Pflanzenstoff aus der Süßholzwurzel hilft bei Mäusen gegen Diabetes
17.04.2012
Ein Team aus deutschen und US-amerikanischen Wissenschaftlern fand heraus, dass ein Naturstoff aus der Süßholzwurzel übergewichtige Mäuse vor Diabetes schützt. Sogenannte Amorfrutine sollen die Sensibilität des Gewebes für Insulin stärken und so den Blutzuckerspiegel senken. Zudem werde der Gehalt an Fettsäuren im Blut reduziert. Amorfrutine seien insgesamt gutverträglich und sollen zudem entzündungshemmend wirken.
Pflanzenstoff hat keine unerwünschten Nebenwirkungen
Wie die Wissenschaftler in „Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America“ berichten, gebe es keine unerwünschten Nebenwirkungen wie beispielsweise eine Gewichtszunahme durch die Amorfrutine. Dies sei ein entscheidender Vorteil zu synthetischen Stoffen mit vergleichbarer Wirkung, die häufig Nebenwirkungen wie Leberschäden verursachen würden. Laut Forschern könnte der Naturstoff in Form eines Nahrungsergänzungsmittels angeboten werden.
Die Wissenschaftler um Christopher Weidner vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin untersuchten rund 8.000 Substanzen aus essbaren Pflanzen, um eine mögliche antidiabetische Wirkung zu finden. Dabei stießen sie auf die Amorfrutine, die sie aus zwei Pflanzen gewannen, zu denen die Wurzel des Süßholzes Glycyrrhiza foetida und die Früchten des Bastard-Indigos, Amorpha fruticosa gehörten. „Die gesundheitsfördernden Effekte beruhen darauf, dass die Amorfrutin-Moleküle gezielt an einen Rezeptor namens PPARγ im Zellkern andocken“, erklärt Sascha Sauer vom vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin. PPARγ spiele eine entscheidende Rolle im Fett- und Glukosestoffwechsel der Zelle. Die Bindung der Amorfrutin-Moleküle aktiviere verschiedene Gene, die die Plasmakonzentration bestimmter Fettsäuren sowie von Glukose absenken würden. Der reduzierte Glukosespiegel verhindere die Entstehung einer Insulinresistenz, die als die Hauptursache des Altersdiabetes angesehen werde, teilt das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik auf seiner Internetseite mit.
Eine ähnliche Wirkung hätten synthetische Medikamente, sogenannte Glitazone, mit denen Typ-2-Diabetes behandelt wird. Durch die Aktivierung des Rezeptors wird nachfolgend eine Reihe von Genen eingeschaltet, die an unterschiedlichen Vorgängen der Stoffwechselprozesse beteiligt sind. Glitazone gelten jedoch als umstritten und sind in Deutschland nur teilweise zugelassen. „Zwar gibt es auf dem Markt bereits Medikamente, die auf den PPARγ-Rezeptor wirken. Diese wirken aber nicht selektiv genug und verursachen Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Herz-Kreislauf-Probleme“, berichtet Sauer.
Amorfrutine wirken leberschützend
Für die Untersuchung verabreichten die Wissenschaftler den Mäusen Armorfrutine, nachdem zunächst zahlreichen Zellversuche durchgeführt wurden. Die Tiere zeigten eine erhöhte Insulinsensitivität. Das Gewebe reagierte demnach deutlich besser auf das Insulin, das von der Bauchspeicheldrüse freigesetzt wurde. Die Zellen konnten mehr Blutzucker aufnehmen und verstoffwechseln. Dadurch reduzierte dich der Blutzuckergehalt sowie die Menge an schädlichen Blutfetten.
Erfreulicherweise konnten die Forscher keinerlei Leberschäden entdecken, die häufig von synthetischen Mittel als unerwünschte Nebenwirkung verursacht werden. Die Amorfrutine schienen sogar ganz Gegensatz dazu eine leberschützende Wirkung zu haben. Die Forscher berichten, dass nun weitere Untersuchungen nötig seien. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten Amorfrutine zukünftig eine nebenwirkungsfreie Alternative für Verbraucher darstellen.
95 Prozent der Diabetiker leiden an Typ-2-Diabetes
Laut der Deutschen Diabetes Stiftung leiden rund 95 Prozent aller Diabetiker an Typ-2-Diabetes. In 80 Prozent der Fällen liegt zusätzlich eine Adipositas, starkes Übergewicht, vor. Durch mangelhafte, fettreiche und ungesunde Ernährung entsteht im Körper eine Insulinresistenz. Die Wirkkraft des Hormons Insulin wird dabei herabgesetzt. Wissenschaftler haben jüngst herausgefunden, dass eine strikte Diät bei frühzeitiger Erkennung von Diabetes die Erkrankung sogar heilen kann. Den meisten Menschen fällt es jedoch schwer, alte Gewohnheiten durch eine neue gesunde Lebensweise zu ersetzen. Viele schlucken lieber Pillen mit zahlreichen Nebenwirkungen. Ausreichend Bewegung und eine drastische Umstellung der Ernährung könnte die ständige Einnahme von Medikamenten jedoch in vielen Fällen verhindern.
Nur etwa fünf Prozent aller Betroffenen leiden an dem Typ-1-Diabetes. Dieser Typ tritt häufig bereits im Kindesalter auf. Typ-1-Diabetes ist mit einer Autoimmunerkrankung vergleichbar, weil das Immunsystem die eigenen Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produzieren, zerstört. Betroffene müssen sich zeitlebens kontinuierlich Insulin spritzen. Eine Heilung ist nicht möglich. (ag)
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