Forscher entwickeln Kombinationstherapie gegen Tinnitus
25.05.2012
Mehr als ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung leidet unter störenden Ohrgeräuschen, sogenanntem Tinnitus, berichten die niederländische Forscher um Dr. Rilana Cima von der Universität Maastricht in dem britischen Fachjournal „The Lancet“. Um die Betroffenen von ihrem Leid zu erlösen, haben die Wissenschaftler eine Kombinationstherapie aus kognitiver Verhaltenstherapie und Hörtherapie entwickelt.
Ihren neuartigen Behandlungsansatz testeten die niederländischen Forscher von September 2007 bis Januar 2011 an 245 Tinnitus-Patienten. 247 weitere Patienten wurden der herkömmlichen Behandlung unterzogen und dienten als Kontrollgruppe. Zwar ließen sich die Ohrgeräusche auch mit der Kombinationstherapie nicht heilen, allerdings wurde im Rahmen der Versuche eine deutliche Linderung der Beschwerden erzielt, schreiben die Forscher in dem Artikel „Spezialisierte Behandlung basierend auf kognitiver Verhaltenstherapie im Vergleich zur üblichen Versorgung von Tinnitus“
Linderung der Tinnitus-Beschwerden um 33 Prozent
Das ständige Ohrensausen ist für die Tinnitus-Patienten eine erhebliche psychische Belastung, die auch weitere körperliche Probleme mit sich bringen kann. Eine wirklich effiziente Behandlung war mit den konventionellen Behandlungsmethoden der Schulmedizin bislang nicht möglich. Allerdings lag hier der Behandlungsschwerpunkt meist auf physiologischen Aspekten, während die niederländischen Forscher mit ihrer Kombinationstherapie psychologische Ansatzpunkte integrieren. Die nun an 245 erwachsenen Tinnitus-Patienten getestete Kombinationsmethode aus psychologischer Behandlung und Hörtherapie zeigte einen beachtlichen Erfolg. Nach einem Jahr verzeichneten die Betroffen eine durchschnittliche Besserung ihrer Beschwerden um 33 Prozent, während die Patienten der Kontrollgruppe trotz Therapie nur eine Besserung um 13 Prozent erreichten, berichten die Forscher. „Die Behandlung schien ihre Wirkung unabhängig vom ursprünglichen Schweregrad des Tinnitus“ zu entfalten „und wir beobachteten keine unerwünschten Ereignisse in dieser Studie“, so Dr. Cima.und Kollegen weiter.
Beschwerdefreies Leben mit den Ohrgeräuschen
Zwar sind die Forscher der Universität Maastricht mit ihrer Kombinationstherapie nicht direkt gegen die andauernden Ohrgeräusche beziehungsweise das Fiepen, Brummen, Zischen oder Pfeifen vorgegangen, doch sie haben den Patienten Möglichkeiten vermittelt, mit diesen umzugehen. „Obwohl die Leute nach der Behandlung immer noch das Geräusch hören, bezeichnen sie sich als geheilt“, erklärte die Studienleiterin Dr. Rilana Cima. Die Forscherin benutzte hier die Metapher eines bequemen Schuhs, der sich mit der Zeit soweit anpasst, dass er einfach nicht mehr gespürt wird. In einem Kommentar zu der aktuellen Tinnitus-Studie im Fachjournal „The Lancet“ lobte der deutsche Tinnitus-Experte Berthold Langguth von der Universität Regensburg unter der Überschrift „Tinnitus: Das Ende des therapeutischen Nihilismus“ den neuen Ansatz der niederländischen Forscher. Die Wissenschaftler der Universität Maastricht hätten gezeigt, dass es durchaus Möglichkeiten zur Behandlung des Tinnitus gebe, so Langguth. Für Tinnitus-Patienten besteht demnach berechtigte Hoffnung auf ein beschwerdefreies Leben trotz der nervtötenden Ohrgeräusche. (fp)
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