MRT-Aufnahmen des Gehirns verraten das Alter
17.08.2012
Das bildgebende Verfahren der Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht Aufnahmen des Gehirns, auf denen nicht nur Krankheiten und Verletzungen zu erkennen sind, sondern offenbar auch das Alter der Patienten abgelesen werden kann. US-Wissenschaftler der University of California in San Diego haben eine Software entwickelt, die anhand der MRT Aufnahmen das Alter eines Menschen relativ präzise bestimmt.
Wie das Forscherteam um Timothy Brown vom Institut für Neurowissenschaften an der Universität von Kalifornien (San Diego) im Fachmagazin „Current Biology“ berichtet, hat ihr speziell entwickeltes Computerprogramm anhand der Bilder aus dem Kernspintomographen das Alter junger Menschen mit einer Genauigkeit von über 90 Prozent bestimmt. Ein Foto des Gehirns könnte ihrer Ansicht nach in Zukunft ausreichen, um das Alter von Patienten relativ präzise vorherzusagen.
Biologische Signatur des Gehirns ermöglicht Rückschlüsse auf das Alter
Die amerikanischen Forscher hatten im Rahmen ihrer Studie die Kernspintomographien von 885 Menschen im Alter zwischen drei und 20 Jahren ausgewertet. Sie bestimmten 231 Biomarker im menschlichen Gehirn, die sich mit zunehmendem Alter verändern. Die zeitlichen Veränderungen dieser biologischen Merkmale speisten sie in eine spezielle Software ein, die dazu in der Lage ist sämtliche Biomarker gleichzeitig wahrzunehmen und zu bewerten. Die Biomarker ergeben sozusagen einen altersentsprechende Signatur des Gehirn, anhand der das Computerprogramm mit einer Genauigkeit von 92 Prozent das Alter bestimmen kann – zumindest bei jungen Patienten.
Hirnreifung in zeitlich engen Bahnen
Zwar hatten frühere Studien bereits einige Biomarker bestimmt, die Rückschlüsse auf das Alter des Gehirns ermöglichen, doch den US-Forschern um Timothy Brown ist es erstmal gelungen, sämtliche Faktoren gleichzeitig zu betrachten und auszuwerten. So konnten die äußerst präzise Aussagen über das tatsächliche Alter der Patienten treffen. Dabei stellten sie auch fest, dass die Hirnreifung zeitlich offenbar in sehr viel engeren Bahnen verläuft, als bisher angenommen. Bei Kindern eines Alters war die durchschnittliche Differenz in der Phase der Hirnreifung nur etwa ein Jahr, berichten Brown und Kollegen in dem wissenschaftlichen Fachartikel „Neuroanatomische Beurteilung der biologischen Reife“.
Erkrankungen und Missbildungen frühzeitig erkennen
Welche Auswirkung die Veränderung der Biomarker auf die kognitiven Fähigkeiten und das Verhalten haben könnte, ist bislang weitgehend unklar. Die US-Wissenschaftler zeigten sich jedoch davon überzeugt, dass ihre „Studie Auswirkungen auf die Gehirnmedizin und -forschung haben“ wird und in Zukunft mit Hilfe ihrer Methode möglicherweise auch Missbildungen, neurodegenerative Erkrankungen und andere auffällige Veränderungen des Gehirns festgestellt werden können. (fp)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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