Hessisches Landeslabor untersucht Lebensmittelproben nach Chemieunfall in Oestrich-Winkel
29.08.2012
Der Chemieunfall in einer Schaumstofffabrik in Oestrich-Winkel hatte Mitte August Schrecken und Besorgnis unter den Bürgern der kleinen Gemeinde im Rheingau (Hessen) verbreitet. Sie fürchteten langfristige Belastungen durch freigesetzte Schadstoffe. Erneute Laborproben haben nun ergeben, dass keine Rückstände des giftigen Toluylendiisocyanats (TDI) in vor Ort angebauten Lebensmitteln nachzuweisen sind.
Zwölf Lebensmittelproben aus den Privatgärten in unmittelbarer Nachbarschaft zum Unglücksort des Chemieunfalls hat das Hessische Landeslabor auf TDI und dessen Abbauprodukte untersucht. Sämtliche Laborproben waren negativ, so die offizielle Mitteilung. Die Bürger in Oestrich-Winkel können demnach Aufatmen. Eine längerfristige Belastung durch die freigesetzten Giftstoffe ist offenbar nicht zu erwarten.
Zwölf Lebensmittelproben nach dem Chemieunfall untersucht
Binnen weniger Tage nach dem Chemieunfall in Oestrich-Winkel wurde „im Hessischen Landeslabor eine Analysenmethode zur Bestimmung des aus einem Tank des Herstellers freigesetzten Toluylendiisocynat (TDI) etabliert“, so die Mitteilung des Landeslabors. „Mit unserer empfindlichen Untersuchungsmethode haben wir bisher insgesamt zwölf Lebensmittelproben auf TDI und seine Abbauprodukte untersucht und dies alles mit negativem Ergebnis“, betonte der Direktor des Hessischen Landeslabors, Professor Dr. Hubertus Brunn, in Gießen. Jeweils „eine Probe Gurken, Nektarinen, Tomaten, Walnüsse, Zitronen und Birnen sowie sechs Proben Riesling-Trauben“ wurden von dem Landeslabor überprüft. Obst, Gemüse und Nüsse stammten aus Privatgärten in unmittelbarer Nachbarschaft zum Unfallort. Die Weintrauben wurden von Weinkontrolleuren des Landeslabors aus verschiedenen Weinbergparzellen in Oestrich-Winkel entnommen, welche zum Zeitpunkt des Chemieunfalls in der Hauptwindrichtung lagen.
Erleichterung angesichts der Ergebnisse des Hessischen Landeslabors
„Wären die Stoffe hier angekommen, hätten wir sie auch gefunden“, erläuterte der Direktor des Hessischen Landeslabors. Die negativen Untersuchungsergebnisse sind demnach ein Beleg dafür, dass kein Eintrag der Giftstoffe stattgefunden hat. „Um auch noch das letzte mögliche Risiko für die Verbraucherinnen und Verbraucher auszuschließen“, werden „neben den bereits untersuchten Proben in Kürze voraussichtlich noch einige Bodenproben analysiert“, erläuterte Brunn. Angesichts der bisherigen Laborergebnissen seien „diese Untersuchungen jedoch eher theoretischer Natur.“ Der Bürgermeister der Gemeinde Oestrich-Winkel im Rheingau, Paul Wiemann (CDU), zeigte sich von der aktuellen Mitteilung des Landeslabors durchaus erleichtert.
Mit Blausäure verwandte hochgiftige Chemikalie freigesetzt
Bei dem Chemieunfall in Oestrich-Winkel trat zunächst am Montag dem 13. August die giftige Chemikalie TDI bei einem Ladevorgang aus einem Sicherheitsventil aus. Offenbar war beim Produktionsprozess Wasser in das System gelangt und hatte zu einer unkontrollierten thermischen Reaktion geführt. Das entstandene Gas wurde anschließend durch das Sicherheitsventil freigesetzt. Es bildete sich eine Gaswolke, die von der Feuerwehr in einem mehrstündigen Einsatz mit Wasser gebunden wurde. In den kommenden Stunden reagierte der Stoff in dem betroffenen Tank anscheinend jedoch weiter, was am frühen Dienstagmorgen eine Verpuffung zur Folge hatte, die den Deckel des Chemietanks wegsprengte. Freigesetzt wurde die mit hochgiftiger Blausäure verwandte Chemikalie Isocyanat. Eine Substanz die laut Greenpeace „Husten, Atemnot, Schnupfen und Augenreizungen“ verursacht. In hohen Konzentrationen könne sie sogar tödlich sein. 26 Personen wurden aufgrund möglichem Kontakts mit dem Giftstoff vorsorglich im Krankenhaus behandelt, konnten jedoch relativ zeitnah wieder entlassen werden. (fp)
Bild: Matthias Preisinger / pixelio.de
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