Muttermilch ist künstlicher Säuglingsnahrung deutlich überlegen
18.07.2012
Hersteller von industriell hergestellter Säuglingsnahrung werben oft mit dem Argument, künstliche Säuglingsmilch sei genauso inhaltsreich, wie natürliche Muttermilch. Nach Auswertungen der Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) können derlei Produkte die Muttermilch nicht imitieren. Denn die Muttermilch sei in der Zusammenstellung viel zu komplex aufgebaut, um ein ebenbürtiges Duplikat herzustellen. Demnach würden die Hersteller Eltern in die Irre führen, wenn sie auf den Verpackungen schreiben, „nach dem Vorbild der Muttermilch erstellt“, oder die Milch sei „Muttermilch-nahe“.
Industriell hergestellte Säuglingsnahrungen müssen auf die Ernährungsbedürfnisse von gesunden Säuglingen abgestimmt und durch allgemein anerkannte wissenschaftliche Daten belegt sein. Die Hersteller dieser Produkte werben häufig direkt oder indirekt damit, dass die Produkte in ihrer Zusammensetzung vergleichbar mit Muttermilch sind. Die Nationale Stillkommission am BfR hat daher die Zusammensetzung von Muttermilch im Vergleich zu industriell hergestellter Säuglingsnahrung verglichen und die Wirkungen von verschiedenen Säuglingsnahrungen im Vergleich zu Muttermilch auf die Gesundheit von Säuglingen bewertet.
Muttermilch schützt vor Krankheiten
Muttermilch enthält zahlreiche Substanzen, die in Säuglingsanfangs- und Folgenahrung nicht enthalten sind. Diese Substanzen führen zu einer geringeren Erkrankungswahrscheinlichkeit bei gestillten Säuglingen. Ausschließliches Stillen in den ersten 4 bis 6 Monaten reduziert die Anzahl von Infektionen im Säuglingsalter um 40 bis 70 % und vermindert Krankenhausaufnahmen der Säuglinge im ersten Lebensjahr um mehr als 50 Prozent. Beispielsweise wird das Risiko für Infekte der unteren Atemwege bei Säuglingen durch Stillen um über 70 Prozent gesenkt. Weitere Krankheiten, die bei gestillten Kindern weniger häufig auftreten, sind Mittelohrentzündungen, Magen-Darm-Infektionen, sowie möglicherweise späteres Übergewicht und Diabetes.
Obwohl die Fütterung von industriell hergestellter Säuglingsnahrung eine jahrzehntelange Geschichte von insgesamt sicherem Gebrauch hat, weisen mit industriell hergestellter Säuglingsnahrung ernährte Kinder ein höheres Risiko für eine Reihe von Erkrankungen auf im Vergleich zu gestillten Kindern.
„Muttermilch ist die ideale Nahrung für Säuglinge in den ersten Monaten. Sie ist gut verdaulich und so zusammengesetzt, dass sie im ersten Lebenshalbjahr den Bedarf an Nährstoffen und Flüssigkeit deckt.“, so das BfR in einer Stellungnahme. Die Werbung für Säuglingsmilch sollte daher nicht den Eindruck erwecken, dass Flaschennahrung genauso gut wie oder besser als Muttermilch ist.
Muttermilch viel zu komplex zum Imitieren
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die natürliche Muttermilch eine exklusive Zusammensetzung aufweist, die nicht durch industriell hergestellte Säuglingsnahrung imitiert werden kann. Reklame, die den Anschein erweckt, dass industriell hergestellte Säuglingsnahrung der Muttermilch gleichwertig bzw. teilweise gleichwertig ist, kann nach Ansicht der Nationalen Stillkommission als „irreführend“ bezeichnet werden. (sb, pm)
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