Heiraten als Strategie gegen den Alkohol?
19.08.2012
Verheiratete Männer zeigen einen niedrigeren Alkoholkonsum als ledige, Frauen trinken in der Ehe hingegen mehr Alkohol als Alleinstehende. Zu diesem Ergebnis kommt eine Übersichtsstudie von US-Wissenschaftlern, die mögliche Zusammenhänge zwischen dem Familienstand und dem Alkoholkonsum untersucht.
Der Eheschluss hat für das Leben beider Partner weitreichende Auswirkungen. US-Forscher haben nun herausgefunden, dass auch der Alkoholkonsum bei verheiratete Menschen anders ausfällt. Während die Heirat Männer offenbar tendenziell vom Alkohol abschwören lässt, neigen Frauen in der Ehe zu einem erhöhten Alkoholkonsum, so das Ergebnis einer Studie, die Dr. Corinne Reczek von der University of Cincinnati und Kollegen heute auf der 107. Jahrestagung der American Sociological Association (ASA) in Denver präsentieren.
Zusammenhang zwischen dem Familienstand und dem Alkoholkonsum untersucht
Im Rahmen ihrer Übersichtsstudie werteten die US-Wissenschaftler mehrere frühere Untersuchungen aus, die insgesamt eine Teilnehmerzahl von mehr als 5.300 Personen umfassten. Der Großteil der Daten stammte aus der Wisconsin Longitudinal Studie (WLS) für die 2.439 Männer und 2.866 Frauen im Zeitraum zwischen 1957 und 2004 insgesamt viermal befragt wurden. Ergänzten nutzen Dr. Corinne Reczek und Kollegen insgesamt 120 weitere Interviews aus den Jahren 2003 bis 2010. Anhand der Angaben der Testpersonen zu der Anzahl der monatlich konsumierten Drinks schätzten die US-Wissenschaftler deren Alkoholkonsum.
Frauen trinken in der Ehe mehr
Den Ergebnissen der US-Wissenschaftler zufolge trinken verheiratet Männer deutlich weniger Alkohol als ledige, geschiedenen oder verwitwete Männer. "Bei den Frauen lag der Alkoholkonsum in der Ehe jedoch durchschnittlich geringfügig höher als unter Singles, länger geschiedenen oder verwitweten", berichten die Wissenschaftler um Dr. Corinne Reczek in einer vorab Mitteilung der ASA zu den Vorträgen auf ihrem Jahreskongress. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und dem Familienstand weit vielschichtiger, als die einfache Aussage „Verheiratete Männer trinken weniger“ suggeriert. Denn die Forscher stellten anhand der Daten auch fest, dass bei verheirateten Männern, die Alkoholproblemen haben, der Konsum weit höher ausfiel als bei Alleinstehenden mit Alkoholproblemen. Frauen indes trinken "zwar in der Ehe mehr, doch Singlefrauen erkranken ebenso wie geschiedene sehr viel häufiger an Alkoholsucht". "Kurz nach einer Scheidung greifen sowohl Männer als auch Frauen vermehrt zu alkoholischen Getränken".
Zu dem Team um Dr. Corinne Reczek zählten auch Wissenschaftler der University of Texas und der State University of New Jersey-Rutgers. Die Vorstellung ihrer Studie war einer von zahlreichen Beiträgen, die noch bis Sonntag (20. August) in Denver auf dem Jahrestreffen der American Sociological Association zu hören sind. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
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