden Hinweise für Ärzte und für Patienten noch aktuell sind, ob diese upgedatet werden müssen, geändert werden müssen, ob wir neue Verordnungsempfehlungen für Ärzte und Patienten brauchen", erklärte Monika Benstetter, Sprecherin der EMA, gegenüber „Deutschlandfunk“.
Erstmals zog auch in Deutschland eine junge Frau gegen den Pharmakonzern Bayer vor Gericht, da eine Anti-Baby-Pille des Unternehmens bei der Frau eine lebensbedrohliche Lungenembolie mit schweren Langzeitfolgen verursacht haben soll. In der Schweiz wird derzeit ebenfalls wegen Nebenwirkungen von Anti-Baby-Pillen vor Gericht verhandelt. Der Klage schloss sich auch eine der größten Krankenkassen des Landes an. In den USA zahlte Bayer für außergerichtliche Vergleiche insgesamt bislang 1,18 Milliarden Euro an rund 5.700 Frauen, die in Zusammenhang mit einer Pille Thrombosen und Lungenembolien erlitten hatten. Bayern erkannte dabei jedoch keine Haftung an.
Anti-Baby-Pillen der dritten und vierten Generation mit hohem Thrombose-Risiko
Immer wieder geht es in den Verfahren um neuere Pillen der dritten und vierten Generation, die Substanzen wie Desogestrel, Gestoden oder Drospirenon enthalten. Angaben des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinsicherheit aus dem Jahr 2011 zufolge verdoppele die Einnahme derartiger Präparate das Risiko für Thrombose im Vergleich zu älteren Pillen. Neben Bayer bieten auch Hersteller wie Ratiopharm, Pfizer, Grünenthal und Hexal Pillen mit diesen Wirkstoffen an.
Ende Januar war Bayer bereits in die Schlagzeilen geraten, nachdem die französische Arzneimittelaufsicht mitgeteilt hatte, dass in Frankreich die Marktzulassung für die Anti-Baby-Pille „Diane 35“ ausgesetzt werden soll. Hintergrund dieser Entscheidung waren vier Todesfälle, die mit dem Präparat in Verbindung gebracht wurden. „Diane 35“ ist auch in Deutschland vor allem bei jungen Frauen beliebt, weil sie gegen Akne hilft. Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte im Januar mitteilte, sei die Verschreibung von „Diane 35“ in Deutschland als reines Verhütungsmittel nicht mehr möglich. Bayer betonte daraufhin, dass das Medikament ausschließlich zur Behandlung von Akne verschrieben werden dürfe. (ag)
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