Peniskrebs-Forum soll Behandlung und Forschung verbessern
21.12.2011
Mit dem Lebensalter nimmt bei Männern das Risiko eines Peniskarzinoms deutlich zu. Die Krebserkrankung des Penis zählt in Deutschland jedoch immer noch zu den Tabu-Krankheiten, weshalb die Betroffenen oftmals zu lange schweigen und die Diagnose erstmals deutlich verspätet erfolgt, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Urologie.
Die DGU forderte daher neben „intensiver Aufklärung“ ein bundesweites „Peniskarzinomregister, das mehr klinische Forschung initiieren und Therapiefortschritte generieren soll.“Zu diesem Zweck wurde von der Deutschen Gesellschaft für Urologie eigens ein Forum für Therapeuten und Betroffene eingerichtet. Das schamhafte Schweigen der Betroffenen müsse endlich gebrochen werden, um diesen möglichst frühzeitig eine angemessene medizinische Versorgung zukommen zu lassen.
Peniskarzinomregister soll Betroffene informieren und die Behandlung verbessern
Jährlich erkranken hierzulande laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Urologie rund 600 Männer an einem Peniskarzinom, wobei das Erkrankungsrisiko mit dem Alter zunimmt und bei rund 60 Jahren seinen Höchststand erreicht. Die DGU bemängelte, dass aufgrund der geringen Fallzahlen die Patienten oftmals nur wenig öffentliche Aufmerksamkeit finden. Aus Schamgefühl seien auch die Betroffenen von sich aus vorerst meist verschwiegen, wodurch die Diagnose oftmals erst deutlich verspätet erfolgt. Hier könnten „Selbstbeobachtung und die jährliche gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Urologen ab dem 45. Lebensjahr dazu beitragen, ein Peniskarzinom früh zu entdecken“, betonte der Urologe und DGU-Generalsekretär Professor Dr. Oliver Hakenberg. Durch intensive medizinische Versorgung wären die Heilungschancen bei entsprechend frühzeitiger Diagnose gut und meist eine organerhaltende Operation möglich, so der Experte weiter. Allerdings erklärte die DGU auch, dass „es an standardisierten Behandlungen und Studien für neue Therapien“ mangelt. Hier soll das bundesweite Peniskarzinomregister Abhilfe schaffen.
Zahlreiche Risikofaktoren für Peniskrebs
Betreut wird das Peniskarzinomregister seit zwei Jahren von der Urologische Klinik und Poliklinik der Medizinischen Universitätsklinik Rostock in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie (AUO) der Deutschen Krebsgesellschaft. Durch die Erfassung sämtlicher relevanter Daten über Diagnostik, Therapie und Krankheitsverläufe möglichst vieler Patienten erhoffen sich die Experten Rückschlüsse auf die Erfolgsaussichten der unterschiedlichen Behandlungsstrategien und neue Therapieansätze zur Behandlung von Peniskrebs. Auch solle die Öffentlichkeit deutlich besser als bisher über die Ursachen und Risiken eines Peniskarzinoms informiert werden. Bei den möglichen Risikofaktoren einer Peniskrebs-Erkrankung nennt die Deutsche Gesellschaft für Urologie an erster Stelle eine Vorhautverengung (Phimose), da diese die Genitalhygiene erschwere (die Vorhaut lässt sich nur eingeschränkt zurückziehen) und Entzündungen des Penis begünstige, welche ihrerseits zur Entwicklung von Tumoren führen können. Auch Infektionskrankheiten, wie beispielsweise durch Humane Papillomviren oder Genitalwarzen stehen im Verdacht Peniskarzinome zu verursachen. Gleichermaßen gelten ultraviolette Strahlung und Tabakkonsum als Risikofaktoren für die Entstehung von Peniskrebs. „Wenngleich die Ursachen noch weitgehend unerforscht sind, gibt es bekannte Risikofaktoren, die wir allen Männern bewusst machen möchten“, betonte Prof. Dr. Oliver Hakenberg die Intention des Peniskarzinomregisters.
Frühzeitige Diagnose durch Selbstbeobachtung und Vorsorgeuntersuchungen
Bei der Selbstbeobachtung raten die Experten Männern verstärkt auf Symptome wie Hautveränderungen, Verhärtungen oder Schwellungen an der Eichel beziehungsweise Vorhaut, Ausfluss oder Blutungen aus dem Penis zu achten und diese als mögliche Anzeichen eines Peniskarzinoms äußerst ernst zu nehmen. Ältere Männer sollten zudem die „jährliche gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Urologen ab dem 45. Lebensjahr“ nutzen, da diese dazu beitragen könne, die Tumorbildung bereits im Frühstadium zu entdecken. So ließen sich die Heilungschancen deutlich steigern und meist könne „organerhaltend operiert werden“, erläutertet der DGU-Generalsekretär. Erfolgt die Diagnose jedoch erst in einem späteren Krankheitsstadium, so könne abhängig von der Ausdehnung des Tumors eine teilweise oder komplette Amputation des Penis notwendig werden, was laut Aussage des Experten nicht nur körperliche Beeinträchtigungen wie beispielsweise Beschwerden beim Wasserlassen mit sich bringen kann, sondern meist auch eine große Belastungen für die Psyche der Betroffenen darstellt. Ist die Krebserkrankung zum Diagnosezeitpunkt bereits noch weiter vorangeschritten und hat Metastasen in den Leistenlymphknoten gebildet, ist zusätzlich eine Chemotherapie notwendig, um die Ausbreitung des Krebs im Organismus zu unterbinde.
Genitalhygiene entscheidend bei der Prävention von Peniskarzinomen
Zur Vermeidung von Peniskarzinomen ist laut DGU die Genitalhygiene besonders wichtig. Auch komme bei Männern mit Phimose gegebenenfalls eine Beschneidung zur Prävention des Peniskrebs in Betracht. Denn „beschnittene Männer haben ein niedrigeres Risiko, ein Peniskarzinom zu entwickeln, weshalb in Ländern oder Kulturkreisen, in denen Beschneidungen im Kindesalter üblich sind, Peniskrebs seltener auftritt“, betonte Prof. Dr. Hakenberg. Hier spiele nicht nur der Hygienevorteil eine entscheidende Rolle, sondern auch der Umstand, dass sich viele Peniskarzinome am inneren Teil der Vorhaut bilden, welche ja bei einer Beschneidung entfernt wird, erläuterte der DGU-Generalsekretär. Eine Impfung zum Schutz vor Infektionskrankheiten insbesondere vor den Humanen Papillomviren (HPV) ist nach Einschätzung des Experten hingegen nicht sinnvoll. Zwar wurde die HPV-Impfung für Jungen in der Vergangenheit bereits diskutiert, anschließend jedoch aufgrund des geringen Nutzens wieder verworfen. So sei die Impfung aufgrund der geringen Häufigkeit des Peniskarzinoms und der nicht für alle Formen geltenden Assoziation mit HPV wenig förderlich, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Urologie. Eine Aufnahme in die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (RKI) sei daher ebenfalls nicht zu erwarten. (fp)
Bild: Klaus Rupp / pixelio.de
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