Studie: Massagen können Schmerzen lindern
03.02.2012
Massagen lindern bei Rückenschmerzen, Fußschmerzen oder Kreuzschmerzen die Beschwerden. Diese Tatsache ist seit Jahrhunderten bekannt. Warum eine Massage schmerzlindernd wirkt, untersuchten nun kanadische Wissenschaftler. Die Frage: Bewirken Massagen nur ein subjektives Entspannungsgefühl oder finden auch organische Prozesse statt? Das Ergebnis: Eine Physiotherapie hat vermutlich den selben Effekt wie ein Schmerzmittel und ist obendrein frei von gefährlichen Nebenwirkungen.
Massagen sind wohltuend und lindern die Beschwerden von Knie-, Fuß-, Kopf- oder Rückenschmerzen. Forscher der McMaster University im kanadischen Ontario haben die Zusammenhänge genauer untersucht und sind zu erstaunlichen Ergebnissen gelangt. „Vermutlich wirkt eine Massage nach dem gleichem Prinzip wie eine frei erwerbbare Schmerztablette“, erklären die Forscher Mark Tarnopolsky und Justin Crane im Wissenschaftsmagazin „Science Translational Medicine“. Der dahinter liegende Mechanismus war den Medizinern lange verborgen, obwohl zahlreiche Studien die Positiveffekte von Massagen bei unterschiedlichen Erkrankungen bereits bestätigten.
An der Studie nahmen insgesamt elf junge männliche Probanden teil. Ähnlich wie bei einem Belastungs-EKG mussten sich die jungen Männer bis zur ihrer persönlichen Leistungsgrenze auf einem Fahrradergometer abstrampeln. Nach der erschöpfenden Einlage wurde jeweils ein Bein der Teilnehmer massiert, während das andere Bein keine Massage bekam. Zusätzliche wurden beide Oberschenkel mit Öl eingerieben. Nach gut zweieinhalb Stunden wurde die Prozedur noch einmal wiederholt. Im Anschluss entnahmen die Forscher Zellproben aus dem Oberschenkelmuskel von beiden Beinen. Im Labor überprüften sie schließlich die unterschiedlichen Proben der massierten sowie nicht-massierten Beine und ermittelten danach die Gen-Aktivitäten.
Entzündungsbotenstoffe werden gehemmt
Im Resultat zeigte sich, dass Massagen spezifische Gene in den Muskelzellen aktivieren, die den Organismus dazu animieren, die Produktion von Entzündungsbotenstoffen zu senken. Zudem bildeten die überbeanspruchten Muskeln nach der Massageeinheit mehr Mitochondrien. Mitochondrien sind Teile von Zellen, die beispielsweise Heilungsprozesse von verletzten Muskelfasern unterstützen. Besonders viele befinden sich in Zellen mit einem hohen Energieverbrauch, so zum Beispiel in Nervenzellen, Muskelzellen, Herzmuskelzellen oder Sinneszellen. Von Massagetherapien könnten somit nicht nur aktive „Sportler profitieren, sondern auch Menschen, die an chronischen Entzündungen leiden“ wie Tarnopolsky resümierte. „Die Massage hat Entzündungen und damit Schmerzen gehemmt.“
Das Forscherteam geht davon aus, dass Massagen Schmerzen lindern und Entzündungen verhindern können. Einen Einfluss auf die Bildung von Milchsäure im Muskelgewebe hatten die Massagen allerdings nicht. Lange Zeit waren Mediziner davon ausgegangen, dass Laktat ein Auslöser für Muskelkater-Schmerzen ist. Nunmehr besteht die Annahme, dass die Schmerzen in den Muskeln durch kleinste Verletzungen im Gewebe verursacht werden.
Traditionelle Thai-Massage
Seit Jahrhunderten lindern Thai-Massagen die Schmerzen geplagter Patienten. Sie orientiert sich dabei an den Wirkungsweisen der traditionellen asiatischen Lehre. Durch die Druckpunktmassagen wird die Blutzirkulation angeregt, durch Dehnungen und Massagen werden Muskelbeschwerden gelindert. Zwar geht die kanadische Studie nicht auf traditionelle Massagetechniken ein, sie liefert jedoch einen Beweis für die Heilkraft der natürlichen asiatischen Medizin. (sb)
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Bild: Matthias Balzer / pixelio.de
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