Karies vorbeugen, aber wie?
16.05.2012
Karies wird durch ein Vielzahl unterschiedlicher Faktoren begünstigt, wobei durch bestimmte Vorbeugemaßnahmen das individuelle Karies-Risiko deutlich reduziert werden kann. Mit welchen Methoden sich Karies vermeiden lässt, erläuterten Experten der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde und der Bundeszahnärztekammer.
Zucker Hauptrisiko für die Zähne
Als Hauptrisikofaktor für Karies nannten die Experten Zucker. Dieser führe zur vermehrten Bildung von Zahnbelag, wobei sich Bakterien auf den Zähnen ansiedeln, die eine Säure freisetzten, welche ihrerseits die Zähne angreift. Werden die Bakterien nicht beseitigt, bilden sich zunächst leichte Verfärbungen und am Ende schwarze Löcher in den Zähnen. Die Löcher können für die Betroffenen mit erheblichen Zahnschmerzen verbunden sein. Wie stark die Zähne befallen werden, hängt dabei laut Aussage des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde nicht nur von der Menge der verzehrten Süßigkeiten ab, sondern auch von der Frequenz. Denn „die Zähne brauchen Phasen, wo sie keiner Säureattacke ausgesetzt sind“, erläutertet Professor Christian Hirsch.
Kleinkinder mit besonders hohem Karies-Risiko
Kleinkinder sind laut Aussage der Experten nicht nur aufgrund des Zuckergehalts zahlreicher Kinderlebensmittel, sondern auch aufgrund der Konsistenz der aufgenommen Nahrung oft in besonderer Weise von Karies bedroht. So erhalten viele Kleinkinder Fertignahrung oder Kinderlebensmittel, die flüssig oder als Brei verabreicht und kaum gekaut werden. In Bezug auf die Entwicklung von Karies ist dies eher negativ zu beurteilen, da „Kauen eine gewisse Selbstreinigung der Zähne“ darstellt und „breiartige Nahrung die Entstehung von Zahnbelag“ fördert, erläuterte Prof. Hirsch. Auch das fortwährende Nuckeln an einer Flasche mit Saft kann sich laut Aussage der Zahnmediziner schädlich auf die Zahngesundheit der Kinder auswirken.
Zahnpflege bei Kleinkindern
Da die Zähne der Kleinkind besonders anfällig für Karies sind, ist die Zahnhygiene bei ihnen von besonderer Bedeutung. Doch nicht nur regelmäßiges Putzen zur Reinigung der Zähne hilft Karies bei Kindern zu vermeiden, sondern auch der Einsatz von Fluorid kann einen gewissen Schutz bieten. Das auch im Trinkwasser enthaltene Fluorid stärke „die Zahnhartsubstanz und beeinflusse den Bakterienstoffwechsel negativ“, erläuterte Prof. Dietmar Oesterreich von der Bundeszahnärztekammer. Fluorid könne helfen, „Karies vorzubeugen und beginnende Schäden zu reparieren“, weshalb vom ersten Milchzahn bis ins zweite Lebensjahr die Zähne der Kinder einmal täglich mit ein wenig fluoridierter Kinderzahncreme geputzt werden sollten. Ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr sind die Zähne der Kleinen laut Aussage des Experten zweimal täglich mit etwas Kinderzahnpasta zu reinigen. Generell kommt es Prof. Oesterreich zufolge beim Zähneputzen darauf an, die Zähne und Zahnzwischenräume gründlich zu reinigen, ohne dabei das Zahnfleisch zu stark zu beanspruchen.
Gründliche Reinigung der Zähne und Zahnzwischenräume
Bei der Auswahl der Zahnbürste sollte darauf geachtet werden, keine Bürsten mit der Kennzeichnung hart, sondern lediglich weiche oder mittelharte Zahnbürsten zu verwenden. Denn weiche bis mittelharte Bürsten schonen das Zahnfleisch und verhindern Verletzungen bei zu starkem Aufdrücken“, berichtet die Initiative proDente. Ergänzend zum Zähneputzen empfehlen sich laut Aussage der Experten antibakterielle Mundspülungen, welche effizient gegen die Bakterien wirken, jedoch keineswegs als Ersatz des Zähneputzens und der Zahnzwischenraumpflege zu bewerten sind. Zur Reinigung der Zahnzwischenräume ist den Experten zufolge Zahnseide am besten geeignet, zumal die Bereiche mit der Zahnbürste ohnehin nicht zu erreichen sind. Allerdings können auch sogenannte Interdentalbürsten, spezielle Zahnbürsten für die Zahnzwischenräume, hier zum Einsatz kommen. Die Reinigung der Zahnzwischenräume muss regelmäßig erfolgen, um eine kariesvorbeugende Wirkung zu erreichen. Das leichte Zahnfleischbluten, welches beim Gebrauch der Zahnseide anfangs auftreten kann, ist laut Aussage der Zahnmediziner kein Grund für Irritationen, sondern durchaus normal.
Professionelle Zahnreinigung beugt Karies und Parodontose vor
Neben der täglichen Mundhygiene zu Hause, raten die Experten zu professionellen Zahnreinigungen, bei denen in der Zahnarztpraxis Zahnbelag und Zahnstein entfernt werden. Die gründliche Reinigung mit anschließender Fluorid-Politur beuge Karies und Parodontose vor, wird von den gesetzlichen Krankenkasse jedoch nicht übernommen, erläuterten die Zahnmediziner. Bei Interesse sollten die Patienten daher die Behandlungskosten vorab mit ihrem Zahnarzt erörtern. Ebenfalls empfohlen werden regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, wobei die Kosten hierfür jedoch von den Krankenkassen übernommen werden. Idealerweise sollte alle sechs Monate – mindestens jedoch einmal pro Jahr – eine Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt erfolgen, um möglichen Karies frühzeitig zu entdecken und zu beseitigen.
Zahnversiegelung zur Vermeidung von Ablagerungen?
Ein besondere Form der Kariesvorbeugung ist das Versiegeln der Zähne beziehungsweise der Fissuren (Rillen, Riefen und Grübchen der Zähne). Durch die Zahnversieglung sollen Ablagerungen in den Fissuren vermieden werden. Allerdings hält die Versieglung lediglich rund vier Jahre und muss in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Zudem bietet auch diese besondere Form der Kariesprophylaxe keinen hundertprozentigen Schutz. Wer seine Zähne möglichst frei von Löchern halten möchte, sollte vor allem auf seine Mundhygiene und seine Ernährung achten. Allerdings hat auch das Rauchen einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Zahngesundheit, da der Speichelfluss reduziert und die Bildung von Ablagerungen begünstigt wird. Daher ist im Interesse gesunder Zähne möglichst auch auf Zigaretten zu verzichten. (fp)
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