Erstmal schneiden Frauen bei IQ-Tests im Schnitt besser ab als Männer
17.07.2012
Erstmals seit 100 Jahren haben die Frauen die Männer in Bezug auf die Intelligenz überholt, berichtet Professor James R. Flynn von der neuseeländischen Universität in Otago. Flynn ist bekannt für den nach ihm benannten Flynn-Effekt, der die jährliche Zunahme des durchschnittlichen Intelligenzquotienten (IQ) in den Industrienationen beschreibt.
Bisher lagen Frauen bei den durchschnittlichen Ergebnissen absolvierter Intelligenztests stets um rund fünf Prozentpunkte hinten, doch nun konnten sie erstmals an den Männern vorbeiziehen. Wie Prof. James R. Flynn mitteilte liegen Frauen derzeit bei den IQ-Tests vorne. Der Intelligenzquotient der Frauen habe in den vergangenen hundert Jahren stärker zugenommen als bei den Männern, so Flynn weiter.
Zurückzuführen ist der Anstieg des IQ nach Einschätzung des Experten auf die komplexeren Anforderungen der Gesellschaft, denn Frauen müssen das Familienleben und die beruflichen Entwicklung gleichzeitig bewältigen. Hinzu komme möglicherweise, dass Frauen in der Vergangenheit benachteiligt waren und daher die Kapazitäten des Intelligenzzuwachses bei ihnen höher liegen als bei den Männern. Allerdings seien dies bisher lediglich Vermutungen und weitere Forschungen notwendig, um die Ursache für den Trend zu bestimmen, betonte Flynn.
Flynn-Effekt beschreibt den kontinuierlichen Anstieg des IQ
In den 1980er Jahren wurden Prof. Flynn mit seiner Entdeckung des sogenannten „Flynn-Effekts“ bekannt. Der Professor für politische Studien wies nach, dass der durchschnittliche IQ der Bevölkerung in den Industrienationen seit Einführung des IQ-Tests von Generation zu Generation um fünf bis 25 Punkten zugenommen hat. Als Ursache für den kontinuierlichen Anstieg des IQ gelten verbesserte Umweltbedingungen wie Bildung, Ernährung, die Gesundheitsversorgung oder die Informations- und Kommunikationstechnologien. Auch mögliche genetische Ursachen wurden in der Fachwelt diskutiert. Eindeutig geklärt sind die Auslöser der IQ-Anstiegs bislang jedoch nicht.
Intelligenzquotient der Frauen stärker gestiegen
Bei den durchschnittlichen Ergebnissen der Intelligenztests, die Flynn für 14 Industrienationen ausgewertet hat, konnten bislang stets die Männer ein leicht bessere Ergebnis verbuchen als die Frauen. Doch bei den Frauen nahm der IQ in den letzten Jahren stets etwas mehr zu und so haben sie nun erstmals die Männer überholt. Aufgrund der höheren Komplexität weiblicher Lebensläufe, die Beruf und Familien vereinen, seien die Frauen stärker in ihren kognitiven Fähigkeiten gefordert als Männern, was einen stärkeren Anstieg des IQ zur Folge hat, so die Erklärung des Experten.
Frauen unterschätzen, Männer überschätzen ihre Intelligenz
Hinzu kommt, dass Männer bislang möglicherweise auch von ihrem Selbstvertrauen profitierten, während Frauen den Ergebnissen einer britischen Studie aus dem Jahr 2009 zufolge eher dazu neigen, sich selbst zu unterschätzen, so das französische Fachportal „Psychomédia“. Bei der Einschätzung des eigenen IQ bewerten sich die Frauen demnach im Schnitt rund fünf Punkte zu niedrig, während Männer sich in ähnlichem Maße überschätzen. Umso schmerzhafter dürfte die aktuelle Mitteilung, dass die Frauen ihnen Intelligenz-mäßig den Rang abgelaufen haben, viele Männer treffen. Allerdings sollte den halbwegs Gescheiten schon zuvor klar gewesen sein, dass Frauen ihnen nicht nur das Wasser reichen können, sondern mitunter durchaus überlegen sind. (fp)
Lesen Sie auch:
Intelligenz kann sich im Lebensverlauf ändern
Studie: Fertigessen macht Kinder dumm
Evolution und Medizin
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.