Verseuchte Dioxin-Eier aus Duisburger Kinder- und Biobauernhöfe
08.04.2012
Bei behördlichen Routinekontrollen haben nordrhein-westfälische Aufsichtsbehörden bei zwei Eier-Produzenten in Duisburg in Proben von Hühnereiern das Gift Dioxin festgestellt. Laut Behördenangaben wurden jeweils die gesetzlichen Höchstmengen um ein vielfaches überschritten. Das Verbraucherschutzministerium in Nordrhein-Westfalen wies die Stadt Duisburg an, die Höfe sofort zu sperren. Bei einem Direktvermarkter handelt es sich um einen Biologisch betriebenen Betrieb (Bio-Hof) mit Zertifikat mit rund 120 Legehennen für Bioeier. Der zweite Erzeuger ist ein konventionell betriebener Hof mit gut 150 Legehennen, der als Kinder und Lernhof fungiert. Beide Erzeuger vermarkten ihre Eier direkt.
Eier gelangten trotz negativen Testauswertungen in den Handel
Wie das Ministerium mitteilte, werden Verbraucher vor Eiern mit der Stempelnummer 0-DE-0521991gewarnt. Allerdings lagen die erhöhten Messwerte bereits Mitte März vor. Dieser Umstand wird von Seiten der Verbraucherschützer kritisiert, da der Eierverkauf vor dem Osterfest weiter lief und der Eierverkauf erst zwei Wochen nach dem Testergebnis gestoppt wurde. Erst dann wurden beide Höfe gesperrt. Dadurch seien die Eier in den Handel gelangt und wahrscheinlich bereits verzehrt.
Bei dem zweiten Hof handelt es sich um einen Kinder- und Lernbauernhof. Dieser Erzeuger besitzt keine Stempelnummer. Allein durch die Bezeichnung des Herstellerbetriebes kann im Nachhinein ein Rückschluss gezogen werden. Hierbei handelt es sich laut Behördenangaben um den AWO Ingenhammshof in Duisburg. Den Namen des Hofes gab das Ministerium bekannt, um Verbraucher zu warnen.
Dioxin-Eier sollten entsorgt werden
Erst weniger Tage vor dem Fund in Duisburg war ein weiterer Fall mit erhöhten Werten bekannt geworden. Bei einem Großbetrieb in Ostwestfalen-Lippe wurden in Eiern der Dioxin-ähnliche Stoff PCB (Polychlorierte Biphenyle) festgestellt. Die Konzentrationen überschritten laut einiger Testungen bis zu sechsmal den gesetzlichen Grenzwert von PCB. „Ein Zusammenhang zwischen den drei Betrieben konnte bislang nicht ermittelt werden“, teilte ein Verbraucherschützer mit. Die Behörden rufen dazu auf, bereits erworbene Eier nicht zu konsumieren. Die Eier des Großbetriebes besitzen die Stempelnummer 0-DE-0521041. „Die Eier sollten auf dem schnellsten Weg entsorgt werden“, so das Ministerium.
Deutliche Kritik an dem Verhalten der Stadtverwaltung in Duisburg äußerte das nordrhein-westfälische Umweltministerium. „Die Betriebe hätten bereits am 20.März gesperrt werden müssen. Stattdessen habe man aber nur weitere Probe veranlasst“, sagte ein Sprecher. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung hätten „nur Werte minimal über dem Grenzwert“ gemessen und nicht als „besorgniserregend“ eingestuft. Aus diesem Grund wollte man erst die Testauswertungen der Kontrollproben abwarten, so ein Sprecher der Stadt Duisburg. Dennoch wurde sofort mit der Suche nach den Ursachen begonnen. Über weitere Hintergründe ist bislang noch nichts bekannt.
Unterschiedliche Messangaben der Belastungen
Die genauen Messangaben sind bis heute nicht bekannt. Das Land hatte bei eigenen Messungen bei dem Kinderbauernhof der Arbeiterwohlfahrt einen Wert von 10 Pikogramm ermittelt. Das entspräche einer Grenzüberschreitung um das vierfache.
Die Stadtverwaltung selbst spricht lediglich von einer doppelten Überschreitung. Eigene Erhebungen hätten in den Eiern 2,5 Pikogramm festgestellt. „Für eine erhöhte Hintergrundbelastung durch die Schwerindustrie sind diese Werte zu hoch“, so ein Sprecher. Erfahrungswerte belegen, dass eine Belastung meist durch Futtermittel entstehen. Jedoch wurde in den Futtermitteln bislang nichts gefunden.
Der Betreiber AWO zeigte angesichts der Ergebnisse geschockt. "Bislang hatten wir keine Probleme", betonte der Mitarbeiter Osman Apaydin gegenüber Presseleuten. Die Eier werden von freilaufenden Hühner gelegt. Der Vertrieb selbst sei nicht-kommerziell ausgelegt. "Wir wissen selbst nicht, wie das sein kann."
Bei dem Duisburger Biohof lagen die Dioxin-Werte nur leicht über den vorgeschriebenen Grenzwerten. Hier vermuten Experten, dass die Belastung durch die Industrie in der Nachbarschaft hervorgerufen wurde, wie es hieß. Belege hierfür konnten noch nicht identifiziert werden.
Bauernverband kritisiert Behördenvorgehen
Verärgert über das Vorgehen der Behörden zeigte sich der Deutsche Bauernverband. Es könne nicht sein, dass „die Öffentlichkeit erst informiert wird, wenn die Eier alle aufgegessen sind", kritisierte der Sprecher des Verbands Johannes Funke. Offenbar greife der sogenannte Zehn-Punkte-Plan bei Dioxin-Funden des Bundeslandwirtschaftsministerium nicht.
Vor etwa einem Jahr mussten über 1000 Erzeugerbetriebe aufgrund von Dioxin-Belastungen gesperrt werden. Tausende Legehennen mussten abgetötet werden. Damals wurde der toxische Stoff, der unter dem Verdacht steht, Krebserkrankungen und Nervenleiden zu forcieren, in den Futtermitteln gefunden. Einen Zusammenhang zu den damaligen Ereignissen und ein Kontext zwischen den drei Betrieben gibt es laut derzeitigem Kenntnisstand nicht. (sb)
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