Überlebensrate von Krebspatienten in Ost- und Westdeutschland angeglichen
24.08.2012
Die Überlebensrate der Krebspatienten in Ost- und Westdeutschland hat sich in den zwanzig Jahren nach der Wiedervereinigung angeglichen und liegt heute bundesweit in etwa auf gleichem Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und der elf deutschen Krebsregister.
Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg haben die Entwicklung der Überlebensrate bei Krebs in Ost- und Westdeutschland seit der Wiedervereinigung auf Basis der Daten aus den Landeskrebsregistern untersucht. Heute überleben Krebspatienten in Ost und West ungefähr gleich lange, während in den Jahrzehnte vor der Wiedervereinigung die Überlebensrate westdeutscher Patienten noch deutlich höher lag, als im Osten, berichten die Forscher Dr. Lina Jansen und Prof. Hermann Brenner vom DKFZ. Die Epidemiologen werteten dies als Zeichen für die Verbesserung der medizinischen Versorgung in den ostdeutschen Bundesländern.
Vor der Wiedervereinigung niedrigere Krebsüberlebensrate in Ostdeutschland
Laut Mitteilung des DKFZ, zeigen die Daten „aus den 1970er- und 1980er Jahre, dass Menschen mit Krebs in Westdeutschland deutlich länger überlebten als Betroffene hinter dem Eisernen Vorhang.“ In dem Diagnosezeitraum 1984 bis 1985 überlebten beispielsweise von den Darmkrebspatienten in der ehemaligen DDR lediglich 28 Prozent länger als fünf Jahre mit der Erkrankung. In Westdeutschland lag die Überlebensrate der Darmkrebspatienten hingegen in den Jahren 1979 bis 1983 bereits bei 44 Prozent. Erhebliche Unterschiede der 5-Jahres-Überlebensrate zeigten sich auch bei den Prostatakrebspatienten (46 Prozent Ost, 68 Prozent West) und den Brustkrebspatientinnen (52 Prozent Ost, 68 Prozent West), so die Mitteilung des DKFZ.
Krebsüberlebensrate heute in Ost und West annähernd identisch
Erstmals haben die Wissenschaftler der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID) und des DKFZ nun die Entwicklung der Krebsüberlebensrate seit der Wiedervereinigung analysiert. Auf Basis der Daten zu mehr als einer Million Krebsfällen aus den elf deutschen Landeskrebsregistern konnten die Epidemiologen die Überlebensrate der Krebspatienten in Ost- und Westdeutschland vergleichen. Grundlage der aktuellen Untersuchung war eine detaillierte Auswertung der Krebsüberlebensraten im Zeitraum 2002 bis 2006 bei 25 unterschiedlichen Krebsarten. Die Forscher konnten nachweisen, dass sich heute die 5-Jahres-Überlebensrate bei 20 der 25 untersuchten Krebsarten zwischen Ost und West um weniger als drei Prozent unterscheidet „und damit als annähernd identisch betrachtet werden“ kann, berichtet das DKFZ.
Vereinheitlichtes Gesundheitssystem in Ost- und Westdeutschland
Lediglich „bei Krebs der Mundhöhle, der Speiseröhre und der Gallenblase sowie bei Melanomen“ (Hautkrebs) lag die Überlebensrate in Westdeutschland weiterhin signifikant höher als im Osten, schreiben die Experten des DKFZ. Anderseits war die 5-Jahres-Überlebensrate bei Leukämie-Patienten in Ostdeutschland leicht besser. Laut Professor Brenner demonstrieren „die angeglichenen Krebs-Überlebensraten in den alten und neuen Bundesländern, dass das vereinheitlichte Gesundheitssystem vergleichbare Gesundheits-Chancen für Menschen in Ost und West geschaffen hat.“ Obwohl die ökonomischen Rahmenbedingungen nach wie vor unterschiedlich seien, haben sich „die dramatischen Überlebensunterschiede nach Krebs nahezu ausgeglichen“, so Brenner. Heute sei es daher weit „sinnvoller, den Einfluss sozioökonomischer Unterschiede auf das Krebsüberleben innerhalb einzelner Regionen zu prüfen, als in den überholten Kategorien Ost und West zu denken.“ (fp)
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