Fehlerhafte Brustimplantate: Universitätsklinik Essen informierte betroffene Patientinnen teilweise erst nach einem Jahr
06.01.2012
Nach der Rückrufaktion für Brustimplantate der Firma Rofil im Jahr 2010 reagierte die Frauenklinik der Universitätsklinik Essen umgehend. Es wurden keine weiteren Implantate des Herstellers eingesetzt. Jedoch wurden betroffene Patientinnen zum Teil erst nach einem Jahr über die fehlerhaften Brustimplantate und mögliche Gesundheitsgefahren informiert. Laut Klinik soll dadurch nach derzeitigem Kenntnisstand keiner Patientin ein gesundheitlicher Schaden entstanden sein.
Rofil-Brustimplantate sind mit Silikonkissen von PIP identisch
Die in der Essener Uniklinik verwendeten Brustimplantate sind mit den Silikonkissen des französischen Herstellers PIP identisch. Dieser ist massiv in die Kritik geraten, da er für seine Silikonkissen anstelle des hochwertigen, teuren medizinischen Silikons, billiges Industriesilikon verwendet haben soll. Die Brustimplantate stehen in dem Verdacht, weniger stabil zu sein, schneller zu reißen und bei Beschädigung Krebs zu verursachen.
Dem französischen Unternehmen wird unterstellt, aus reiner Profitgier gehandelt zu haben. Laut Staatsanwaltschaft in Marseille kostete das verwendete Industriesilikon nur etwa ein Zehntel des ordnungsgemäßen Silikon-Gels. Zwar wurde sofort nach der Aufdeckung des Skandals die Verwendung, Vermarktung und der Export der Silikonkissen europaweit untersagt, jedoch befinden sich die fehlerhaften, gesundheitsgefährdenden Brustimplantate noch immer in den Körpern von zehntausenden Frauen.
Frauenklinik setzte bei rund 500 Frauen Silikonimplantate von Rofil ein
Bis zum Rückruf der Rofil Silikonimplantate im Frühjahr 2010 wurden in der Frauenklinik der Uniklinik Essen rund 500 Frauen mit den fehlerhaften Implantaten versorgt. Nach der Rückrufaktion des Herstellers habe die Klinik aber umgehend reagiert und keine weiteren Rofil-Implantate verwendet.
Leider informierte die Klinik einige Patientinnen erst im April 2011, ein Jahr nach dem Rückruf des Herstellers, über die fehlerhaften und möglicherweise gesundheitsgefährdenden Implantate. Die Klinik begründet ihr Vorgehen in ihrer aktuellen Stellungnahme mit einer genauen Abwägung „zwischen der Sicherheit der Patientinnen und einer möglichen Verunsicherung". Die Patientinnen würden ohnehin einmal im Jahr über die Kontrolluntersuchungen informiert und zu den gesundheitlichen Risiken beraten werden. Die betroffenen Frauen wurden jedoch nicht in einem gesonderten Schreiben über die fehlerhaften Implantate informiert.
Die Klinik erklärte weiter, dass der Prozess der Abwägung längere Zeit in Anspruch genommen habe. „ Soweit dies zu Verunsicherungen geführt hat, bedauern wir dies sehr", teilte die Klinik in ihrer Stellungnahme mit. Es sei entscheidend gewesen, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als zuständige Behörde, keine Empfehlung zur Entfernung der Silikonimplantate gegeben hätte.
Uni-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe bietet Betroffenen Beratung an
Die Uniklinik Essen bietet betroffenen Patientinnen eine umfassende Beratung zu diesem Thema an. Dies gilt auch für Frauen, die in anderen Kliniken operiert wurden. Weitere Information erhalten Patientinnen unter der Telefonnummer 0201/723-2346 der Uni-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Essen. (ag)
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Bild: Andrea Damm / pixelio.de
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