Fachärzte empfehlen Sono des Wirbelkanals bei Verdacht auf Schütteltrauma
13.12.2011
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) empfiehlt die Sonographie des Wirbelkanals bei Verdacht auf Schütteltrauma. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland zwischen 100 bis 200 Säuglinge an den Folgen eines sogenannten Schütteltraumas.
Was ist ein Schütteltrauma?
Ein Schütteltrauma entsteht, wenn ein weinendes Baby absichtlich, schnell und heftig geschüttelt wird. Bei der ärztlichen Untersuchung zeigen sich häufig subdurale Hämatome, retinale Einblutungen, Frakturen, beispielsweise der Rippen und Oberarme sowie diffuse Hirnschäden. Die Entstehung durch Unfälle, versehentlich zu heftiges Spielen oder medizinische Behandlungen kann in solchen Fällen ausgeschlossen werden.
Zu den Folgen eines Schütteltraumas können schwerste Behinderungen und sogar der Tod des Babys gehören. Axel Feldkamp, leitender Oberarzt der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin am Klinikum Duisburg und Leiter der Sektion Pädiatrie der DEGUM berichtet: „Schwingt der kleine Kopf durch das Schütteln stark hin und her, bilden sich schnell subdurale Hämatome.“ Das Schütteltrauma zählt zu den häufigsten Formen von Kindesmisshandlung und wird in der Regel von Aufsichtspersonen, wie den Eltern, Großeltern oder dem Babysitter verübt.
Ultraschall durchdringt die feinen Knorpel von Babys
In einer Studie der Universität Innsbruck wurde kürzlich nachgewiesen, dass auch Blutergüsse um das Rückenmark des Babys auf ein Schütteltrauma hinweisen können. Das Team um Ingmar Gassner untersuchte zunächst die Gehirne betroffener Kinder mittels Ultraschall und stellte dort Blutergüsse fest. Anschließend führte er Sonographien des Rückenmarks durch und fand auch dort Blutergüsse.
Bei Babys bestehen die Wirbelbögen, die den Wirbelkanal mit dem Rückenmark schützen, noch weitgehend aus Knorpeln. Ultraschallwellen können diese anderes als bei Erwachsenen noch durchdringen und Blutergüsse sichtbar machen. „Ihr gemeinsames Auftreten um Gehirn und Rückenmark kann den Verdacht eines Schütteltraumas erhärten“, berichtet Ingmar Gassner und rät Ärzten die Ultraschall-Untersuchung von Gehirn und Rückenmark bei Verdacht auf Schütteltrauma einzusetzen.
Eltern benötigen Hilfe
Ein heftiges Schütteln von Säuglingen und Babys passiert meist aus einer Überforderungssituationen der Eltern heraus. Schreien Babys viel und lassen sich Tage oder Wochenlang nicht beruhigen, sind Eltern vielmals überfordert und teilweise am Ende ihrer Kräfte. Statt über seine eigenen Grenzen zu gehen, sollten Betroffene die „Schreiambulanz“ aufsuchen, wie der Pädagoge Sebastian Bertram aus Hannover rät. „In jeder Stadt sind Ambulanzen zumeist in Kinderkliniken installiert. Neben der körperlichen Untersuchung des Kindes können Eltern Unterstützung und Beistand erfahren“. Die Studie wurde im Fachblatt „Ultraschall in der Medizin“ veröffentlicht. (ag, sb)
Bild: Sabrina Gonstalla / pixelio.de
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