ADAC ermittelt erhöhte Keimbelastung in Badeseen
28.06.2012
Viele Badeseen in Deutschland sind derart mit Keimen belastet, dass für Kinder ein erhebliches Gesundheitsrisiko besteht. Der ADAC hat die Wasserqualität in 60 Badeseen untersucht und bei einem Fünftel der Messstellen eine zu hohe Keimkonzentration im Flachwasserbereich festgestellt.
Häufig wurden bei der Untersuchung der Badeseen die vom Umweltbundesamt festgelegten Grenzwerte der zulässigen Keimbelastung eines Badegewässers „deutlich überschritten“, berichtete der ADAC in seiner aktuellen Pressemitteilung. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Tester des ADAC im Rahmen ihrer Untersuchung dem für Kinder gedachten Flachwasser- und Planschbereich. Die hier gefundenen Keimkonzentrationen können für die Kleinen durchaus ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen.
Wasserqualität von 60 Badegewässern untersucht
Im Rahmen des Badegewässer-Tests haben die Experten des ADAC an 60 Badeseen deutschlandweit zwischen Juni und August 2011 jeweils drei Wasserproben pro Messstelle entnommen. Während die offiziellen EU-Messungen jedoch in dem sogenannten Schwimmbereich (Wassertiefe von mindestens einem Meter) durchgeführt werden, hat der ADAC seine Proben gezielt aus der „von Kindern stark frequentierten Flachwasserzonen bis 30 Zentimeter Wassertiefe“ entnommen. Denn die Keimbelastung kann innerhalb eines Badegewässers deutlich variieren. Abweichungen zwischen Flachwasserbereich und Schwimmbereich sind hier durchaus üblich. „Zudem ist flaches und damit wärmeres Wasser naturgemäß stärker belastet“, berichtet der ADAC. Wie auch bei den von der EU vorgesehenen Untersuchungen der Badegewässer, wurde bei dem Test des ADAC die Keimbelastung mit Bakterien aus der Gattung der Escherichia coli und der Intestinalen Enterokokken analysiert. An sämtlichen Messstellen wurde zuletzt im Mai 2012 eine Kontrollprobe genommen, um die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr zu überprüfen.
Oft gesundheitsgefährdende Keimbelastungen im Flachwasserbereich
Das Ergebnis des ADAC ist durchaus besorgniserregend, denn ein Fünftel der Badeseen wies gesundheitsgefährdende Bakterienkonzentration auf. Oft wurden „die vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzwerte für Badeverbote deutlich überschritten“, berichtet der ADAC. Am schlechtesten war das Ergebnis der Badegewässer-Untersuchung bei einem Strandbad in Gaienhofen am Bodensee (Baden-Württemberg). Hier vergab der ADAC aufgrund der sehr hohen Konzentration Intestinaler Enterokokken die Note „mangelhaft“. Derart hohe Keimbelastungen können „gerade bei Kindern Infektionen auslösen“, so die Mitteilung des ADAC. Zu den schwerwiegenderen Folgen einer Enterokokken-Infektion zählen zum Beispiel Harnwegsinfekte aber auch Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis) und Blutvergiftungen (Sepsis).Ursache für die Verunreinigung der Badegewässer ist laut Aussage der Experten oft Tier- beziehungsweise Vogelkot.
Hälfte der Badeseen mit „guter“ oder „sehr guter“ Wasserqualität
Die beste Wasserqualität stellten die ADAC-Experten der aktuellen Pressemitteilung zufolge bei einem „Badestrand vor dem Campingplatz Godau am Südwestufer des Großen Plöner Sees in Schleswig-Holstein“ fest. Hier können die Kinder sorglos in Ufernähe planschen. Mit der Bewertung „sehr gut“ ist der Strand des Plöner Sees Testsieger. Aber auch an 12 weitere Messstellen wurde die Testnote „sehr gut“ vergeben und 19 Mal bewerteten die Tester die Wasserqualität mit „gut“. Damit schneidet mehr als die Hälfte der untersuchten Badegewässer durchaus erfreulich ab. Hinzu kommen allerdings 15 Messstellen mit der Testnote „ausreichend“ und 12 Messstellen, die mit der zweitschlechtesten ADAC-Benotung „bedenklich“ beurteilt wurden. Für letztere gilt ebenso wie für den Testverlierer – das Strandbad in Gaienhofen – das dringend gegen die Keimbelastung vorgegangen werden sollte.
Verstärkte Reinigung keimbelasteter Uferbereiche gefordert
Daher hat der ADAC die Strandverantwortlichen dazu aufgefordert, „die problematischen und gefährdeten Bade- und Strandbereiche regelmäßig und gründlich zu reinigen.“ Auch während der Saison seien in kürzeren Abständen regelmäßige Kontrollmessungen durchzuführen, wobei diese auch das ufernahe Flachwasser umfassen sollten, so die Forderung des ADAC. Bei Grenzwertüberschreitungen muss laut ADAC „unverzüglich ein Badeverbot erfolgen.“, was jedoch in Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zu Schwierigkeiten führen könnte, da hier die Grenzwerte des Umweltbundesamts bisher nicht übernommen wurden. So besteht möglicherweise eine gesundheitsgefährdende Keimbelastung der Gewässer, ohne dass geltende Grenzwerte überschritten werden, womit die rechtliche Grundlage für ein Badeverbot fehlt. Allerdings haben sich die betroffenen Kommune gegenüber dem ADAC kooperativ gezeigt und zugesichert, den keimbelasteten Uferbereich verstärkt zu reinigen, um die bestehende Keimkonzentration zu reduzieren. (fp)
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Bild: Jürgen Hüsmert / pixelio.de
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