Riechtest zeigt Parkinson-Krankheit
14.06.2012
Die Nervenkrankheit Parkinson beginnt nicht wie vielfach angenommen in den motorischen Zentren des Gehirns sondern in der Nase. Zu diesem Ergebnis kam der Neurologie-Professor Heinz Reichmann im Zuge von Tierversuchen an Mäusen. Seine Forschung stellte er jetzt im Rahmen des Europäischen Neurologen-Kongresses in Prag vor.
Parkinson verursacht neben motorischen Ausfällen auch Depressionen
Mit einem einfachen Riechtest sollen sich erste Hinweise einer beginnende Parkinson-Erkrankung feststellen lassen. Zu diesem Ergebnis kam der Dresdener Neurologe bei seinen Untersuchungen von Patienten, die im Alter zwischen 50 und 60 Jahren ihren Geruchssinn verloren hatten. Bei rund zehn Prozent erhärtete sich der Verdacht auf Parkinson, da sich bei ihnen auch bei einer speziellen Ultraschalluntersuchung sowie biochemischen Tests erste Anzeichen für die Nervenerkrankung zeigten. In Tierversuchen konnte Reichmann zudem beobachten, dass Parkinson tatsächlich im Riechorgan mit einer Ansammlung von sogenannten Lewy-Körperchen beginnt. Diese signalisierten Parkinson, so der Experte. Von der Nase ausgehend pflanzt sich die Erkrankung demnach von Zelle zu Zelle zunächst Richtung Magen und dann über den Vagusnerv zum Gehirn fort. „Dieses Wissen gibt uns vielleicht einmal die Möglichkeit, die Krankheit noch viel früher zu entdecken und ihre Ausbreitung zu unterbinden”, erklärte Reichmann, der das Amt des Präsidenten der “European Neurological Society” ausübt.
Dennoch sind die genauen Ursachen, die zum Ausbruch von Morbus Parkinson führen, noch nicht geklärt. Der Parkinson-Experte von der Unklinik der Technischen Universität Dresden berichtete von einer weitere Studie, die deutlich gemacht hätte, dass sich die Symptome von Parkinson nicht nur auf die Bewegungskoordination beschränken, sondern zu 90 Prozent auch auf Geruchsverlust, zu 45 Prozent auf Verstopfung, in zehn Prozent der Fälle auf Doppel-Sehen und zu 30 Prozent auf Impotenz ausdehnen können. Bei Frauen tritt in rund 50 Prozent der Fälle Gefühlsarmut und Harninkontinenz auf. Laut Reichmann komme es bei 30 Prozent zu diffusen Schmerzen, Depressionen (30 Prozent), Freudlosigkeit (30 Prozent) sowie zu Demenz, die sich besonders in den letzten Jahren zeige. Fettige Haut und extremes Schwitzen würden darüber hinaus häufig auftreten. „Neueste Untersuchungen zeigen, dass diese Symptome, vor allem Depression und Demenz, die Patienten und Patientinnen mehr Lebensqualität kosten als die Bewegungsstörungen”, berichtet Reichmann. Deshalb sei es notwendig, diese Symptome stärker in den Fokus zu rücken. Es sei jedoch noch nicht für alle Symptome eine Therapie vorhanden. „Aber wir haben gute Medikamente gegen Depression, Verstopfung und übermäßige Schweißentwicklung.”
Die genauen Ursachen für den Ausbruch von Parkinson sind bislang noch nicht geklärt. Es sei sehr wahrscheinlich, dass eine genetische Vorbelastung für eine erhöhte Empfindlichkeit auf Umwelteinflüsse der Auslöser sei. Auf dem Kongress in Prag diskutierten rund 3.000 Ärzte und Wissenschaftler über das Thema.
Mit Tai Chi Symptome von Parkinson lindern
Wie kürzlich bekannt wurde, fanden US-amerikanische Forscher heraus, dass Tai Chi Übungen besonders gut für Parkinson-Patienten geeignet sind, um dem körperlichen Verfall entgegenzuwirken.
Für die Untersuchung wurden die Studienteilnehmer in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: die erste Gruppe machte Dehnübungen, die zweite Tai Chi und die dritte Kraftübungen. Jeweils zu Beginn, zum Schluss und drei Monaten nach Ende des Trainings wurden die Probanden von den Wissenschaftlern untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Dehnungsübungen keine Verbesserung der Körperhaltung bewirkten, während Tai Chi und Krafttraining einen positiven Einfluss hatten. Die Forscher um Fuzhong Li vom Oregon Research Institute beobachteten, dass die Teilnehmer der Tai Chi-Gruppe sowohl die beste Körperhaltung aufwiesen als auch die größte Richtungskontrolle der Bewegungen erlangten. Auch das Krafttraining verbesserte die Körperhaltung der Probanden, jedoch wirkte sich das Training nicht auf die Richtungskontrolle der Bewegungen aus.
Demnach ist Tai Chi für Parkinson-Patienten förderlich, um länger im Alltag unabhängig zu bleiben. Zudem zeigte die Studie, dass regelmäßiges Tai Chi das Risiko von Stürzen reduziert. (ag)
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