Gesundheitsrisiken bei trockenen Augen nicht unterschätzen
10.02.2012
Jeder achte Deutsche leidet gelegentlich unter trockenen Augen, rund 100.000 von ihnen „gelten als schwer erkrankt“, berichtet Professor Gerd Geerling von der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. Der „Fachverband Trockenes Auge e.V.“ warnt vor den langfristigen Risiken.
Im schlimmsten Fall können trockene Augen laut Aussage der Experten zur Erblindung der Betroffenen führen. Normalerweise werde die Augenoberfläche etwa zehn bis fünfzehn Mal in der Minute vom Lid mit Tränenflüssigkeit befeuchtet. Doch bei zahlreichen Menschen ist dieser Mechanismus gestört. Sie klagen über „brennende, juckende und kratzende Augen sowie ein Trockenheits- und Sandkorngefühl“, so die Aussage des Fachverbandes Trockenes Auge. Auch seien die Augenlider häufiger geschwollen und an den Lidrändern entzündet. Trockene Augen sind den Experten zufolge außerdem besonders empfindlich, gegenüber äußeren Einflüssen wie Luftzug, Rauch oder auch Licht.
Zahl der Patienten mit Trockenen Augen steigt
Gerade zum Ende der Wintermonate steigt die Zahl der Betroffenen regelmäßig deutlich an, berichtet Professor Gerd Geerling gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“. Zu diese Zeit kommt laut Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands jeder zweite Patient wegen Trockener Augen in eine Augenarztpraxis. Dabei nehme die Zahl der Betroffenen nicht nur in den Wintermonaten regelmäßig zu, sondern auch von Jahr zu Jahr waren in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich mehr Patienten zu verzeichnen. Immer mehr Deutsche leiden dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands zufolge unter trockenen Augen (Keratokonjunctivitis sicca). In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Anzahl der Betroffenen verdoppelt, so die Angaben der Experten.
Deutschlandweit bis zu zwölf Millionen Menschen mit trockenen Augen
Heute sind laut Darstellung des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands etwa zehn bis zwölf Millionen Menschen deutschlandweit von trockenen Augen betroffen, wobei die Risiken immer noch häufig verharmlost werden. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sei davon auszugehen, dass bei allen chronischen Formen trockener Augen eine Entzündung der Augenoberfläche auftritt, die Schlimmstenfalls „unbehandelt bis zur Erblindung führen“ kann, betonte Professor Geerling. Rund 100.000 Menschen mit trockenen Augen gelten hierzulande „als schwer erkrankt“, so der Experte von der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf weiter. Die Ausbreitung der Beschwerden in der Bevölkerung führt Geerling auf die modernen Lebensumstände mit geringer Luftfeuchtigkeit in klimatisierten und zentralbeheizten Büros, Autos und Flugzeugen sowie das Arbeiten am Computerbildschirm zurück.
Beheizte Räume und Arbeiten am PC erhöhen das Risiko trockener Augen
Auch der Stefan Kroll vom Fachverband Trockenes Auge betonte, dass die beheizten Räume zur schnelleren Verdunstung des Tränenfilms beitragen. Außerdem reduziere sich der zur Befeuchtung des Auges notwendige Lidschlag beim Arbeiten am PC auf durchschnittlich vier bis sieben Lidschläge pro Minute. Auf diese Weise werde „der Tränenfilm nicht mehr so häufig frisch auf die Hornhaut verteilt und reißt, weil die Lipidschicht instabil ist“, erklärte der Vorstand vom Fachverband Trockenes Auge. Als weitere Einflussgrößen für das vermehrte Auftreten trockener Augen nannte der Experte die Ozon- und schadstoffreiche Luft, Tabakrauch, aber auch Kontaktlinsen, die den Tränenfluss beeinträchtigen. So leide jede/r zweite mit Kontaktlinsen unter trockenen Augen. Der Experte warnte jedoch auch vor den folgen falsch aufgetragener Kosmetika, die unter Umständen die Drüsen auf der Lidkante verschließen können.
