Übertriebene Ängste führen leicht zu Zwangsstörungen
07.02.2012
Übertriebene Angst kann sich leicht zur einer Zwangsstörung entwickeln, warnt Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BDVN) gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Wer Anzeichen einer Zwangsstörung bei sich entdeckt, sollte laut Aussage des Experten dringend therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, um schwerere psychische Beeinträchtigung zu vermeiden.
Am Anfang einer Zwangsstörung stehen häufig so banale Sorgen wie die Frage, ob das Bügeleisen tatsächlich ausgeschaltet ist – auch wenn die Betroffenen eigentlich genau wissen, dass sie es ausgeschaltet haben. Mit der Zeit können sich derartige Ängste zu einer Zwangsstörung entwickeln, bei der die Betroffenen ihre persönlichen Zwänge als übertrieben und sinnlos erleben, sich aus eigener Kraft jedoch nicht gegen diese erwehren können. Der Fachmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte rät daher zum frühzeitigen Gegensteuern.
Zwangsstörungen mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen
Die persönlichen Ängste können unter Umständen zu einer Zwangsstörung führen, bei der die Betroffenen in alltäglichen Situationen einem zwanghaften Verhalten unterliegen. Dies äußert sich zum Beispiel in einem übertriebenen Kontrollzwang, Reinlichkeits- der Ordnungszwang. Den Ausführungen von Frank Bergmann zufolge haben die Betroffenen zum Beispiel Angst davor, sich beim Händeschütteln sofort einen Virus einzufangen und waschen sich daher alle fünf Minuten die Hände. Auch das ewige kontrollieren der Herdplatte oder des Bügeleisens, aus Sorge diese nicht ausgeschaltet zu haben, ist als Zwangsstörung (Kontrollzwang) einzustufen. Wer entsprechende Verhaltensweisen bei sich entdeckt, sollte nach Ansicht des Experten vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte umgehend ärztliche Hilfe hinzuziehen. Nur mit therapeutischer Unterstützung ließen sich die gesundheitlichen Folgen der Zwangsstörungen wie das ständige Zittern, übermäßiges Schwitzen, Herzrasen, innere Unruhe und Herzstolpern verhindern, erklärte Frank Bergmann.
Betroffene einer Zwangserkrankung werden oft depressiv
Die Zwangserkrankungen können laut Aussage des Experten unterschiedlicher Ausprägungen sein und sich auf verschiedene innere Ängste beziehen. Dabei seien auch belastende sexuelle oder aggressive Vorstellungen unter Umständen ein Hinweis auf eine entsprechende Zwangsstörung. Das zwanghafte Verhalten und die Gedanken der Betroffenen drehen sich in der Regel um die Ordnung und die korrekte Ausführung bestimmter Tätigkeiten, berichtet Bergmann gegenüber der „dpa“. Die psychische Störung wird von den meisten Erkrankten zwar als solche bemerkt, doch aus Unwissenheit sowie aus Angst und Scham von vielen verschwiegen, so die Aussage des Experten vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte. Dies habe wiederum zur Folge, dass die Betroffen nicht selten depressiv werden, weil sie selbst ihr unsinniges Verhalten bemerken, diesem jedoch ohne ärztliche Unterstützung wenig entgegen zu setzten haben. In solchen Fällen – bei denen Patienten eine Zwangsstörung und eine Depression aufweisen – könne zum Beispiel die Einnahme von Antidepressiva in Kombination mit einer kognitiven Verhaltenstherapie deutliche positive Effekte erzielen, betonte Frank Bergmann.
Übertriebene Angst frühzeitig gegensteuern
Aus den Zahlen des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte geht hervor, dass Zwangsstörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen deutschlandweit zählen und rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung darunter leiden. Da die psychischen Probleme oftmals durch übertriebene Angst ausgelöst werden, sollten Betroffene unter Umständen versuchen, bereits diese Ängste mit Hilfe einer Verhaltenstherapie in den Griff zu bekommen. Auch Hypnose kann hier zur Behandlung er übertriebenen Ängste dienen und den Angstpatienten dabei helfen, das Auftreten einer Zwangsstörung zu vermeiden. (fp)
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