Wissenschaftler finden krebserregende Substanzen im Bubble Tea
22.08.2012
Die Kugeln im Bubble Tea enthalten offenbar krebserregende Substanzen und andere gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe. Bei der Untersuchung von neun Proben aus einem Mönchengladbacher Bubble-Tea-Geschäft haben Wissenschaftler der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) in allen Proben PCB-ähnliche Stoffe nachgewiesen, berichtet die „Rheinische Post“ (RP).
Krebserregende PCB-ähnliche Substanzen im Bubble Tea
Die im Bubble Tea nachgewiesenen Chemikalien können das Risiko eine Krebserkrankung deutlich erhöhen und darüber hinaus auch als Auslöser von Allergien wirken. Damit wird sich die Debatte um die gesundheitlichen Risiken des Modegetränks in den kommenden Tagen voraussichtlich wieder deutlich verschärfen. Zuletzt standen mögliche Gesundheitsgefahren für Kleinkinder durch das Verschluckungsrisiko der bunten Kugeln im Fokus der Kritik. Auch der hohe Kaloriengehalt des Bubble Tea wurde bereits mehrfach angemahnt. Die Gefahren durch gesundheitsschädliche, PCB-ähnliche Inhaltsstoffe sind jedoch von anderem Gewicht. Die nachgewiesenen gesundheitsschädlichen Stoffe Styrol, Acetophenon und bromierte Substanzen, haben „in Lebensmitteln nichts zu suchen habe", zitiert die „RP“ den Experten Manfred Möller vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin am Uniklinikum Aachen.
Bubble Tea generell ein Gesundheitsrisiko?
Gemeinsam mit der Mönchengladbacher Firma „Leco Instrumente“ haben die Wissenschaftler des Instituts für Hygiene von der RWTH neun Proben der bunten Bubble-Tea-Kugeln untersucht, die zur Herstellung des Modegetränks verwendet werden. Die Kugeln machen den besonderen Reiz des Mixgetränks aus, waren jedoch bereits Anlass zu heftiger Kritik, da für kleinere Kinder eine erhöhte Verschluckungsgefahr besteht, die nach übereinstimmender Einschätzung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und der Verbraucherzentralen im schlimmsten Fall zum Lungenkollaps führen kann. Allerdings wird hier zu Recht angemerkt, dass Bubble Tea aufgrund des hohen Zuckergehalts ohnehin nicht für Kleinkinder geeignet sei. Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten hingegen mit den Kugeln in dem Modegetränk klar kommen beziehungsweise ihr Verschluckungsrisiko ist minimal. Die nun entdeckten enthaltenen Schadstoffe nehmen jedoch alle Konsumenten auf, so dass hier generell von einem erhöhten Gesundheitsrisiko auszugehen ist.
In Bubble Tea ist „jede Menge Dreck drin“
Die Forscher des Instituts für Hygiene an der RWTH fanden in den analysierten Proben mehrere gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe, wie Styrol, Acetophenon und bromierte Substanzen. Bezüglich der hiermit verbundenen Gesundheitsrisiken erklärte Manfred Möller gegenüber der „RP“, das zum Beispiel Acetophenon, welches als unerwünschtes Beiprodukt vieler Herstellungsprozesse anfällt im Verdacht steht, Allergien auszulösen. Außerdem erhöhen die in allen Proben nachgewiesenen PCB-ähnlichen Stoffe das Risiko, an Krebs zu erkranken, erläuterte der Experte. Seiner Aussage zufolge steckt in den Kugeln des Bubble Tea „jede Menge Dreck drin.“ Von Seiten des Mönchengladbacher Bubble-Tea-Geschäfts, das zu einer bundesweiten Filialkette gehört, wurde zu den aktuellen Untersuchungsergebnissen bisher lediglich erklärt, dass die Kugeln aus Taiwan von einen Großhersteller bezogen werden, bei dem viele deutsche Anbieter ihre Ware ordern. Damit liegt der Verdacht nahe, dass die gesundheitsschädlichen Substanzen auch bei anderen Bubble-Tea-Anbietern nachzuweisen sind. Vermutlich wird die aktuell Mitteilung demnach nicht die letzte Gesundheitswarnung vor Bubble-Tea sein.
Schadstoffkonzentrationen im Bubble Tea bislang nicht ermittelt
Zu den enthaltenen Schadstoffkonzentrationen im Bubble Tea konnten die Wissenschaftler der RWTH bislang keine Angaben machen, so dass die tatsächliche Gesundheitsgefährdung derzeit kaum bestimmbar ist. Gegenüber der „RP“ erklärten Experten des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts in Münster, welches die Lebensmittel im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen analysiert, dass die Probemenge bei dem Fund in Mönchengladbach zu gering seien, um einen belastbare Aussage zu treffen. Wie schwerwiegend die Belastung mit PCB-ähnlichen Substanzen tatsächlich ist, muss demnach in kommenden Untersuchungen geklärt werden. Schon jetzt wird jedoch klar, dass nicht nur der hohe Kaloriengehalt und die Verschluckungsgefahr gegen der Bubble-Tea-Konsum sprechen. Zumal die hierzulande verkauften Varianten mit dem ursprünglich in Taiwan angebotenen Naturprodukt Bubble Tea nur noch wenig gemein haben.
Modegetränk mit vielseitigen Gesundheitsrisiken
In Taiwan ist Bubble Tea bereits seit gut 25 Jahren auf dem Markt. Ursprünglich als reines Naturprodukt auf Basis von schwarzem oder grünem Tee. Die im Mund zerplatzenden Perlen (Tapiokaperlen) werden aus Stärke der Maniokpflanze hergestellt und anschließend in Fruchtsirup verschiedener Geschmacksrichtungen getränkt. Im Laufe der Zeit änderte sich jedoch die Mixtur und die natürlichen Inhaltsstoffe wurden durch künstliche Aromen und Zusatzstoffe ersetzt. Heute ist Bubble Tea mit 300 bis 500 Kilokalorien je 200 Milliliter eine wahre Kalorienbombe, deren regelmäßiger Konsum das Risiko von Übergewicht und entsprechenden Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Krankheiten langfristig deutlich erhöht. Aber auch die künstlichen Aromen, welche als Ersatz für die natürlichen Fruchtaromen verwendet werden, sind durchaus kritisch zu bewerten, da hier zum Beispiel synthetische Azofarbstoffe zum Einsatz kommen, die als mögliche Auslöser für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) gelten. Welche Gesundheitsgefahren von den nun entdeckten PCB-ähnlichen Substanzen ausgehen, müssen weitere Untersuchungen überprüfen. (fp)
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