Symptome trockener Augen
Für die Betroffenen sind trockene Augen äußerst unangenehm, da sich jeder Lidschlag anfühlt, als würden sie Schleifpapier über ihre Augenoberfläche ziehen. Außerdem geht mit den trockenen Augen meist eine Augenrötung und ein starker Juckreiz einher, dem die Patienten jedoch keineswegs nachgeben sollten. Denn beim Reiben der Augen können Keime in das ohnehin geschwächte Auge gelangen und die bereits bestehende Entzündung verstärken beziehungsweise weitere Entzündungen verursachen. Weil bei trockenen Augen nicht genug der schützenden Tränenflüssigkeit mit den darin enthaltenen keimtötende Substanzen vorhanden ist, um das Auge effizient vor Infektionen zu bewahren. So drohen bei Abreißen des Tränenfilms zum Beispiel eine chronische Hornhautentzündung und Bindehautentzündung, die ihrerseits bleibende Schäden am Auge bedingen könne, erklärte der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Entsprechende Entzündungen sollten keinesfalls in Eigenregie therapiert werden, da die freiverkäuflichen Augentropfen, langfristig die trockenen Augen noch verstärken können, warnen die Experten vom Berufsverband der Augenärzte.
Weitere Ursachen trockener Augen
Bei den Möglichen Ursachen trockener Augen sind neben den bereits oben erwähnten ungünstigen Lebensumständen auch verschiedene immunologisch bedingte Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes oder entzündliche Gefäß- und Schilddrüsenerkrankungen zu nennen. Zudem kann laut Aussage der Experten auch die dauerhafte Einnahme von Antidepressiva, Betablockern und Hormonen negative Folgen auf den Tränenfluss entfalten. Frauen seien insgesamt deutlich häufiger betroffen als Männer, erläuterte Professor Geerling und ergänzte, dass trockene Augen auch im Kindesalter keine Seltenheit mehr bilden.Um festzustellen, ob Patienten tatsächlich unter trockenen Augen leiden, kontrolliert der Augenarzt die Menge und Zusammensetzung des Tränenfilms unter anderem anhand eines Filterpapierstreifens, der hinter dem Bindehautsack eingesetzt wird. Welcher Zeitraum vergeht, bis der Tränenfilm über dem Augapfel abreißt, lässt sich mit Hilfe eines fluoreszierenden Farbstoffs, der dem Tränenfilm beigefügt wird, ermitteln, erläuterte Professor Geerling.
Therapie trockener Augen langwierig und schwierig
Die Behandlung trockener Augen ist laut Aussage des Experten von der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“ äußerst schwierig und langwierig. Denn bei den meisten Patienten sei eine Vielzahl von Ursachen an den Beschwerden beteiligt und eine optimale Behandlungsstrategie stehe nicht auf den ersten Blick zur Verfügung, erklärte Prof. Geerling. In der Regel würden Tränenersatzmittel zur Linderung der Beschwerden verschrieben und unter Umständen die Tränenabflusskanäle verschlossen, um den Tränenabfluss zu reduzieren. Auch stehen speziell angepasste Brillen zur Verfügung, die eine Verdunstung der Tränen verhindern sollen, so die Ausführungen des Experten. Der Erfolg stelle sich manchmal jedoch „erst nach Wochen oder Monaten ein“, betonte Prof. Geerling.
Naturheilkundliche Behandlung trockener Augen
In der Naturheilkunde werden unterschiedliche Behandlungsansätze zur Therapie trockener Augen eingesetzt, wobei sowohl mit Hilfe der Homöopathie (z. B. Aconitum napellus, Alumina, Arsenicum album, Lycopodium clavatum, Sulfur oder Veratrum album) als auch mit anderen naturheilkundlichen Methoden bereit vielversprechende Behandlungserfolge erzielt wurden. Hier sind zum Beispiel Entgiftungen, Akupunktur und Ayurveda mit Aloe vera–Gel und Rosenwasser sowie innerlicher Anwendung von Süßholz zu nennen. Auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM) bietet verschiedene Heilkräuter, die zur Linderung der Beschwerden beitragen sollen. Außerdem wird der Osteopathie einen positive Wirkung auf die Zuflusswege aller Gefäße bei funktionellen Problematiken zugeschrieben. (fp)
Bild: Michael Lorenzet / pixelio.de
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